Schreckgespenst Fachkräftemangel. Vor allem bei den kleinen und mittelgroßen Unternehmen wird die Personalsituation zunehmend kritisch. Immer häufiger melden Bundesländer den Status der Vollbeschäftigung. Laut einer Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) hat fast jede zweite Firma inzwischen Schwierigkeiten, offene Stellen zu besetzen. In den Pflegeberufen sorgt der Fachkräftemangel bereits für katastrophale Zustände. Neben der Baubranche und dem Gastgewerbe ist es vor allem die Logistik, die händeringend um Fachkräfte buhlt.
Wie dramatisch die Lage ist, hat 2017 eine Umfrage der Bundesvereinigung Logistik (BVL) ergeben. Danach bleibt bei 35 Prozent der Branchenunternehmen die Hälfte der offenen Stellen auch nach zwölf Monaten unbesetzt. Recruiting wird zum erfolgskritischen Wettbewerbsfaktor. Aber dennoch gibt es sie auch in der Logistik: Firmen, die nicht über Recruiting-Probleme klagen und die nach wie vor genügend kompetente Mitarbeiter finden und einstellen. Was machen sie anders?
Je höher die Arbeitgeberattraktivität, desto wettbewerbsfähiger das Unternehmen
Vielleicht haben sie erkannt, dass heute nicht der Arbeitgeber, sondern der Bewerber die Qual der Wahl hat. Und dass mit der Arbeitgeberattraktivität auch die Wettbewerbsfähigkeit steigt. Offensichtlich waren sie gut beraten, sich klar zu profilieren, deutliche Botschaften zu formulieren und sich um ein positives Image als Arbeitgeber zu bemühen.
Employer Branding hat sich im War for Talents inzwischen als strategisches Instrument etabliert. Unternehmen müssen mehr denn je Profil zeigen, um von den heißbegehrten Fachkräften wahrgenommen zu werden. Positive Themen generieren und Versprechen halten – das ist der Weg aus dem Engpass, hin zur Mitarbeitergewinnung und -sicherung, sagen Employer Branding Experten. So einfach ist es aber nicht, sich am Markt zu positionieren. Unternehmen müssen wachsam sein und die Psychologie und Trends der Menschen im Generationenwandel aufmerksam verfolgen. Doch Vorsicht: Gerade hatte man begriffen, dass man die 25-35 Jährigen mit Statussymbolen nicht mehr locken kann, da geht es bei den Jüngeren – der Generation Z – noch tiefer in die Selbstverwirklichung. Sie sind sinnsuchend, fragend und möchten mehr Flexibilität und Mobilität, mehr Freiräume im Job. Beruf und Freizeit verschmelzen immer mehr. Diese Trends muss das Management im Auge behalten und im Personalmarketing berücksichtigen.
Transparenz gefordert – Jobsuchende wollen heute alles wissen
Wie die heutige Generation der Fach- und Führungskräfte tickt und wonach sie sucht, hat der erste Gehaltsreport von BirdieMatch ans Licht gebracht. Hier wurde deutlich, dass bei Unternehmen Themen wie Unternehmenswerte, Nachhaltigkeit, Work-Life Balance, flexible Arbeitszeitmodelle, Familienfreundlichkeit immer stärker ins Gewicht fallen. Nur mit Hilfe dieser Informationen kann der Bewerber herausfinden, ob das Unternehmen nicht nur fachlich, sondern auch ideologisch zu ihm passt. Unternehmen, die darüber keine klaren Auskünfte geben, haben schlechtere Chancen.
Authentizität und Ehrlichkeit anstatt Unverbindlichkeit und leere Worthülsen
Sein Fähnchen komplett in den Generationswind zu hängen, ist jedoch nicht der richtige Weg. Vielmehr geht es um Authentizität, Verbindlichkeit und ein geradliniges Profil ohne Allgemeinplätze und Worthülsen. Es reicht heute eben nicht mehr, Tätigkeitsprofile, Kompetenzen, Referenzen und den Gehaltsrahmen in einer Stellenbeschreibung abzubilden. 08-15-Features im Nominalstil sowie Versprechen, die nicht gehalten werden, sind sowieso tabu. Zu schnell entlarven und verbreiten soziale Medien und Unternehmensbewertungsplattformen Unzufriedenheit am Arbeitsplatz. Das Terrain ist umkämpft und kritisch – und jeder negative Post ein Angriff auf die Arbeitgebermarke.
Ein Umdenken ist erforderlich. Unternehmen müssen dem Thema Recruiting mehr Raum und Zeit schenken. Sie müssen nicht nur ehrlich kommunizieren, und sich klar mit deutlichen Botschaften positionieren. Entscheidend ist auch, wie pro aktiv nach Mitarbeitern gesucht wird. Active Sourcing ist die Antwort auf ausbleibende Bewerbungsfluten. Der Fachkräftemangel zwingt die Unternehmen heute, proaktive Recherchen zu betreiben und von sich aus auf potenzielle Mitarbeiter zuzugehen, anstatt nur auf Bewerbungen zu reagieren.
Clevere Unterstützung aus der digitalen Welt
Neue Anforderungen erfordern neue Methoden. Unternehmen, die ihre Arbeitgebermarke stärken möchten, nutzen immer häufiger digitale Wege der Kommunikation, nicht nur über die sozialen Medien, sondern auch über branchenbezogene Plattformen. Job-Matching Tools unterstützen, wenn es um die differenzierte Aufbereitung relevanter Themen und die zielgruppenspezifische Ansprache geht.
Die Möglichkeit zu einem Dialog auf Basis detaillierter Unternehmens- und Kandidatenprofile bietet das Online-Job-Matching. Der elektronische Abgleich von Kompetenzen, Interessen und Persönlichkeitsmerkmalen findet in Echtzeit und in Sekundenschnelle statt. Aufgaben und zentrale Fragestellungen des Employer Brandings werden hier umfassend beantwortet: Wofür steht das Unternehmen als Arbeitgeber? Wie hebt es sich von anderen ab? Welches Leistungsversprechen gibt es seinen Mitarbeitern? Wie wird die Mitarbeiterentwicklung gefördert? Welche Gestaltungsmöglichkeiten und Freiräume können genutzt werden?
Alle markenrelevanten Parameter formen sich über das digital hinterlegte Arbeitgeberprofil zu einem Bild, das die Erwartungshaltung des Kandidaten spiegelt und – über Algorithmen – per Mausklick auch trifft.
Fazit: Das Thema Mitarbeitergewinnung und -sicherung rückt als erfolgskritischer Wettbewerbsfaktor in den Fokus der unternehmerischen Aufgaben. Digitale Plattformen entwickeln sich in diesem Kontext zu einem vielversprechenden Kommunikationsbaustein für das Employer Branding. Denn in Zukunft geht es nicht um die einseitige Darstellung austauschbarer Arbeitgeberinformationen. Sondern um ein sehr detailliertes Profil, das Teil einer vollständigen, wie attraktiven Arbeitergebermarke ist, die zum Dialog einlädt.
Vielen Dank für das zielgenaue Herausarbeiten vieler wichtiger Aspekte – der Artikel bringt schön den Wandel im Recruiting in Zeiten des Fachkräftemangels auf den Punkt. Dabei sind neben Employer Branding, klaren Botschaften und Entgeltstrukturen auch flexible Angebote verschiedener Arbeitszeitmodellen zunehmend wichtig. Wer Menschen in Lebensphasen, die von Kindererziehung oder der Pflege von Angehörigen geprägt sind, als Mitarbeiter gewinnen will, muss Flexibilität bieten, damit sich Beruf und Privatleben vereinbaren lassen und entsprechende Beschäftigungsverhältnisse überhaupt aufgenommen werden.