Wissenschaft und Forschung

Wissenschaftspreis Logistik 2022

Dissertation zu Öko-Label für Landtransporte ausgezeichnet

Dr. Arne Heinold von der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel hat sich mit seiner Arbeit zum emissionsorientierten Management landgebundener Güterverkehre gegen zwei weitere Finalisten des Wissenschaftspreises Logistik 2022 durchgesetzt. Die Dissertation wurde betreut von Prof. Frank Meisel.

Der Personen- und Gütertransport verursacht einen erheblichen Anteil klimarelevanter Emissionen, deren Menge hängt vom Verkehrsmittel ab. Öko-Label haben sich in anderen Bereichen bereits etabliert, um Produkte und Dienstleistungen basierend auf ihrem Umwelteinfluss zu kennzeichnen. Mit den Farben Grün, Gelb, Orange und Rot zeigen sie, wie energiesparend Produkte sind.

An einer vergleichbaren Lösung für Transportdienstleistungen hat Arne Heinold gearbeitet. „Mit Öko-Labels, die ihre Umweltqualität kennzeichnen – Grün für gut oder Rot für schlecht –, können Logistikdienstleister Kundenpräferenzen berücksichtigen und Wettbewerbsvorteile realisieren“, sagt der Wissenschaftler.

In seiner Dissertation, die Teil eines Projekts der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) war, zeigt Heinold Methoden auf, mit denen sich Emissionen abhängig vom Verkehrsträger ermitteln und – was neu ist – auf einzelne Sendungen umrechnen lassen. Hierfür prüfte er Allokationsmethoden, die auf DIN-EN-Normen beruhen. Er analysierte multimodale Verkehre in 27 europäischen Ländern und berücksichtigte externe Faktoren wie Topografie oder Energieerzeugung. Geringere Transportemissionen führen demnach häufig zu längeren Transportzeiten. Wenn Logistiker ihre Transporte grün labeln wollen, müssen sie längere Lieferzeiten in Kauf nehmen.

Antworten für die Praxis

In der sogenannten Zeitenwende bekommen Wissenschaft und Forschung für die Praxis von Logistik und Supply Chain Management noch mehr Gewicht. Wie müssen Logistik- und Supply Chain-Netzwerke aufgestellt werden, um auch angesichts von Engpässen bei fast allen Ressourcen und schweren Störungen der Lieferketten die Kontrolle zu behalten, funktional und effizient zu bleiben? Die Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats und des Förderbeirats helfen, Antworten zu finden: Indem sie dem Netzwerk Knowhow verfügbar machen, relevantes Wissen im Journal Logistics Research teilen, Studien initiieren oder die Förderung entsprechender Forschungsprojekte koordinieren. Darüber hinaus hat der wissenschaftliche Beirat das von ihm konzipierte International Scientific Symposium in Logistics der BVL im Juni 2023 unter das Motto „Coping with Shortages and Disturbances“ gestellt.

Wissenschaftlicher Beirat

Der Wissenschaftliche Beirat tagte im Jahr 2022 zweimal, mit einer digitalen Sitzung am 25. Mai und einer reinen Präsenzsitzung am 18. Oktober, dem Vortag des Deutschen Logistik-Kongresses. Im internationalen wissenschaftlichen Journal „Logistics Research“ (LORE), das die BVL herausgibt, sind insgesamt zwölf Beiträge erschienen – neben regulären Veröffentlichungen in den Special Issues „ISSL21: Logistics for a Sustainable Future - Contributions from Science“ und „Supply Chain Analytics in the 2020s“. Darüber hinaus wurde die Ausschreibung zur Special Issue „Dynamics in Logistics – Models and Algorithms for Optimisation, Planning, and Control“ veröffentlicht.

Zum Jahresende arbeiten Mitglieder des Wissenschaftlichen Beirats gemeinsam mit McKinsey an einer Studie zu Collaboration in der Supply Chain, die 2023 veröffentlicht werden soll. Außerdem laufen die Vorbereitungen für das International Scientific Symposium on Logistics im Juni in Dresden.

Förderbeirat

Der Förderbeirat hat sich in diesem Jahr zu zwei Meetings getroffen, einmal hybrid im März und einmal in Präsenz in Berlin. Insgesamt wurde über 34 Kurzanträge entschieden. Die BVL hat in diesem Jahr 39 Langanträge bei der AiF vorgelegt, 14 davon sind Wiedervorlagen, also Überarbeitungen von zunächst abgelehnten oder schlecht bepunkteten Anträgen.

Thomas Kilimann (IO-Consultants GmbH & Co. KG), Andreas Mager (4flow AG) und Prof. Joachim Schmidt (Hochschule Ludwigshafen am Rhein) sind aus dem Förderbeirat ausgeschieden und wurden mit der Ehrennadel der BVL ausgezeichnet. Diese erhielten auch Tilo Bobel (A.P. Moller-Maersk A/S), bereits 2021 aus dem Gremium ausgeschieden, und Dr.-Ing. Christian Büssow (Grohe AG), der ebenso wie Jörn Fontius (Beumer Group) vom Förderbeirat in den Beirat wechselte. Neue Mitglieder des Förderbeirats sind Marie Brüning (OHB System AG), Dustin Schöder (Deutsche Bahn) und Johannes Stemmer (Obermark).

Veränderungen bei der industriellen Gemeinschaftsforschung

Die industrielle Gemeinschaftsforschung (IGF) wird sich ab 2023 formal verändern. Bisher ist die AiF als Verwaltungshelfer des Bundes aktiv. Jetzt möchte das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) einen Projektträger einsetzen, um mehr Rechtssicherheit für das Förderinstrument zu erlangen. Hierzu gibt es ab 2023 eine neue Förderrichtlinie und eine europaweite Ausschreibung der Projektträgerschaft. Dabei sollen die industriegetragenen Forschungsvereinigungen wie die BVL weiterhin eingebunden und das bisherige Gutachtersystem bestehen bleiben.

Projekt GATE - Forschungsprojekt will Emissionsmessungen vereinfachen

Um CO2-Emissionen effektiv reduzieren zu können, müssen sie korrekt erfasst und zugewiesen werden. Verschiedene Studien der vergangenen Jahre zeigen, dass insbesondere bei KMU erheblicher Nachholbedarf rund um dieses Thema besteht. Wird Nachhaltigkeit zunehmend zum Wettbewerbsfaktor, müssen engagierte KMU ihre CO2-Daten erheben können und weitergeben. Zudem sind die KMU für die Erreichung der Klimaziele entscheidend, da im europäischen Markt für Straßengüterverkehr 99 % der Transportdienstleister als solche klassifiziert werden können.

Hier setzt das Forschungsvorhaben „Ganzheitliche Ausweisung der Transportemissionen von KMU (GATE)“ an, ein Gemeinschaftsprojekt des Instituts für Logistik und Unternehmensführung (LogU) der Technischen Universität Hamburg (TUHH) und des Centers for Sustainable Logistics and Supply Chains (CSLS) der Kühne Logistics University (KLU). Die Kooperation wird durch die BVL ermöglicht, die als Bindeglied zwischen den Forschungseinrichtungen und der Industriellen Gemeinschaftsforschung (IGF) fungiert und die beteiligten Institute beauftragt. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) fördert das Projekt.

Geführt wird es von Wolfgang Kersten, Leiter des Instituts für Logistik und Unternehmensführung der TUHH und Mitglied im Wissenschaftlichen Beirat der BVL, sowie Moritz Petersen, Academic Director des CSLS an der Kühne Logistics University (KLU).