Digitale end-to-end Supply Chain Risk Management-Lösungen haben Hochkonjunktur in Krisenzeiten wie diesen. Sie ermöglichen Unternehmen mittels Datenanalysen, Situationen besser einzuschätzen und entsprechend zu planen und zu handeln.
Die Plattform Everstream Analytics ist Anfang des Jahres aus dem Zusammenschluss von Resilience360 und Riskpulse entstanden. Im Vorfeld der Digital Logistics Days haben wir mit Ulf Venne, dem Leiter des Kompetenzzentrums von Everstream, über die Folgen der Ukraine-Krise und der Corona-Pandemie sowie über die internationalen Containerverkehre gesprochen.
Die Digital Logistics Days finden statt vom 15. bis zum 17. März, das Programm und die Möglichkeit zur kostenfreien Anmeldung gibt es unter https://bvl-digital.de/dlod/
Mit Entsetzen blicken wir auf den russischen Angriff auf die Ukraine. Welche Auswirkungen wird der Konflikt auf globale Lieferketten haben?
Der Konflikt wird uns noch lange beschäftigen und es ist klar, dass es verschiedene Auswirkungen auf Lieferketten geben wird. Heute ist der Ölpreis schon auf 100 US-Dollar gestiegen und, wie wir vor Wochen vorhergesagt haben, sind auch die Preise für Weizen, Nickel und Aluminium heute stark angestiegen. Wahrscheinlich werden wir bei Palladium, Stahl und Platin ähnliche Entwicklungen verfolgen können. Viele Firmen wie Carlsberg, Coca-Cola, Arcelor Mittal und Mondelez haben die Produktion in der Ukraine eingestellt. Der Überflug des Luftraums wird neu geregelt werden, aber auch hier sehen wir kurzfristig Flugausfälle.
Sofern keine Deeskalation möglich ist, werden wir mittelfristig, mindestens in den kommenden sechs Wochen, vermehrt Lieferausfälle sehen vor allem bei Metallen, Chemikalien und Agrikulturprodukten. Langfristig wird die deutsche Gasabhängigkeit eines der größten Probleme bleiben und ich persönlich hege hier die Hoffnung, dass Deutschland die Krise als Katalysator für die Energiewende nutzen kann. Wir vergessen oft gerne: In jedem Risiko steckt auch eine Chance. Wir sollten verstehen was passiert und dann die Gelegenheit nutzen.
Der internationale Containerverkehr scheint nach wie vor aus dem Takt. Welche Prognose gibt es für Q2 und Q3?
Kurze und knappe Antwort: Wir glauben nicht an eine komplette Erholung in Q2 oder Q3. Es existiert immer noch ein sehr starkes Ungleichgewicht und es gibt noch zu viele neue Störungen. Sobald die Problematik abebbt, dauert es noch sechs Monate, bis sich das wieder einpendelt – und wir sind noch nicht ganz an diesem Punkt angekommen. Hoffentlich sind wir aber nahe dran.
Seit zwei Jahren beschäftigt uns Covid-19. Sind die Lieferketten tatsächlich regionaler geworden?
Wir sehen erste Firmen mit einem klaren Fokus auf Regionalisierung. Benetton beispielsweise hat wirklich schnell die Lieferkette regional aufgestellt. Für eine Kleidungsmarke ist dies natürlich auch viel leichter zu realisieren. Andere sind mittendrin und planen oder bauen neue Fabriken weltweit. Manche Industrien werden ja durch Regulierung nun regelrecht dazu gezwungen, sich regionaler aufzustellen, etwa die Pharmaindustrie in den Vereinigten Staaten von Amerika. Die Regionalisierung ist bei Weitem noch nicht abgeschlossen, aber es ist ein Trend, der uns definitiv noch weiter begleiten wird. In diesem Jahr haben wir wieder einen Report mit neuen Risikotrends rausgebracht, im Fokus stehen Themen wie Wasserknappheit und das Problem, junge Menschen für Lieferketten zu begeistern.
Ulf Venne spricht bei den Digital Logistics Days am Donnerstag, den 17. März um 11.35 Uhr und um 13.15 Uhr. Jetzt anmelden: https://bvl-digital.de/dlod/
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