Die neue Qualität der Kooperation
Die neue Qualität der Kooperation
In Teil 4 hatte ich die notwendigen Maßnahmen zur Unternehmens- und Führungskultur als Konsequenz der Digitalisierung erläutert. Warum die Unternehmens- und Führungskultur eine zentrale Rolle für den Erfolg der Digitalisierung spielt, möchte ich im letzten Teil der Reihe, am Beispiel neuer Organisationsformen, darlegen. Die Entwicklungen von Hard- und Softwarelösungen, sowie die Neugestaltung von digitalen Prozessen bedeutet nicht nur hohe Investitionen, sondern auch die Bündelung von Know-how. Immer mehr Unternehmen erkennen, dass die Gestaltung neuer Kooperationsformen eine sinnvolle Vorgehensweise auf dem Weg zur Digitalisierung sein kann. Dabei kristallisieren sich die klassischen Unternehmenskooperationen, sowie die Zusammenarbeit mit Logistik-Start-Up Unternehmen als mögliche Lösungen immer mehr heraus.
Kooperationsmodell Start-Up
Logistik Start-Ups haben in den letzten zehn Jahren ungefähr 11 Milliarden Euro an Finanzierungen eingesammelt. Im Schnitt werden weltweit pro Woche 1-2 neue Logistik Start-Ups gegründet. Im Kern beschäftigen sich die Start-Ups mit der Fragestellung wie die Datenmenge genutzt werden können, um die Supply Chain mit einer bisher nicht gekannten Transparenz und Effizienz zu revolutionieren. Dabei fokussierten sich 31% der Start-Ups in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf das Thema Versand und Sendungsverfolgung, 24% beschäftigen sich mit der Entwicklung von Online-Plattformen und App-Lösungen und 21% mit Daten- und Analyselösungen.
Die Finanzierung von Logistik Start-Ups findet derzeit vorrangig in den USA und Asien statt, wo eine entsprechende Start-Up Kultur zum Geschäftsleben dazu gehört. Die deutsche Logistikwirtschaft ist bei Investitionen lokaler Start-Ups bisher eher zögerlich. Studien zeigen, dass sich insbesondere der deutsche Mittelstand bei der Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle zurückhält. Verbunden ist dies mit der Vorsicht vor risikorelevanten Investitionen. Das größte Risiko besteht jedoch darin, nicht nur einen Trend zu verpassen, sondern zukünftig die Geschäftsgrundlage zu verlieren. Dabei bietet die Kooperation mit Start-Ups eine ideale Grundlage, um die Herausforderungen der digitalen Transformation zu meistern. Start-Ups offerieren nicht nur das IT Know-how zur Entwicklung von neuen logistischen Geschäftsmodellen. Sie können zukünftig auch zu ernsthaften Wettbewerbern werden, wie namhafte Beispiele aus dem Handel, in den letzten Jahren deutlich zeigen. Vor diesem Hintergrund sollten die etablierten Unternehmen der Logistikbranche eine Kooperation mit passenden Start-Ups zur Nutzung der eigenen Innovationskraft in Erwägung ziehen.
Dass die Kooperation mit einem Logistik-Start-Up für neue und erfolgreiche Geschäftsmodelle stehen kann, zeigt bereits der ein oder andere mittelständische Logistikdienstleister. Hier werden in den Kooperationen Marktanforderungen und Kundenwünsche, gemeinsam mit einem Start-Up, zu neuen Produkten und Dienstleistungen entwickelt. Dabei hilft eine darauf ausgerichtete unternehmensübergreifende Organisations- und Prozessstruktur, um Projekte schneller, und abseits von gewohnten Denkmustern, voranzutreiben.
Neue Wege der Kooperation
Dass die Digitalisierung auch Chancen für Außergewöhnliches und gleichzeitig innovatives Handeln bietet, zeigen die drei Unternehmen BLG Logistics, Airbus und Daimler. Das branchenübergreifende Mitarbeiteraustauschprogramm mit dem Namen Cross (Competence Rotation Over Several Sectors) ist ein eindrucksvolles Kooperationsbeispiel, welches deutlich macht, wie wichtig es ist, über die normalen Unternehmensgrenzen hinaus zu denken und Barrieren zu überwinden. Die Bündelung von Erfahrungen, zum Beispiel mit Kunden und Zulieferern, wird für alle beteiligten Seiten neue Sichtweisen bringen. Zudem kann damit ein Nährboden für Innovationen, alternative Geschäftsmodelle oder auch Prozessverbesserungen kreiert werden.
Voraussetzungen für Kooperationen als Innovationstreiber
Egal ob Kooperationen mit Start-Up-Unternehmen oder branchenübergreifende Allianzen, zunächst muss die Bereitschaft vorhanden sein, das bisherige Geschäftsmodell in Frage zu stellen und eine alternative (Kunden)- Beziehungen zu entwickeln. Für einen langfristig erfolgreichen Prozess der Digitalisierung im Rahmen von Kooperationen sind grundlegende Voraussetzungen notwendig.
- Ein permanentes Change-Management muss eine neue Organisationskultur im Unternehmen entwickeln. Es reicht nicht mehr aus Strukturen den Prozessen folgen zu lassen, sondern Organisationen werden revolutioniert.
- Führungskräfte werden bei der Digitalisierung, in Verbindung mit der Automatisierung, nicht nur bei einer Zusammenarbeit über Unternehmensgrenzen hinweg, gravierende Verschiebungen bei den eigenen Kompetenzanforderungen erleben.
- Gerade bei den Führungskräften braucht es zukünftig eine alternative Leadership-Kultur.
- In der Form der Kooperation ergeben sich neue Ansätze eines unternehmensübergreifenden Talent-Managements, im Sinne von Kultur- und Know-how Transfer. Hierzu ist ein neuer Betrachtungswinkel von HR-Management und Personalentwicklung angebracht.
Leave a Reply