Schon seit vielen Jahren hat die Logistikbranche die Vorzüge des digitalen Wandels erkannt und sich durch die Nutzung und Förderung technischer Entwicklungen als fortschrittlich gezeigt. Aufgrund der teilweise sehr komplexen Aufgaben der Logistikbranche sowie der strengen Richtlinien und Vorgaben, ist die Einbindung computergestützter Hilfsmittel in den Arbeitsalltag auch nur eine logische Konsequenz. Insbesondere die internationale Ausrichtung und damit einhergehende Umrechnungen und länderspezifische Vorgaben führen dazu, dass elektronische Helfer in der Logistikbranche häufig genutzt werden. Wie ist die Situation bezüglich mobiler Apps?
1. Vom Branchenbucheintrag über die responsive Webseite zur App: Logistikunternehmen heute
Zumindest in Deutschland hat mittlerweile nahezu jedes Logistikunternehmen eine eigene Webseite, die mehr oder weniger State of the Art ist. Die Entwicklung einer Webseite hat für verschiedene Logistikunternehmen unterschiedliche Gründe. Die Motivation reicht dabei von reiner Präsenz im Sinne einer Online-Visitenkarte über dem Bereitstellen von Informationen bis hin zu einer Umsatzsteigerung mittels eines Online-Shops. Doch mittlerweile genügt eine bloße Internetpräsenz lang nicht mehr.
Unternehmenswebseiten sollten möglichst responsiv sein, d.h. auch für Tablets und Smartphones geeignet. Sie sollten einfach zu bedienende Zusatzfunktionen wie eine Verfügbarkeitsabfrage von Produkten oder Produktfinder enthalten. Doch auch das genügt noch nicht: der Trend geht in Richtung App Entwicklung. Hier zeigt sich ein spannendes Businessfeld. Gerade in der Logistikbranche werden bereits zahlreiche Apps genutzt, doch ist der Markt relativ offen, sodass noch die Möglichkeit besteht, sich positionieren zu können. Dies gilt in zweierlei Hinsicht. Zum einen haben Logistiker die Chance, relativ günstig Apps in ihre Unternehmensstrukturen einzubinden und die Arbeit effizienter zu machen. Zum anderen kann man sich mit einer eigenen App noch recht einfach von der Konkurrenz absetzen. Die Anwendungsbereiche einer Unternehmens-App für den B2B sind vielfältig. Auch wer noch keine konkreten Ideen hat, kann sich von einer Internetagentur beraten lassen. Meist arbeiten hier nicht nur Entwickler, sondern auch Grafiker, Konzepter und Marketer an einem Strang.
2. Standard-Apps, welche beruflich genutzt werden
Egal ob iPhone oder beispielsweiße ein Samsung Handy mit Android – beim Kauf eines Smartphones sind bereits zahlreiche Apps vorinstalliert. Einige davon sind reiner Zeitvertreib oder belasten den Telefonspeicher nur unnütz. Andere hingegen können auch beruflich gut verwendet werden. Naheliegende Beispiele sind Google Maps mit der integrierten Navigationsfunktion oder jegliche Kalender-Apps mit Push-Funktion zur Erinnerung an Termine und der Möglichkeit zum Teilen.
3. Allgemeine Businessapps für die Logistik
Ein Schritt spezifischer als die vorinstallierten Apps sind speziellere Apps für verschiedene Business-Anwendungen, die sich jedoch nicht nur auf die Logistikbranche beziehen. Im Bereich Organisation ist beispielsweiße die App Wunderlist sehr hilfreich. Insbesondere für sehr kleine Unternehmen kann sie helfen, die Aufgaben in Tasks zu sortieren, diese Mitarbeitern zuzuweisen und die Konten zu synchronisieren. Ganz nebenbei kann man damit auch die Einkaufsliste mit dem Ehepartner synchronisieren und ein Häckchen bei „Milch“ setzen J. Weitere Applikationen in diesem Bereich sind Blitzer-Apps, Bußgeld-Kataloge für das Smartphone und Apps, die Uhrzeiten, Währungen und andere Einheiten umrechnen können. Mit entsprechenden Stichworten findet man diese recht schnell in den App-Stores.
4. Spezifische Logistik-Apps
Neben den genannten relativ gewöhnlichen Apps, sind hier besonders die speziellen Logistik-Apps interessant, die in den Bereichen Flottenmanagement, Behältermanagement, Ladungssicherung und internationaler Warenumschlag zu finden sind. Aus den zahlreichen Apps wurden nachfolgend nur wenige beispielhaft ausgewählt.
a) Apps im Flottenmanagement
Einige der bedeutendsten Apps für Logistikunternehmen sind von Fleetboard. Derzeit sind vier Fleetboard-Apps im Apple App Store und Google Play Store enthalten. Alle 4 Apps sind im Bereich des Flottenmanagements angesiedelt. Die Driver.app wendet sich besonders an LKW Fahrer, denen ein direkter Zugriff zu den Borddaten ermöglicht wird. Integrierte Funktionen sind ein Time-Manager, um Lenk- und Ruhezeiten einzuhalten oder auch eine Performance-Analyse, die Hinweise zum Fahrverhalten gibt. Mit der Dispopilot.app können Logistikprozesse mit Subunternehmern effizient gesteuert werden. Die Fleet.app hingegen richtet sich an Fuhrparkleiter, die hiermit ihre Fahrer und Fahrzeuge orten und mit ihnen kommunizieren können.
b) Apps im Behältermanagement
EURO-LOG hat sich wiederum etwas ganz anderes ausgedacht und eine Behältermanagement-App entwickelt. Sie fokussiert sich auf die mobile Erfassung von Behältern in der Kontraktlogistik und für Kanbanprozesse. Das primäre Ziel ist Lademittelbuchung und Buchungsbestätigung digital durchzuführen und somit Formulare in Papierform zu vermeiden.
c) Apps für Ladungssicherung, Parkplätze & internationale Fracht
Neben den Apps zum Flottenmanagement wird mit Brugg Lashing beispielsweise eine App zur Hilfe bei der Ladungssicherung geboten. Sehr hilfreich ist auch die App namens Truck Parking Europe, die LKW Fahrern hilft, einen freien Parkplatz zu finden, was schwieriger sein kann als der Laie vermutet. Die App mit dem treffenden Namen Cargolator (Cargo für Frachtgut + Calculator für Taschenrechner). Mit der Cargolator App kann Gewicht und Volumen für den internationalen Warenumschlag berechnet werden. Die App zeigt das mögliche Volumen sowohl für Luftfracht, Seefracht und Landtransport.
Schließlich sind auch Logistik-Spiele als App zum Download verfügbar. Dies beginnt bei reinen Spaßspielen wie der App Logistics Expert oder dem Transport Tycoon, ein Strategiespiel, bei dem man sein eigenes „Transportimperium“ aufbauen muss und reicht bis zum Quiz und diversen Lernspielen. Besonders nennenswert ist das interaktive Quiz von Studierenden der Kühne Logistics University in Hamburg, welches für Apple Geräte entwickelt wurde. Die Fragen beziehen sich auf 15 verschiedene Logistikbereiche und sind in mehrere Schwierigkeitsstufen unterteilt. Das Lernen von Formeln und Zusammenhängen wird so spielerisch erleichtert.
5. Spezielle Individuallösungen: Eigenentwickelte Apps für Logistikunternehmen
Wie wir oben beispielhaft aufführen konnten, existieren bereits viele Apps, die der Logistikbranche gute Dienste tun. Doch mindestens genauso viele Apps für Android oder iOS fehlen noch im App Store. Einer der positivsten Aspekte ist, dass jedes Unternehmen in Kooperation mit einer geeigneten App-Agentur oder einem Freelancer seine eigene mobile Applikation entwickeln lassen kann.
a) App-Eigenentwicklung für Nachwuchskräfte
Logistikbetriebe, die dringend motiviertes Personal suchen, finden interessierte junge Menschen vielleicht eher über eine Quiz-App mit integrierter Bewerberansprache als über klassische Stellenanzeigen. Eine solche App würde im Corporate Design gestaltet und dient somit gleichzeitig dem Branding bzw. Bekanntmachung des Namens.
b) App-Eigenentwicklung Ladungssicherung
Ein Unternehmen wie B+W Ladungssicherung, welches von Zurrgurten bis zu Staupolstern verschiedene Arten zur Sicherung von Ladung anbietet, könnte mit einer individuellen App einen Mehrwert für die Kunden bieten und zugleich den Umsatz steigern. In groben Zügen wiedergegeben, kann man in die mögliche App die Beförderungsart (Seefracht, Bahn, LKW), die zu verladende Fracht mit Maßen und ggf. die Containergröße angeben. Die App berechnet dann, ob und wie viele Antirutschmatten, Staupolster oder Zurrgurte benötigt werden und bietet passendes Zusatzmaterial wie Geruchsbinder oder Container Trockenmittel. Der Logistiker hat schnell eine Lösung und das Unternehmen bindet mit der App wertvolle Kunden. Eine klassische Win-win Situation.
6. Wohin geht der Weg?
Apps zur Sendungsnachverfolgung von Warenbriefen, Katalog-Apps mit bereitgestellten Produkten, ein Buchungssystem für selbstständige Fahrer mit freien Kapazitäten und Speditionen mit hoher Auslastung – der Anwendungsvielfalt von Apps im Logistikbereich sind keine Grenzen gesetzt. Die Branche muss sich nur trauen!
Leave a Reply