In Einklang mit den Zielsetzungen der Europäischen Union hat die Bundesregierung erstmals eine China-Strategie beschlossen, die den komplexen Beziehungen zum Partner, Wettbewerber und systemischen Rivalen China Struktur und Richtung geben soll, so die Bundesregierung am 13. Juli 2023. Es gehe darum, zusätzliche ausgewogene Partnerschaften in Asien aufzubauen, um durch eine Verringerung der Abhängigkeiten und eine Diversifizierung der Wirtschaftsbeziehungen die ökonomische Resilienz zu erhöhen und Risiken für Deutschland zu mindern.
Wie sieht die Situation nun ein Jahr später aus? Deutschlands Direktinvestitionen nehmen trotz des Bestrebens nach mehr Unabhängigkeit zu. Nach Angaben der Bundesbank flossen im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 7,28 Milliarden Euro 13 Prozent mehr deutsche Direktinvestitionen in die chinesische Wirtschaft als im gesamten Jahr 2023. Wir steuern also einer möglichen Verdopplung entgegen.
In Europa haben Akteure Wahlfreiheit
Ob Land oder Unternehmen, im selbstorganisierenden Wirtschaftssystem Europas können Akteure ihre Wirtschafts- und Geschäftsbeziehungen weitgehend frei wählen. Diese freie Wahl ist ein wesentlicher Treiber unseres Wohlstands. Digitalisierung sollte diesen Effekt noch verstärken. Einige Länder verringern ihre Verflechtungen mit China, andere vertiefen ihre Beziehungen. Einige Unternehmen investieren weiterhin, andere ziehen sich aus China zurück. Dies streut das Risiko.
Die Sichtweisen und Vorgehensweisen auf wirtschaftlicher und politischer Ebene sind keinesfalls einheitlich.
Eine abgestimmte Abkehr Europas von der Volksrepublik China hätte diverse Folgen, inklusive geringeres Wachstum, höhere Preise und der Abschied von der strategischen Autonomie Europas. Mit einer Entkopplung würde Europa sich de facto der US-amerikanischen Rivalität mit China anschließen. Damit käme Europa ebenfalls in den Strudel der Spannungen und Komplikationen.
Die Stärken Chinas und das Ausmaß der Verflechtungen
China ist nach wie vor die Werkbank der Welt. Obwohl China schon lange kein Billiglohnland mehr ist, verfügt kein anderer Markt über vergleichbare skalierbare Kapazitäten. Chinesische Unternehmen lernen schnell und sind höchst produktiv. Das Land ist heute auch sehr innovativ. China hat durch die Kombination von Kapazität, qualifizierten Arbeitskräften, Produktivität, Zuliefernetzwerken, Logistik, Gesetzgebung und Infrastruktur die Voraussetzung für ein höchst leistungsfähiges Wirtschaftssystem geschaffen. Gut ausgerüstete große Fabriken und der flexible Zugriff auf Arbeitskräfte erlauben den chinesischen Produzenten schnell auf neue Anforderungen der ausländischen Kunden zu antworten.
Europa ist insgesamt von China abhängig, so im Bereich der grünen Technologien, wie Solarpanel und Lithiumbatterien, und auch bei Antibiotika und seltenen Erden. Somit wäre eine Abkopplung von China nicht nur preistreibend, sondern könnte auch den grünen Wandel verzögern. China ist zudem ein wichtiger Absatzmarkt Europas und eine Abkehr würde das europäische Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. Die deutsche Automobilbranche beispielsweise verkauf jedes Jahr rund ein Drittel der Neuwagen auf dem chinesischen Markt. Firmen wie Volkswagen, Siemens und BASF stufen China immer noch als entscheidend für ihr Wachstum ein.
Das Problem mit den Alternativmärkten
Zu den asiatischen Alternativen zählen Vietnam, Thailand und Indien. Allerdings fehlt es dort an qualifizierten Arbeitskräften und Infrastruktur, was zu Qualitätsmängeln und operativen Problemen führen kann. Auch ist die Basis der Zulieferer in den Alternativmärkten mit China kaum vergleichbar und der Aufbau von Produktionsstätten ist komplex.
Handlungsalternativen der europäischen Unternehmen
Die Unternehmen müssen zwischen den Vor- und Nachteilen abwägen. Dies sind unternehmerische Entscheidungen, die von vielen Faktoren beeinflusst sind. Europäische und deutsche Unternehmen sollten ihr Risikomanagement auf die geopolitische Situation ausrichten. Digitale Systeme und Dienstleister die Indikatoren zur Früherkennung von Krisen und Schocks generieren, sollten Teil des Instrumentariums sein.
Vorsorge- und Alternativpläne sind dynamisch den Entwicklungen anzupassen. Keiner kann davon ausgehen, dass schon alles gut gehen wird. Vorbereitung ist entscheidend. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann sich die Lage schlagartig ändern.
Die Investitionsplanung sollte ebenfalls der Situation angepasst werden. Wer am chinesischen Markt teilhaben möchte, investiert wahrscheinlich in die Verteidigung und den Ausbau der Marktposition. Partnerschaften mit lokalen Unternehmen stellen eine Alternative zu den eigenen Investitionen in Vertriebsstruktur und Produktionskapazitäten dar.
Die Beziehungen mit den Geschäftspartnern sind zu pflegen, denn dieses Partnernetzwerk ist Teil des Frühwarn- und Alternativsystems. Dies schließt die chinesischen Partner mit ein, denn im Falle eines Schocks sitzen wir alle im gleichen Boot.
Aber es geht nicht nur um das Management der Verflechtungen und seiner Risiken in einer Welt der unvermeidbaren Abhängigkeiten vom Ausland. Dort wo möglich, muss Europa an seiner eigenen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Gezielte Investitionen in den Standort Europa sind ein kritischer Erfolgsfaktor. Entwicklungsvorsprünge sind zu verteidigen, Wettbewerbsfähigkeit ist sicher zu stellen, und Innovation sind zu fördern.
Die Rolle der Logistik im Chinakalkül
Die Diversifizierung durch Ansiedlung in alternativen Märkten erfordert eine leistungsstarke Logistik. China verfügt über diese, aber viele Alternativmärkte eben nicht. Ohne Logistik geht es nicht und die Logistikbranche kann durch Investition in ihre Netzwerke und neue Services Akzente setzen, dies angefangen bei der Visibility auf Bestände und Warenflüsse über Frühwarnsysteme bis hin zur Unterstützung der Verlader und Partner bei der Entwicklung von Vorsorge- und Notfallplänen. Die Logistik ist ein wichtiger Partner bei geographischen Herausforderungen und Diversifikationsplänen.
Schlussgedanken
Die Unternehmen sollten sich von den politischen Spannungen distanzieren und unternehmerisch Verhalten. Nichts lässt sich über einen Kamm scheren. Zu den möglichen Maßnahmen zählen Risikoanalyse, Risikostreuung, die Vorbereitung auf einen Schock, und gute Geschäftsbeziehungen. Die chinesischen Unternehmen haben gemischte Gefühle und sehen entweder ihren Marktzugriff zu Europa schwinden oder aber die Möglichkeit zu neuen Partnerschaften, beispielsweise im Bereich der grünen Technologien. Solche Gedanken können europäische Unternehmen positiv aufnehmen.
Während sich die Zahl der deutschen Unternehmen, die angeben, dass sie China verlassen werden oder dies planen, gemäß einer von der Deutschen Handelskammer in China durchgeführten Umfrage, seit 2020 verdoppelt hat, erklärten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen, dass sie, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ihre Investitionen in China erhöhen wollen. Es bleibt sicherlich spannend.
In Einklang mit den Zielsetzungen der Europäischen Union hat die Bundesregierung erstmals eine China-Strategie beschlossen, die den komplexen Beziehungen zum Partner, Wettbewerber und systemischen Rivalen China Struktur und Richtung geben soll, so die Bundesregierung am 13. Juli 2023. Es gehe darum, zusätzliche ausgewogene Partnerschaften in Asien aufzubauen, um durch eine Verringerung der Abhängigkeiten und eine Diversifizierung der Wirtschaftsbeziehungen die ökonomische Resilienz zu erhöhen und Risiken für Deutschland zu mindern.
Wie sieht die Situation nun ein Jahr später aus? Deutschlands Direktinvestitionen nehmen trotz des Bestrebens nach mehr Unabhängigkeit zu. Nach Angaben der Bundesbank flossen im ersten Halbjahr dieses Jahres mit 7,28 Milliarden Euro 13 Prozent mehr deutsche Direktinvestitionen in die chinesische Wirtschaft als im gesamten Jahr 2023. Wir steuern also einer möglichen Verdopplung entgegen.
In Europa haben Akteure Wahlfreiheit
Ob Land oder Unternehmen, im selbstorganisierenden Wirtschaftssystem Europas können Akteure ihre Wirtschafts- und Geschäftsbeziehungen weitgehend frei wählen. Diese freie Wahl ist ein wesentlicher Treiber unseres Wohlstands. Digitalisierung sollte diesen Effekt noch verstärken. Einige Länder verringern ihre Verflechtungen mit China, andere vertiefen ihre Beziehungen. Einige Unternehmen investieren weiterhin, andere ziehen sich aus China zurück. Dies streut das Risiko.
Die Sichtweisen und Vorgehensweisen auf wirtschaftlicher und politischer Ebene sind keinesfalls einheitlich.
Eine abgestimmte Abkehr Europas von der Volksrepublik China hätte diverse Folgen, inklusive geringeres Wachstum, höhere Preise und der Abschied von der strategischen Autonomie Europas. Mit einer Entkopplung würde Europa sich de facto der US-amerikanischen Rivalität mit China anschließen. Damit käme Europa ebenfalls in den Strudel der Spannungen und Komplikationen.
Die Stärken Chinas und das Ausmaß der Verflechtungen
China ist nach wie vor die Werkbank der Welt. Obwohl China schon lange kein Billiglohnland mehr ist, verfügt kein anderer Markt über vergleichbare skalierbare Kapazitäten. Chinesische Unternehmen lernen schnell und sind höchst produktiv. Das Land ist heute auch sehr innovativ. China hat durch die Kombination von Kapazität, qualifizierten Arbeitskräften, Produktivität, Zuliefernetzwerken, Logistik, Gesetzgebung und Infrastruktur die Voraussetzung für ein höchst leistungsfähiges Wirtschaftssystem geschaffen. Gut ausgerüstete große Fabriken und der flexible Zugriff auf Arbeitskräfte erlauben den chinesischen Produzenten schnell auf neue Anforderungen der ausländischen Kunden zu antworten.
Europa ist insgesamt von China abhängig, so im Bereich der grünen Technologien, wie Solarpanel und Lithiumbatterien, und auch bei Antibiotika und seltenen Erden. Somit wäre eine Abkopplung von China nicht nur preistreibend, sondern könnte auch den grünen Wandel verzögern. China ist zudem ein wichtiger Absatzmarkt Europas und eine Abkehr würde das europäische Wirtschaftswachstum beeinträchtigen. Die deutsche Automobilbranche beispielsweise verkauf jedes Jahr rund ein Drittel der Neuwagen auf dem chinesischen Markt. Firmen wie Volkswagen, Siemens und BASF stufen China immer noch als entscheidend für ihr Wachstum ein.
Das Problem mit den Alternativmärkten
Zu den asiatischen Alternativen zählen Vietnam, Thailand und Indien. Allerdings fehlt es dort an qualifizierten Arbeitskräften und Infrastruktur, was zu Qualitätsmängeln und operativen Problemen führen kann. Auch ist die Basis der Zulieferer in den Alternativmärkten mit China kaum vergleichbar und der Aufbau von Produktionsstätten ist komplex.
Handlungsalternativen der europäischen Unternehmen
Die Unternehmen müssen zwischen den Vor- und Nachteilen abwägen. Dies sind unternehmerische Entscheidungen, die von vielen Faktoren beeinflusst sind. Europäische und deutsche Unternehmen sollten ihr Risikomanagement auf die geopolitische Situation ausrichten. Digitale Systeme und Dienstleister die Indikatoren zur Früherkennung von Krisen und Schocks generieren, sollten Teil des Instrumentariums sein.
Vorsorge- und Alternativpläne sind dynamisch den Entwicklungen anzupassen. Keiner kann davon ausgehen, dass schon alles gut gehen wird. Vorbereitung ist entscheidend. Wie die Vergangenheit gezeigt hat, kann sich die Lage schlagartig ändern.
Die Investitionsplanung sollte ebenfalls der Situation angepasst werden. Wer am chinesischen Markt teilhaben möchte, investiert wahrscheinlich in die Verteidigung und den Ausbau der Marktposition. Partnerschaften mit lokalen Unternehmen stellen eine Alternative zu den eigenen Investitionen in Vertriebsstruktur und Produktionskapazitäten dar.
Die Beziehungen mit den Geschäftspartnern sind zu pflegen, denn dieses Partnernetzwerk ist Teil des Frühwarn- und Alternativsystems. Dies schließt die chinesischen Partner mit ein, denn im Falle eines Schocks sitzen wir alle im gleichen Boot.
Aber es geht nicht nur um das Management der Verflechtungen und seiner Risiken in einer Welt der unvermeidbaren Abhängigkeiten vom Ausland. Dort wo möglich, muss Europa an seiner eigenen Wettbewerbsfähigkeit arbeiten. Gezielte Investitionen in den Standort Europa sind ein kritischer Erfolgsfaktor. Entwicklungsvorsprünge sind zu verteidigen, Wettbewerbsfähigkeit ist sicher zu stellen, und Innovation sind zu fördern.
Die Rolle der Logistik im Chinakalkül
Die Diversifizierung durch Ansiedlung in alternativen Märkten erfordert eine leistungsstarke Logistik. China verfügt über diese, aber viele Alternativmärkte eben nicht. Ohne Logistik geht es nicht und die Logistikbranche kann durch Investition in ihre Netzwerke und neue Services Akzente setzen, dies angefangen bei der Visibility auf Bestände und Warenflüsse über Frühwarnsysteme bis hin zur Unterstützung der Verlader und Partner bei der Entwicklung von Vorsorge- und Notfallplänen. Die Logistik ist ein wichtiger Partner bei geographischen Herausforderungen und Diversifikationsplänen.
Schlussgedanken
Die Unternehmen sollten sich von den politischen Spannungen distanzieren und unternehmerisch Verhalten. Nichts lässt sich über einen Kamm scheren. Zu den möglichen Maßnahmen zählen Risikoanalyse, Risikostreuung, die Vorbereitung auf einen Schock, und gute Geschäftsbeziehungen. Die chinesischen Unternehmen haben gemischte Gefühle und sehen entweder ihren Marktzugriff zu Europa schwinden oder aber die Möglichkeit zu neuen Partnerschaften, beispielsweise im Bereich der grünen Technologien. Solche Gedanken können europäische Unternehmen positiv aufnehmen.
Während sich die Zahl der deutschen Unternehmen, die angeben, dass sie China verlassen werden oder dies planen, gemäß einer von der Deutschen Handelskammer in China durchgeführten Umfrage, seit 2020 verdoppelt hat, erklärten mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen, dass sie, um wettbewerbsfähig zu bleiben, ihre Investitionen in China erhöhen wollen. Es bleibt sicherlich spannend.
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