Die verstärkte Diskussion über Digitalisierung in den letzten zwei Jahren hat zu einer größeren Offenheit und einem erhöhten Interesse gegenüber neuen Technologien geführt. Ein gutes Beispiel dafür ist Blockchain. Wurde die Cloud in ihrer Anfangszeit noch sehr kritisch beäugt, wird die Blockchain als neue Technologie sehr positiv begrüßt. Offenheit gegenüber neuen Technologien hilft der Logistik – auf der einen Seite.
Auf der anderen Seite ist die Nutzung von Technologien nur um ihrer selbst Willen nicht zielführend, solange damit kein klarer Mehrwert für das Business verbunden ist. Und genau hier stehen wir auch mit der Diskussion um Blockchain: Wo hilft sie der Logistik ganz konkret und welche Vor- und Nachteile sind mir ihr verbunden?
Blockchain hat folgende Vorteile, die auch für die Logistik relevant sind:
- Fälschungen von Blockchain Transaktionen sind unmöglich. Entlang der Supply Chain gibt es viele Prozesse und Informationen, die besonders schützenswert sind, z.B. finanzielle Transaktionen, Angebote, Beauftragungen und Verträge oder auch wichtige Dokumente wie Akkreditiv oder Konnossement sowie Zollprozesse.
- Teilnehmer, die sich vorher nicht persönlich kannten, können mithilfe von Blockchain dennoch sichere Verträge schließen und miteinander ohne Risiko ins Geschäft kommen. Dies bedeutet eine Beschleunigung von Prozessen und eine Vergünstigung von Prozesskosten, da Teilnehmer nun direkt zusammenarbeiten können. Konkret müssen z.B. Dokumente oder finanzielle Transaktionen nicht mehr über Mittler ausgetauscht werden. Diese Eigenschaft hat das größte Disruptionspotenzial für die Logistik, da manche Stakeholder oder Funktionen in Zukunft komplett entfallen könnten.
- Die dezentrale Haltung von Daten verleiht dem System eine hohe Stabilität und macht es robust gegen den Angriff von Hackern.
Die Blockchain Technologie steckt allerdings noch in den Kinderschuhen und ist daher in vielen Bereichen noch nicht ausgereift:
- Sie funktioniert kaum unter großer Datenlast. Heute könnten also Nischenprozesse, aber keine Massendaten entlang der Supply Chain über Blockchain abgewickelt werden.
- Eine Datenabfrage funktioniert in der Blockchain deutlich langsamer als bei einer normalen Datenbank. Der Ver- und Entschlüsselungsprozess bei einer blockchain-basierten Bitcoin-Transaktion benötigt heute 10 Minuten. Das passt nicht zum Anspruch der Logistik auf Datenaustausch in Echtzeit.
- Eine Bitcoin-Transaktion kostet heute Strom im Wert von ca. 30 Euro (Quelle faz.net). Das lässt darauf schließen, dass Blockchain für die Abwicklung von Massentransaktionen, z.B. im Tracking, heute noch keine Alternative ist, selbst wenn die Preise hier günstiger sind.
- Wie bei jeder neuen Technologie gibt es auch bei Blockchain noch Hürden in der Integration in das Vertragsrecht.
Im nächsten Schritt muss der Mehrwert von Blockchain mithilfe konkreter Business-Cases für die Logistik bewertet werden. Eine enge Zusammenarbeit von Logistikern und Technologieexperten ist dabei entscheidend, um praktischen Nutzen zu schaffen.
Sehr geehrte Frau Heisterkamp,
ich habe bei Ihrem Artikel wie auch bei vielen Gesprächen, die ich zum Thema Blockchain führe, den Eindruck, dass die Begriffe Bitcoin und Blockchain häufig synonym verwendet werden. Das ist nicht zutreffend. Blockchain ist die zugrundeliegende Technologie (DLT – distributed ledger technology) von Bitcoin. Bitcoin ist eine Kryptowährung und damit eine mögliche Implementierung auf Blockchain-Basis. Die von Ihnen genannten Nachteile von Bitcoin (geringe Transaktionsraten, hoher Stromverbrauch) gelten nicht allgemein für andere Blockchain-Implementierungen.
Für Business Anwendungen z.B. in der Logistik werden aktuell andere Frameworks entwickelt, mit denen sich die von Ihnen genannten Anforderungen der Branche besser umsetzen lassen. Ich denke da z.B. an Hyperledger Fabric zur Realisierung von Permissioned Blockchain-Anwendungen oder das Projekt Bigchaindb (eine skalierbare Datenbank auf Blockchain-Basis). Allerdings stecken auch diese Produkte noch in den Kinderschuhen und müssen ihre Eignung als Basis für Enterprise-Anwendungen noch nachweisen.
sorry, Heistermann natürlich, nicht Heisterkamp
Hallo Herr Kaufmann, ja Bitcoin ist das prominenteste Beispiel zu Blockchain und wird daher oft als Beispiel herangezogen, da es in der Logistikwelt noch an konkreten Erfahrungen in dieser Umsetzungsintensität fehlt. Je größer eine Blockchain, desto sicherer aber auch teurer und langsamer ist sie (siehe Bitcoin). Für mich ist die Frage noch offen, in welche Größenordnung sich Blockchains in der Logistik in Zukunft bewegen werden.
Sehr lobenswert, sich im Rahmen der Logistik mit der Blockchain auseinanderzusetzen. Dies könnte in Zukunft über den Erfolg eines Unternehmens entscheiden. Was echt ein Vorteil der Blockchain in der Logistik ist, ist die Transparenz. Jeder kann jederzeit genau nachverfolgen, wo in der Lieferkette das Produkt seine Entwicklung genommen hat. Woher kamen die Rohmaterialien, wann wurde es verarbeitet und wo befindet sich das Endprodukt in genau diesem Moment? Solche Fragestellungen könnten mit der Blockchain beantwortet werden.
In meinem Blog gehe ich detailliert auf ein Thema dieses Beitrags ein. Ich betrachte nämlich auch die Vor- und Nachteile der Blockchain-Technologie: http://www.blockchain-infos.de/vorteile-und-nachteile-der-blockchain-technologie/