Wer sich in den 1990er Jahren ein Auto kaufte, der hatte die Wahl zwischen sieben bis acht Modellen pro Hersteller. Mittlerweile können die Kunden von Audi & Co. aus einer mehr als drei Mal so großen Modell- und Variantenvielfalt wählen. Treibende Kraft hinter dieser Entwicklung ist der stetig wachsende Wunsch nach Individualisierung auf Kundenseite. Gepaart mit immer kürzer werdenden Produktlebenszyklen ergab sich daraus, eine überdurchschnittlich hohe Nachfrage nach Logistikflächen in den vergangenen Jahren.
Während sich die Neubauaktivitäten der Automotive-Branche in 2010 noch auf 248.110 qm Fläche beliefen, erfolgte in 2012 für 624.236 qm und in 2014 für 661.990 qm Neubaufläche der Spatenstich. Absoluter Spitzenreiter ist allerdings das Jahr 2015, mit einem Neubauvolumen von insgesamt 755.610 qm Logistikfläche. Der aktuelle Logistikimmobilien-Seismograph zeigt, dass dieser Wert in 2016 kaum zu erreichen sein wird. Denn bisher rückten die Bagger für gerade einmal 254.401 qm neue Logistikfläche an. Kernnutzer der Logistikflächen bilden die traditionellen Automobilhersteller wie BMW, VW, Daimler, Audi oder Ford sowie Logistikdienstleister und Automobilzulieferer.
Flächen weiterhin gefragt
Gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet die Automotive-Branche derzeit eine eher moderate Neubaudynamik. Im Jahresverlauf kann diese angesichts angekündigter Projekte aber durchaus wieder an Fahrt aufnehmen. Die Voraussetzungen sind mit der stetigen Einführung weiterer Modellreihen und der Ausweitung der Produktionskapazitäten jedenfalls bestens. Auch die seit Februar 2016 stabile Entwicklung des Exportgeschäftes führt zu einer gesicherten Flächennachfrage. Für die Automobilzulieferer und den After-Sales-Bereich zeichnet sich ein ähnliches Bild. Denn in den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass der Umsatz mit Serviceleistungen auch in wirtschaftlich angespannten Zeiten stabil bleibt. Somit wird der Automotive-Bereich auch weiterhin ein wichtiger Treiber für die Entwicklung von Logistikflächen sein.
Passgenaue Infrastruktur
An welchem Standort eine neue Lagerfläche entsteht, hängt von unterschiedlichen Faktoren wie beispielsweise der Nutzungsart ab. Wird die Lagerhalle zur Produktionsversorgung benötigt, dann ist die Nähe zum Produktionsstandort ein unverzichtbares Ansiedlungskriterium. Derzeit erfolgt für BMW der Bau eines knapp 49.000 qm großen Logistikzentrums im bayerischen Landshut. Die als Versorgungszentrum geplante Anlage wird direkt mit dem angrenzenden BMW-Produktionswerk verbunden sein. Das spart Transportwege, verringert das Risiko von Lieferverzögerungen und senkt durch einen effizienten Warenumschlag zusätzlich die Logistikkosten. Entsteht die Lagerfläche etwa um das Exportgeschäft abzuwickeln, dann ist ein Umschlagsterminal – idealerweise mit Hafenanbindung – gefragt. Deutlich veränderte Anforderungen an den Standort verzeichnet der Ersatzteilmarkt. Durch die erhöhte Teilevielfalt und verkürzte Lieferzeiten wird verstärkt in Regionallager, statt in eine zentral organisierte Lagerhaltung investiert. Insgesamt weist die Branche ein stark punktuelles Muster auf und ist durch Standortfaktoren wie KV-Terminals, der Nähe zu den Produktionshochburgen und der Verfügbarkeit von Fachkräften geprägt.
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