Das Thema Fahrermangel ist in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Wurden die Lieferengpässe in Großbritannien hierzulande anfangs noch als selbstverursachte Brexit-Folge belächelt, geistern sie mittlerweile wie ein böses Omen durch die Tageszeitungen. Auch auf dem deutschen Markt wurden besonders in der Hochphase vor Weihnachten Lieferengpässe deutlich spürbar – und langfristig wird sogar der Versorgungskollaps prognostiziert. Vor allem der Mangel an Berufskraftfahrerinnen und -fahrern, durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie noch deutlich verschärft, wird oftmals als Grund zitiert. Erfolgreiches Capacity Sourcing kann zumindest kurzfristige Abhilfe schaffen.
In einem Bericht zu den Auswirkungen der Coronakrise fasst das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) Umfrageergebnisse zur Marktsituation 2021 zusammen. Demnach beriefen sich „nahezu alle“ Teilnehmenden auf durch den Mangel und weiteren Ausfall an Fachkräften ausgelöste betriebliche Herausforderungen. Trotz Frachtraumverknappung können Fahrzeuge teils wegen fehlender Fahrerinnen und Fahrern nicht eingesetzt werden. Der BGL beziffert die Krise bekanntermaßen auf 60.000 bis 80.000 fehlende Nachwuchskräfte. In einem Aktionsplan schlägt er langfristige Maßnahmen vor, um Verhältnisse wie Ende letzten Jahres in England zu verhindern. An erster Stelle stehen Wertschätzung und Anerkennung für die systemrelevante Leistung, gefolgt von besseren Arbeitsbedingungen. Trotz wiederholtem Aufruf an Politik, Wirtschaft und Gesellschaft steht die konkrete Umsetzung noch aus. Auch einen Notfallplan für den durch die Pandemie und Quarantänebedingungen erhöhten Krankenstand gibt es noch nicht.
Der Transportmarkt rückt zusammen
Die schrumpfenden Kapazitäten deutscher Unternehmen führen unweigerlich zu neuen Strukturen auf dem Transportmarkt. Ausländische Logistiker nehmen mittlerweile eine unbestreitbar kritische Rolle ein. Laut einer Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und Digitale Infrastruktur belief sich ihre Transportleistung über alle Hauptverkehrsverbindungen im nationalen Markt 2019 bereits auf 42 Prozent, im grenzüberschreitenden Verkehr sogar auf 91 Prozent. Logistikplattformen stellen in diesem Kontext eine wertvolle Ressource dar: Sie vermitteln zwischen Fahrern, Speditionen und Verladern.
Optimale Auslastung bestehender Kapazitäten
Die zentrale Funktion der Plattformen ist es, die Teilnahme an Frachtauktionen zu ermöglichen. Dabei tragen sie maßgeblich zu effizientem Capacity Sourcing bei: Auftraggeber können auf bestehende Kapazitäten zurückgreifen oder neue erschließen. Die optimierte Ausnutzung verfügbarer Kapazitäten kann die Auswirkungen des Fahrermangels in Deutschland zumindest abschwächen. Und: Im Speditionsalltag können Logistikplattformen maßgeblich sein, um kurzfristige Ausfälle zum Beispiel bei Krankheit oder Quarantäne auszugleichen.
Auf der Trans.eu-Plattform erreichen Frachtvorschläge so zum Beispiel bis zu 25.000 verifizierte Frachtführer. Neben einer individualisierbaren Gruppenfunktion bietet diese Logistikplattform im Speziellen auch die Möglichkeit, Angebote automatisiert zunächst an feste Partner auszuspielen und erst danach auf der allgemeinen Börse anzubieten. Eine Load-Matching-Funktion verhindert zu dem Leerfahrten und bündelt Verkehre. Alles in allem können Angebote so festen oder neuen Partnern einfach zugespielt und anschließend verwaltet werden.
Logistikplattformen: Kooperation auf Augenhöhe
Die Idee der Logistikplattform als einfache Frachtenbörse hat sich allerdings längst überholt. Moderne Plattformen schaffen die Voraussetzungen für erfolgreiche und sichere Kooperation über Grenzen hinweg. Je nach Leistungsspektrum erleichtern sie durch eine Vielzahl von Funktionen die Zusammenarbeit. Besonders mobilen Anwendungen sind in diesem Kontext entscheidend, da sie flexibel eingesetzt werden können und sowohl Unabhängigkeit der Fahrer wie auch den Informationsaustausch zwischen allen Beteiligten gewährleisten.
Preis-Benchmarking, also eine Funktion, die anhand von Frachtraten und vorausgegangenen Transportaufträgen Tarife vorschlägt und vergleicht, dient zudem als empirischer Richtwert für Auftraggeber und Frachtführer und erhöht so die Transparenz bei den Verhandlungen. Online-Chats, in denen Nachrichten automatisch in die Zielsprache übersetzt werden, ermöglichen problemlose und intuitive Kommunikation, um die Zusammenarbeit zu vereinfachen. Die automatische Dokumentation und Archivierung von Statusupdates und wichtigen Informationen reduziert die Belastung für Fahrer und vereinfacht Compliance deutlich.
Effizientes Capacity Sourcing wird also durch Logistikplattformen und digitale Lösungen einfacher. Sind Sie bereits Mitglied einer solchen Plattform oder kommen bei Ihnen andere Lösungen zum Einsatz?
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