„Wenn’s hupt, kommt ein Zug!“
Regionalgruppen Sachsen und Berlin/Brandenburg
12.06.2024
Wenn die Mitglieder der Regionalgruppen Sachsen und Berlin-Brandenburg zu Gast auf einer laufenden Großbaustelle der Deutschen Bahn sind, muss schon mit Warnungen wie: „Wenn´s hupt, kommt ein Zug!“ gerechnet werden. Aber mit der Umsicht von Mario Henneberger, Florian Wunderlich und Uwe Wenzel vom Logistikplanungsunternehmen Logsol wurden alle Teilnehmenden wohlbehalten durch das neue Werk 2 und das in Bau befindliche Werk 1 der DB Fahrzeuginstandhaltung in Cottbus geführt. Zu dem Besuch hatten die Regionalgruppen Sachsen und Berlin-Brandenburg gemeinsam unter dem Titel „Die Logistik im Partnerschaftsmodell Schiene - Neues Werk Cottbus der Deutschen Bahn“ eingeladen. Beim ausführlichen Rundgang durch die 445m lange und 25m breite Halle 2 erhielten die Gäste einen exklusiven Einblick in die moderne Instandhaltungseinrichtung. Da diese exakt auf die Spezifikationen der ICE-4-Modelle ausgelegt ist, reduziert sich die Wartungsaufenthaltszeit pro Zug von drei Monaten wie im Werk Krefeld auf nunmehr nur drei Wochen, perspektivisch sogar auf nur zwei Wochen. Dies gelingt u.a., weil zwei komplette ICE ohne Teilung auf je einem eigenen Wartungsgleis in die Halle einfahren können. An einem Zug, der gerade auf einem der zwei Wartungsgleise aufgeständert war, erklärten Wunderlich und Henneberger die verschiedenen Schritte der sogenannten „schweren Fahrzeuginstandhaltung“, den Unterschied zwischen regulären und außerplanmäßigen Instandhaltungsaufgaben und welche technischen Einrichtungen jeweils für diese Schritte notwendig sind.
Die ersten Hochbauteile der Halle 1 waren auch schon aufgestellt, aber die wahre Dimension der zukünftigen Werkhalle waren erst in den Visualisierungen und im Vergleich zur Halle 2 zu erahnen – oder anhand der müden Beine der Besucher nach der ausgedehnten Wanderung über die weitläufige Baustelle. Keine 20 Monate hat die Fertigstellung der Halle 2 gedauert. In den Schatten gestellt wird das jedoch von der nur 1,5-fachen Bauzeit für Halle 1 – bei 8-fachem Volumen im Vergleich zur Halle 2. Wie das überhaupt gehen kann, haben die Gastgeber auch verraten. „Partnerschaftsmodell Schiene“ heißt die Lösung. Dahinter verbirgt sich ein an der TU Berlin gemeinsam mit der Bahn und Partnern aus der Bauwirtschaft erarbeitetes Konzept zur integrierten Projektabwicklung. Kernidee dahinter ist, dass auf Grundlage eines Mehrparteienvertrags alle Vertragspartner eines Bau-Großprojekts bis zu einem gewissen Grad sowohl am Erfolg wie am Risiko beteiligt sind. Statt eine starre, zu Beginn definierte Leistungsbeschreibung zu erfüllen, haben alle Projektpartner einen starken Anreiz, mit pragmatischen wie innovativen Lösungen zum Projekterfolg beizutragen und somit an der pünktlichen, qualitativen und kostengünstigen Fertigstellung teilzuhaben.
Trotz vergaberechtlicher Herausforderungen zu Beginn hat die rekordverdächtig schnelle Fertigstellung der Halle 2 allen Verfechtern dieses Ansatzes schlussendlich Recht gegeben und einen neuen Standard für komplexe Bau-Großprojekte geschaffen.