Die große Herausforderung, Pakete erfolgreich an den Empfänger auszuliefern, ist und bleibt die Achillesferse der Paketlogistik. Das hat nicht nur entnervte Kunden und Zusteller zur Folge, sondern sorgt auch für erhöhtes Verkehrsaufkommen durch die Zustellfahrzeuge und zunehmende CO2-Belastung, die mit auf das Konto der Paketdienste geht. Je nach Zustellalternative fallen die CO2-Emissionen allerdings völlig unterschiedlich ins Gewicht. So ist es keine Überraschung, dass die Lieferung an die Privatadresse im Vergleich mit anderen Optionen noch ganz gut abschneidet, sofern sie auf Anhieb erfolgreich ist.
Doch hakt es nach wie vor auf den letzten Metern, da die Zustellung meist tagsüber erfolgt, wenn die Empfänger nicht zuhause sind. Nicht selten bedarf es mehrere Zustellversuche oder die Abholung in einer Postfiliale oder Paketshop, bis der Kunde seine Ware in den Händen hält. Dieses Hin und Her kostet den Paketboten, aber auch den Empfängern viel Zeit, Nerven und vorallem Wegstrecke – und schadet damit auch der Umwelt. Bei erfolgreicher Erstzustellung schlägt die Lieferung an die Privatadresse nach von myClimate zertifizierten Berechnungen mit rund 277 Gramm zu Buche. Beim dreimaligen Zustellversuch an die Haustüre beträgt der CO2-Ausstoß im Schnitt über ein Kilogramm pro Paket – fast ein fünffaches mehr! Muss die Sendung bei nicht erfolgter Zustellung im Postamt abgeholt werden, ist der Wert nahezu identisch.
Mit Nachdruck für mehr Nachhaltigkeit
Um den Verkehr und damit auch die Umwelt zu entlasten, suchen Logistikunternehmen, ebenso wie Städte und Kommunen mit Hochdruck nach den optimalen Lösungen für die Paketzustellungen. Vor allem der Transport zur Haustür des Kunden soll künftig durch attraktive Alternativen so effizient und umweltschonend wie möglich werden. Nach wie vor bewährt sind Paktshops und auch Packstationen. Bei dieser Optionen fallen die CO2-Auswirkung zwar geringer aus, dennoch sind es über 800 Gramm Kohlendioxid, die hierbei ausgestoßen werden. Zudem sind diese alternativen Anlieferungsstellen in vielen Städten und Regionen nicht ausreichend vorhanden oder befinden sich in suboptimaler Lage. Und bei Packstationen kommt noch das Problem der Überfüllung hinzu. Meist muss der Empfänger am Ende doch in den PKW steigen, um das Paket abzuholen.
Dabei ist der Ansatz einer gebündelten Lieferung an einer zentralen Stelle an sich gut gedacht. Am besten umsetzen lassen sich allerdings diejenigen Konzepte, die den anbieterübergreifenden Ansatz verfolgen. Solche Konzepte sind beispielsweise in Berlin im Einsatz, wo Paketkästen mit mobilen Containern als innerstädtischer Umschlag- und Konsolidierungspunkt getestet werden. Die Boxen können von allen KEP-Dienstleister genutzt werden, um ihre Sendungen für ein Zielgebiet zu sammeln und von dort weiter zu verteilen. Das funktioniert ebenfalls in die andere Richtung, indem Sendungen aus dem Zielgebiet eingesammelt und zu Adressen außerhalb des Gebietes gebracht werden. Mit dem gebündelten Zustellen an zentrale Annahmestellen lässt sich nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch eine erhebliche Menge an CO2-Emissionen reduzieren.
Lieferung ins Büro entlastet Verkehr und Umwelt
Im Vergleich zu den bislang verbreiteten Lösungen, wie Paketshop & Co., erweist sich die Zustellung an den Arbeitsplatz als eine der nachhaltigsten Alternativen. Das ist unter anderem darin begründet, da hier Pakete gebündelt und zusammen mit B2B-Paketen angeliefert und garantiert entgegengenommen werden. Somit entfallen die Mehrfahrfahrten an die Privatadressen und die Fahrten in die ohnehin schon überfüllten Innenstädte – dennoch können bei weniger Stopps mehr Sendungen ausgeliefert werden. Dadurch wird der Verkehr, ebenso wie die Umwelt deutlich entlastet. Eine spezielle Lösung für die rechtich klar geregelte Zustellung im Büro bietet das Startup pakadoo, das gerade mit dem Nachhaltigkeitsaward der BVL ausgezeichnet worden ist. Über den digitalen Service lässt sich sowohl die Anlieferung, als auch die Aufgabe von Retouren zuverlässig, mit eindeutigem Gefahrenübergang und ohne großen Aufwand abwickeln. Der Arbeitgeber kann mit diesem sicheren Prozess seinen Mitarbeitern einen attraktiven und für ihn kostengünstigen Service als Social Benefit anbieten. Eine Win-win-Situation, von der Onlineshopper, Arbeitgeber, KEP-Dienste, die Umwelt und auch die Allgemeinheit profitieren. Und damit ein Beispiel für Nachhaltigkeit durch logistische Effizienz.
Die Lieferung mit Lastenrädern, Zustellung mit E-Fahrzeugen in Innenstadtarealen und eine effiziente letzte Meile mit Micro-Depots werden helfen, die CO2-Belastung durch Zustell-Leistungen nachhaltig zu senken. Das geht allerdings nicht ohne eine digitale Softwarelösung, die bidirektional Versender-Logistiker-Zusteller mit dem Empfänger verbindet. Es sind nicht nur die Nerven der Empfänger, die empfindlich auf Fehlzustellungen reagieren, auch der Geldbeutel der Versender wird schon beim zweiten Versuch empfindlich getroffen. Die Marge ist da schon aufgebraucht…
Zur Digitalisierung der Transportlogistik bzw. Logistik 4.0 hat Fraunhofer IIS eine sehr interessante Studie publiziert, die sich hier findet: https://www.scs.fraunhofer.de/content/dam/scs/de/dokumente/studien/Transportlogistik.pdf
Danach planen über drei Viertel der Transportlogistiker eine “Flexibilisierung der Zustellung nach Ort und Zeit” (76%) und fast 80% eine Automatisierte Echtzeit-Benachrichtigung (79%). durch Digitalisierung.
So einfach ist das: Empfänger glücklich, Logistiker erffizient. Man muss nur in Digitalisierung und hybride Logistik investieren 😉