Die ursprüngliche Angst vor Stellenabbau durch Digitalisierung ist schon seit längerem der Lust auf Prozessoptimierung gewichen. Es wird nicht so sein, dass plötzlich ganze Berufsgruppen überflüssig werden. Im Gegenteil: wir brauchen die Menschen mit tiefem Fach- und Prozesswissen, um die Technologien so einzusetzen, dass wir von ihnen profitieren. Spannend bleibt die Frage, in welchem Ausmaß die Digitalisierung Berufsbilder verändert. Oder, noch einen Schritt weitergedacht: wie schnell sich Ausbildungsprogramme den neuen Bedingungen anpassen. Der traditionelle Speditionskaufmann wird auch weiterhin in seinen Grundzügen eine sehr wichtige Rolle für Logistik-Dienstleister übernehmen. Trotzdem muss dieser alte Lehrberuf neue Entwicklungen in seinen Lehrplänen berücksichtigen, um zukunftsorientiert auszubilden.
Speditionskaufleute vereinen Tradition und Technologie
Kaufleute für Spedition und Logistikdienstleistung sind die Chirurgen im Logistik- und Transportbusiness. Täglich operieren sie am offenen Herzen. Kaum jemand ist so nah dran am Kunden, nur wenige flankieren so ganzheitlich die gesamte Supply Chain; Speditionskaufleute agieren nicht nur als Supervisor, sondern als diejenigen, die operativ eingebunden sind. Sie sind es, die den Versand organisieren, den Umschlag und die Lagerung von Gütern überwachen. Sie beraten die Kunden bezüglich Transportmittel, Verpackung und Risiken. Sie kalkulieren Preise, erarbeiten Angebote, bereiten Verträge vor und kümmern sich um den Versicherungsschutz. Und das alles werden sie auch in Zukunft tun. Die Frage ist nur: Wo wird wann was digital neu erdacht oder unterstützt?
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Wichtig: zukunftskompatibel ausbilden
Die Hauptaufgabengebiete der Speditionskaufleute müssen in den nächsten Jahren bestimmt nicht komplett neu erfunden werden. Während die inhaltlichen Schwerpunkte bleiben, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich Herangehensweise und Tools ändern, groß. Modifizierungen unterschiedlicher Tragweite wird es geben. Ob kleine Stellschrauben oder disruptive Einschnitte – es ist dringend zu empfehlen, jegliche Entwicklungen im Handling auch in der Ausbildung zu berücksichtigen. Ausbilder tragen die Verantwortung, zukunftskompatible Programme anzubieten. Die Entwicklung schreitet schnell voran; insofern sollten Betriebe ihre Inhalte kontinuierlich bezüglich Aktualität hinterfragen.
Paperless Office und Transparenz durch Tracking
Was ändert sich bei den Speditionskaufleuten? Einst saßen sie an Schreibtischen mit unendlich hohen Papierbergen. Transportdokumente wie Frachtbriefe, behördliche Genehmigungen, Lade- und Verladelisten sowie Stücklisten – all das wird künftig ausschließlich digital verarbeitet. Speditionskaufleute werden wesentlich öfter die Tastatur als das Telefon nutzen. Langwierige Telefonate und ungenaue Informationen über den Standort oder die Ankunftszeit eines Transports gehören der Vergangenheit an. Dank transparentem Tracking stellt die Echtzeit-Verfolgung von Sendungen ein immer kleineres Problem dar. Auch die Kommunikation mit Kunden und Fahrern erfolgt zunehmend digital.
Auszubildende verfügen über ein hohes Digital-Potenzial
Auch wenn manche Entwicklung noch nicht umsetzbar ist, so ist doch in vielen Bereichen absehbar, in welche Richtung sich Berufsbilder entwickeln. Davon profitieren Unternehmen. Attribute wie dynamisch, innovativ und modern zahlen auf das Attraktivitätskonto ein. Eine Ausbildung gewinnt deutlich an inhaltlichem Wert, wenn man den Blick der heranwachsenden Logistiker in Richtung Zukunft leitet. Wie kann man dank digitaler Technologien die Arbeitsprozesse am Schreibtisch der Speditionskaufleute weiter erleichtern? Es ist wichtig, auch die Azubis immer wieder mit dieser Frage zu konfrontieren.
Ausbildungsberuf in Aufbruchsstimmung
Gerade junge Menschen verfügen über enormes Digital-Potenzial für die Wirtschaft. Angehende Kaufmänner und Kauffrauen für Spedition und Logistikdienstleistung werden also auch in Zukunft dafür Sorge tragen, dass die Fracht sicher und pünktlich von A nach B kommt. Sie müssen vieles lernen, was die Generationen vor ihnen auch gelernt haben. On top kommt aber etwas Neues, das man teilweise nur schemenhaft skizzieren kann. Die Ausbildung sollte den Kandidaten nicht nur Fakten vermitteln, sondern vielmehr eine besondere Kultur. Offen sein für Innovationen, Dinge ausprobieren und daraus lernen. Diese Aufbruchsstimmung sollten Unternehmen, Auszubildende und Bewerber verinnerlichen und dabei unbedingt den Weg in die Logistik 4.0 vor Augen haben.
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