Die Transport- und Logistikindustrie muss sich auf ein sich schnell entwickelndes regulatorisches Umfeld im Bereich der Nachhaltigkeit anpassen. Da der globale Handel zunehmend mit Klimazielen verflochten ist, ist eine proaktive Haltung unerlässlich, um diese transformative Zeit zu navigieren.
Auf der 29. Konferenz der Vertragsparteien (COP29), die vom 11. bis 22. November 2024 in Baku, Aserbaidschan, stattfand, wurden Fortschritte und Kooperationen zur Erreichung der Klimaziele herausgestellt. Frühere COPs haben Fortschritte beim Umgang mit der hohen Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen erzielt, COP29 vertagte diesen Agenda Punkt, was die Komplexität der globalen Abstimmung individueller Länderinteressen widerspiegelt.
Dieser Artikel fasst die logistikrelevanten Punkte zusammen und reflektiert über die Bedeutung der Ergebnisse von COP29 für die Branche.
Dekarbonisierung des Straßengüterverkehres
Die Electric Vehicles Initiative (EVI) des Clean Energy Ministerial (CEM) zeigte Fortschritte bei der Einführung emissionsfreier Fahrzeuge (ZEVs), mit einem starken Fokus auf mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge (MHDVs). Drive 2 Zero kündigte zwei neue Korridore zur Global Green Road Corridors (GGRC)-Initiative an. Mit Mosambik und Äthiopien als neue Unterzeichner des Global Memorandum of Understanding (Global MOU) über emissionsfreie mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge (ZE-MHDVs), erhöht sich die Gesamtzahl der Unterzeichner auf 38. Es wurden ebenfalls 34 neue Unterstützer des Global MOU bekannt gegeben, damit unterstützen nun mehr als 220 Industriepartner die MOU-Ziele. Die ZEV Emerging Markets Initiative (ZEV-EM-I) erweiterte ihren Einflussbereich, wobei Mexiko sich verpflichtete, bis 2030 über 17.000 Elektrofahrzeuge einzuführen, was Frachtlastwagen miteinschließt.
Als Reaktion könnten Regierungen regulatorische Rahmenbedingungen einführen oder verstärken, die sauberer Technologien fördern, wie z.B. Subventionen für Elektrofahrzeuge, sowie neue Emissionsstandards und Strafen für Fahrzeuge mit hohen Emissionen zur Folge haben. Sie könnten auch verstärkt in Projekte investieren, die nachhaltigen Transport unterstützen, einschließlich des Ausbaus elektrifizierter Schienennetze sowie von Elektrofahrzeug-Ladeinfrastrukturen. Dies eröffnet Chancen für Investoren und Banken.
Transport- und Logistikunternehmen, aber auch Verlader sollten ihre Strategien an die politischen Entwicklungen anpassen und beispielsweise mehr Fokus auf die Berechnung der CO2-Emissionen legen. Transportverbände können sich für staatliche Förderung und Infrastrukturprojekte einsetzen.
Avoid & Shift Durchbruch
COP29 führte den Avoid & Shift Durchbruch ein, der zum Ziel hat, den Anteil von energieeffizientem und fossilem und brennstofffreiem Landtransport für Personen und Güter bis 2030 zu verdoppeln. Diese Initiative unterstützt den Wechsel zu Schienentransport und Elektrofahrzeugen. Der Fokus auf Avoid & Shift-Strategien bedeutet einen ganzheitlicheren Ansatz zur Dekarbonisierung über die reine Elektrifizierung hinaus.
Avoid umfasst die Reduzierung unnötiger Touren und die Optimierung der Logistik zur Verringerung des Gesamtvolumens der transportierten Güter. Unternehmen, Versender, Spediteure und Frachtführer können Emissionen reduzieren, indem Touren und Kapazitäten weiter optimiert werden. Die Digitalisierung der Logistik, was der Routenplanung und Lastoptimierung zugutekommt, spielt dabei eine entscheidende Rolle. Verbesserte Absatzprognosen und Bestandsmanagement können helfen, übermäßigen Transportbedarf zu vermeiden; das Fördern von Homeoffice kann Pendelzeiten der Mitarbeiter und deren Kohlenstofffußabdruck reduzieren.
Shift impliziert den Übergang von emissionsintensiven Verkehrsträgern/mittel wie Diesel-Lkw und Luftfracht zu nachhaltigeren Alternativen wie Bahn, Binnenschiff und Elektrofahrzeugen. Fußgänger- und Fahrradoptionen reduzieren die Abhängigkeit von motorisierten Fahrzeugen auf der letzten Meile. Unternehmen sollten den Übergang zu nachhaltigeren Transportkonzepten und Fahrzeugoptionen anstreben. Regierungen sollten unterstützende Maßnahmen lancieren und regulatorische Rahmenbedingungen schaffen, die die Einführung von Avoid & Shift-Strategien fördern. Dies umfasst die Finanzierung von Schieneninfrastrukturprojekten sowie die Förderung multimodaler Transportlösungen. Die auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Planung von Städten und Industriegebieten und Schienenanschlüsse sind Schwerpunkte von Avoid & Shift.
Während der Avoid & Shift Durchbruch einen vielversprechenden Weg zur Dekarbonisierung des Frachttransports darstellt, bleiben Herausforderungen bestehen. Interessengruppen könnten neue Maßnahmen aufgrund hoher Kosten oder der notwendigen Umstellung bestehender Abläufe vor sich herschieben, sollte der Staat nicht finanzielle und mit anderen Maßnahmen unterstützt.
Nachhaltige Luftfahrt
Während COP29 verabschiedete die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) einen globalen Rahmen für nachhaltigen Flugkraftstoff (SAF). Dieser Rahmen erleichtert den Produktionsausbau und den Einsatz saubererer Flugkraftstoffe. Er umfasst spezifische Ziele wie eine Reduzierung der Emissionen um 5 % bis 2030 durch die Verwendung von SAF und anderer saubererer Energiequellen.
SAF macht derzeit etwa 0,2 % des gesamten Flugkraftstoffverbrauchs weltweit aus. Die Erreichung von netto null Emissionen bis 2050 erfordert erhebliche Investitionen und Innovationen im Bereich SAF. Laut ICAO könnte eine Skalierung der SAF-Produktion Investitionen in Höhe von 3,2 Billionen US-Dollar bis 2050 erfordern. Die COP29 Gespräche beinhalteten auch innovative Finanzierungsansätze und Risikoverteilungsmodelle, die den Zugang zu Kapital für Entwicklungsländer erleichtern könnten.
Fluggesellschaften sind gefordert, ihre Strategien mit den Dekarbonisierungszielen in Einklang bringen. Fluggesellschaften benötigen möglicherweise langfristige Verträge mit SAF-Produzenten zur Sicherstellung der Versorgung sowie Stabilisierung der Kosten; sie könnten auch in Forschung und Entwicklungsprojekte investieren, um innovative Dekarbonisierungstechnologien und neue Konzepte zu entwickeln.
Während Regierungen Vorschriften umsetzen, müssen Fluggesellschaften Compliance sicherstellen und ihre Betriebsabläufe anpassen, um SAF in ihre Kraftstoffversorgung einzubeziehen – was Änderungen bei Betankungsprozessen, Logistik sowie möglicherweise Modifikationen an Flugzeugen umfasst.
Maritime Dekarbonisierung
Die Clydebank-Erklärung für grüne Schifffahrtskorridore begrüßte neue Unterzeichner wie Südkorea und Litauen. Die Erklärung wurde auf COP26 im Jahr 2021 mit dem Ziel ins Leben gerufen, emissionsfreie Schifffahrtsrouten zwischen Häfen einzurichten. Das American Bureau of Shipping (ABS) kündigte das Netzwerk karibischer grüner Schifffahrtskorridore an und arbeitet am grünen Schifffahrtskorridor im Golf von Mexiko. Kanada kündigte im Rahmen seines Programms für grüne Schifffahrtskorridore eine Finanzierung in Höhe von 83 Millionen US-Dollar an. Der FIN-EST Green Corridor, d.h., die Häfen Tallinns und Helsinkis sowie verschiedene Städte und Reedereien verstärken ihre Bemühungen, durch 19 gemeinsame Projekte null Emissionen in einer Vielzahl von Bereichen zu erzielen.
Die Zero Emission Maritime Buyers Alliance (ZEMBA) verkündete den ersten kommerziellen Einsatz von E-Kraftstoffen im maritimen Sektor mittels ihrer Ausschreibung im Januar 2025. Im Rahmen dieser Initiative wird Hapag-Lloyd etwa 20.000 Tonnen fossiles LNG durch abfallbasiertes Biomethan ersetzen; dieses wird aus Deponiegas und Tierabfällen produziert. Das Blue Visby Consortium, das aus über 30 Organisationen besteht, entwickelt eine multilaterale Plattform, die es Schiffen mit demselben Zielort ermöglicht ihre Ankunftszeiten zu optimieren, um damit Kraftstoff, Emissionen und Kosten zu senken.
Die Initiativen zeigen deutlich: Die Akteure im maritimen Transportbranche arbeiten heute enger beim Thema Dekarbonisierung zusammen.
Schlussfolgerung – Zusammenarbeit ist ein kritischer Erfolgsfaktor
Die Ergebnisse von COP29 spiegeln die entscheidende Rolle des Frachttransportsektors bei der Erreichung globaler Klimaziele wider. Länder können ihre Ziele nur erreiche, wenn die an den globalen Lieferketten beteiligten Akteure einbezogen werden und eng zusammenarbeiten. Transport und Logistik kommt damit eine große Verantwortung zu.
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