Der Begriff Big Data ist durchaus wörtlich zu nehmen: Die Menge der digital erzeugten Daten nimmt rasant zu: Bereits 2018 wurden jeden Tag unglaubliche 2,5 Trillionen Bytes erzeugt. Das entspricht der Speicherkapazität von 36 Millionen iPads. Das alleinige Sammeln von Daten ergibt jedoch keinen Wettbewerbsvorteil. Die Frage, wie diese Daten in Echtzeit genutzt werden können, um Prozesse – sowohl operativ als auch strategisch – zu verbessern, ist entscheidend und wird immer mehr an Bedeutung gewinnen.
„Datenbranche“ Logistik
Logistik ist eine stark prozess- und datengetriebene Branche. Selektiv aufbereitete Echtzeitdaten an einzelnen Stationen der Lieferkette ermöglichen Fachkräften, den Kommissionierungsprozess zu steuern oder auf Störungen zu reagieren. Die Führungsebene wiederum benötigt Daten einer Metaebene, um beurteilen zu können, ob die eingeschlagene Strategie umgesetzt wird und zum Erfolg führt. In beiden Fällen können diese Daten mittels Dashboards zur Verfügung gestellt werden.
Um gesammelte Daten aber effektiv zu nutzen, muss geklärt werden, an welcher Stelle diese Dashboards positioniert werden und was sie leisten sollen. Kurz: Man muss Dashboard-Typen kennen und wissen, wie sie funktionieren. Die zwei entscheidenden Typen sind strategischeund operativeDashboards, die in diesem Text beispielhaft vorgestellt werden.
Strategische Dashboards
Strategische Abteilungen – typischerweise Führungsetagen – benötigen Daten, um die Entwicklung der wichtigen KPIs im Blick zu behalten. Diese können, wie in diesem Beispielboard oben links, übersichtlich nebeneinander dargestellt werden, und zwar im Vergleich zu einem festgelegten Zeitpunkt oder -raum.
Ein Datensatz von großer Bedeutung ist die Entwicklung der Reklamationsrate (Mitte, unten), die bis auf die Reklamationsgründe heruntergebrochen werden kann (Mitte, oben). Diese und weitere wichtige KPIs, wie zum Beispiel Liefertreue (unten links) werden immer im Kontext längerfristiger Entwicklungen dargestellt, denn erst damit erhalten sie ihre tatsächliche Aussagekraft.
Diese Entwicklungen sollten auch Daten aus dem laufenden Geschäft einbeziehen, um eine Verbindung von historischen zu aktuellen Echtzeitdaten herzustellen. In herkömmlichen Datenanalysen, zum Beispiel mit BI-Lösungen, ist eine solche Verbindung unmöglich, da nur der Blick auf historische Daten und nicht in aktuelle Prozesse möglich ist. Mit solchen Analyseformen kann nur geprüft werden, ob bestimmte KPIs erfüllt wurden oder nicht. Im obenstehenden Board dagegen erkennt ein Manager, woraus sich seine KPIs, in diesem Fall die verschiedenen Reklamationen, im laufenden Geschäft zusammensetzen. Mit diesem Wissen kann er direkten Einfluss auf Prozesse nehmen und gegebenenfalls Fehler, Risiken oder Engpässe verhindern, bevor sie überhaupt auftreten.
Operative Dashboards
Für den laufenden Betrieb werden wiederum andere Informationen an anderen Orten benötigt. Hier geht es darum, für das laufende Tagesgeschäft Prozesssicherheit, maximale Effizienz und sinnvolle Auslastung der Ressourcen zu gewährleisten. Das Beispiel-Board gibt Mitarbeitern eine Übersicht über den aktuellen Stand einzelner Aufträge in der Warenausgangszone (grüne Spalten links). Es wird stationsspezifisch der aktuelle Status für das Manuelle, Kleinteile- und Hochregallager angezeigt. Auch ausstehende Posten einzelner Aufträge werden aufgelistet, sodass ein Fortschritt relativ zum Tagessoll erkennbar wird. Hierbei können bestimmte Aufträge ggf. auch als priorisiert markiert werden, zum Beispiel, wenn es sich um Eilaufträge handelt (Beispiel oben: „Station 2“).
Um eine maximale Prozesssicherheit zu gewährleisten, werden Fehler aus der Förderanlage in Echtzeit angezeigt und lokalisiert (rechts): Eine typische Fehlerquelle ist das Regalbediengerät (Sorter). Hier auftretende Fehler müssen schnell lokalisiert und behoben werden um zu verhindern, dass größere Ausfälle entstehen.
Operative Dashboards müssen mit Logiken versehen sein, die den Werkern Arbeit abnehmen, ihnen Übersicht verschaffen und Aufgaben automatisiert priorisieren. Im Beispiel-Board sind Fehler priorisiert, farblich markiert und an erste Stelle gerückt (rechts oben). Den Mitarbeitern wird damit geholfen, aus den vielen angezeigten Informationen den nächstwichtigen Handlungsschritt zu erkennen.
Fazit: Klare Konzepte für eine gute Übersicht
Das Visualisieren großer Datenmengen, die täglich in Logistikunternehmen anfallen, hat das Potential, einen entscheidenden Beitrag zur Prozessoptimierung leisten. Dies gilt sowohl für die Führungsebene als auch für die Mitarbeiter im operativen Bereich. Um diese Potenziale auszuschöpfen und gute Visualisierungslösungen zu entwickeln, braucht es allerdings konzeptionelles Wissen: Nur wer die spezifischen Nutzen und Potenziale von strategischen und operativen Dashboards kennt und diese entsprechend konzipiert, hilft seinem Unternehmen, Prozesse laufend zu optimieren und somit seine Wettbewerbsposition zu verbessern.
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