Vom Klopp-Effekt und Führungsqualitäten, die weit über Fachkompetenz hinausschießen
Jürgen Klopp steuerte den FC Liverpool zurück in die europäische Spitze. Und nicht nur die Fußballwelt ist fasziniert. Die Schlagzeilen rund um den Startrainer schaffen es vom Sportressort bis auf die Titelseite des Manager-Magazins. Überall lobt man ihn als Charismatiker, als Leitfigur. Er wird als Speaker zu Wirtschaftskongressen und Unternehmensveranstaltungen geladen und gilt als Vorbild für Wirtschaftsbosse. Was ist das Geheimnis dieses Mannes, der Chefs von Weltkonzernen aufhorchen lässt? Was haben Fehlpässe, Schwächen in der Verteidigung und mangelnde Torgefährlichkeit mit Krisen von Wirtschaftsunternehmen zu tun? Ob Inspiration, Führung oder Motivation – der Blick auf den Fußballplatz lohnt sich. Wer an der Spitze eines Unternehmens steht und seine Mitarbeiter kompetent delegieren möchte, braucht besondere Skills. Was Jürgen Klopp erfolgreich macht, hilft auch Logistikmanagern, ihr Schiff sicher durch stürmische Zeiten zu manövrieren.
360 Grad Denker und Macher
Der Profifußball ist zu einem globalen Megabusiness geworden. Bewertungen von exponierten Klubs erreichen mehrere Milliarden Euro. Neben Jürgen Klopp machen Startrainer wie Pep Guardiola (Atletic Manchester City), Diego Simeone (Atlético Madrid), Mauricio Pochettino (Tottenham Hotspur) oder Massimiliano Allegri (Juventus Turin) von sich reden. Sie alle sind für ihre Vereine weit mehr als Leute, die eine Mannschaft aufstellen. Sie planen neue Stadien, spielen Transfers ein, bezirzen Sponsoren und Investoren, grübeln über Ernährung, Regeneration und Jugendarbeit und experimentieren mit neuen digitalen Tools. Sie denken und handeln in alle Richtungen. Die besten Trainer der Welt sind heute Topmanager.
Viererkette im Supply Chain Management?
Ob Fußballmannschaften oder Teams in Unternehmen – in beiden Fällen geht es um komplexe zwischenmenschliche Prozesse in der Zusammenarbeit und um das Nutzen von Energien. Die Eigenschaften, die Jürgen Klopp und Co zu Topmanagern machen, sind unmittelbar auf die Wirtschaft übertragbar. Know-how und fachspezifische Kompetenzen sind Pflicht-Voraussetzung. Viel entscheidender für einen Chef ist es, persönlich zu überzeugen. Dazu braucht man besondere Führungsqualitäten wie Vertrauen in das Team und in jeden Einzelnen, unternehmerische Cleverness, Pionier-Spirit, Offenheit und Authentizität. Allein mit fachlicher Stärke wäre Jürgen Klopp nicht weit gekommen.
Empowerment als Personalführungskonzept
Jürgen Klopp ist es wichtig, dass es seinem Team gut geht. Seine Philosophie hat er mit dem Satz beschrieben: “Ich glaube, die größte Stärke ist es, sich mit Menschen zu umgeben, die in bestimmten Gebieten stärker sind als man selbst“. Ihm ist es wichtig, seinen Mitarbeitern etwas zuzutrauen, ihnen Verantwortung zu übertragen. Eine gute Führungskraft schafft ihre eigene Kultur, geprägt durch Vertrauen, Wertschätzung, Teamgeist und Empowerment. Befähigen, beteiligen und begeistern – man muss sein Wissen mit den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen teilen, damit sie selbst in der Lage sind, sich für etwas einzusetzen und Entscheidungen zu treffen. Motivation ist das Ergebnis des „Empowerns“. Je selbstständiger jemand arbeitet, desto größer sein Engagement.
Zusammen sind wir stark
Klopp weiß: Um dauerhaft erfolgreich zu sein, muss er sein Team zusammenschweißen – und zwar nicht nur die elf Mann, die auf dem Platz stehen, sondern auch alle anderen drum herum. Ob Spieler, Masseure oder Köche, ob Supply Chain Manager, Lageristen oder LKW-Fahrer – alle sitzen in einem Boot, unabhängig von Gehalt und Job. Für Jürgen Klopp ist es wichtig, das jeder im Team diese Wahrnehmung hat, denn nur gemeinsam ist man stark. Auch Logistik- und Transportunternehmen profitieren von dem Ansatz, sich als Team zu begreifen. Das funktioniert jedoch nur, wenn es von oben gelebt wird. Der Chef muss das engmaschige Miteinander fördern. Er muss seine Antennen ausfahren, Störfaktoren entlarven und konsequent eliminieren. Ein gut funktionierendes Team wird durch Spezialisten angereichert. Trotz Expertenstatus sollten auch sie sich als normales Glied des Ganzen verstehen.
Wer nicht authentisch ist, hält nicht lange durch
Personal Branding Klopp? Check. Er hat sie, die Profilschärfe, die ihn als Topmanager wahrnehmbar macht. Der USP eines Menschen ist das Zusammenspiel der Merkmale, die ihn ausmachen und die ihn von anderen abheben. Wenn man klar für etwas steht, signalisiert der USP eine starke Persönlichkeit. Es geht dabei nicht um das, was man sein möchte, sondern um das, was man tatsächlich ist. Nur so funktioniert die Kraft der Authentizität, die eine Führungskraft ausmacht. Der Faktor Ausdauer wird häufig unterschätzt. Es ist wichtig, sich trotz Hürden treu zu bleiben, seine Strategie weiter zu verfolgen. Wer bei Gegenwind direkt eine Kehrtwende macht, wird unglaubwürdig. Ein Fähnchen im Wind kann keine Orientierung geben. Eine ausgeprägte Kontinuität hingegen nehmen Mitarbeiter, trotz konfliktreicher Themen, häufig als Verlässlichkeit war. Auf seinem Weg zu bleiben, authentisch seine Ziele zu verfolgen, ist ein Handlungsmuster, das die Persönlichkeit stärkt.
Offen für etwas Neues.
Verlässlichkeit bedeutet auf keinen Fall, dass man immer alles so macht wie immer. Im Gegenteil: Sie bedeutet, dass Mitarbeiter sich auf Dynamik und Engagement zum Wohl des Unternehmens verlassen können. Dazu gehört, dass man sich neuen Prozessen und Technologien öffnet, dass man wagt, etwas anders zu machen als vorher. Gerade in dieser, von Technikfortschritt geprägten Zeit ist es wichtig, mutig und innovativ zu sein. Außergewöhnliche Ideen umzusetzen, erfordert Agilität. Die Trial and Error Mentalität ist heute ein wichtiger Skill, der bisher im Logistikwesen nicht sehr ausgeprägt ist. Und wenn Projekte scheitern? Wieder aufrichten, Krone richten und einen neuen Anlauf nehmen. Klopp macht es vor, wie er mit neuen Themen kontinuierlich seine Arbeit verbessert. Dass er auch mal einen Schritt zurück geht, schadet keinem. Von den zwei Schritten, die er dann vorangeht, profitieren alle.
Führungskompetenz als entscheidender Wettbewerbsfaktor
Der Erfolg eines Unternehmens hängt also maßgeblich von den Qualitäten der steuernden Kräfte ab. Wer an der Spitze steht und seine Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kompetent lenken möchte, braucht ein Grundrepertoire an Eigenschaften, die nicht immer erlernbar sind. Wichtig ist, dass das Handeln nicht ausschließlich von Zahlen und Zielen bestimmt ist. Es geht um die Menschen, das Team und das Stimulieren ihrer Motivation. Als Führungskraft sollte es einem gelingen, einen Spirit zu entwickeln und eine Kultur zu etablieren, die auch in schwierigen Zeiten Siege ermöglicht. Wer es schafft, sich selbst als charismatische Leitfigur in die Köpfe und auch Herzen der Mitarbeiter zu spielen, wird sich mit dem “Chef sein” leichter tun. Autorität funktioniert nur, wenn sie authentisch von innen gewachsen ist. Verknüpft mit Charisma und Empathie entsteht die perfekte Voraussetzung für Identifikation, Vertrauen und Motivation des Teams. Jürgen Klopp setzt Maßstäbe. Er gilt als echter Motivationsguru, der Unmögliches möglich macht. Ein Role Model der sportlichen Art, das aber wirtschaftlich eine absolute Relevanz hat. Man muss nicht den Anspruch haben, Gleiches wie er zu schaffen. Aber die Inspiration, eine Kultur zu prägen, die einen durch Krisen trägt, ist eine tolle Vorlage des Top Trainers.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
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