Der Online-Handel floriert. Jedes Jahr verzeichnet dieser aufs neue Wachstumssteigerungen und so wurden im Jahr 2016 erstmals drei Milliarden Sendungen in Deutschland versendet. Im Vergleich zum Jahr 2010 hat sich der Online-Handel im Jahr 2016 fast verdoppelt und erwirtschaftete allein in Deutschland einen Umsatz von 44 Milliarden EUR. Das steigende Bestellaufkommen führt dazu, dass Kurier-Express-Paketdienste (kurz KEP) eine immer wichtigere Rolle in der Versandabwicklung spielen. Probleme entstehen den KEP-Dienstleistern dabei vor allem auf der sog. „Letzten Meile“. Unter dieser versteht man den Transport vom Depot des jeweiligen Dienstleisters zur Haustür des Kunden. Oft sind die Kunden zu Hause nicht anzutreffen, was dazu führt, dass der Paketzusteller die Sendung wieder mitnehmen muss. Somit ist der Zustellversuch ein Dauerthema unter den KEP-Dienstleistern. Durch die kleinen Liefermengen und die verteilten Anlieferpunkte lassen sich einzelne Sendungen nicht bündeln. Die Folge hieraus lässt sich auch in Zahlen ausdrücken: Rund 50 % der Gesamtkosten einer Paketlieferung entfallen auf die letzte Meile.
Da die letzte Meile die meisten Kosten innerhalb einer Paketzustellung verursacht, arbeiten Experten stetig daran, für diese letzten Kilometer der Zustellung neue und innovative Konzepte zu entwickeln. Insbesondere Startups drängen hier immer weiter nach vorne und versuchen unter anderem das Problem auf der letzten Meile zu lösen.
Studenten aus dem Masterstudiengang Global Logistics der Frankfurt University of Applied Sciences haben sich deshalb in Kooperation mit der Philipps Universität Marburg im Sommersemester 2017 mit Logistik-Startups auf der letzten Meile beschäftigt. Hierfür wurde eine Online-Befragung durchgeführt, an welcher insgesamt 374 Personen teilgenommen haben. Nach der Umfrage wurden mit Unternehmen aus der KEP-Branche – darunter UPS, GLS, Hermes und DPD – sowie Startups (ÜberBringer, Pakadoo, Liefery, EmmasBox) in Form von einem explorativen Interview die Ergebnisse der Befragung diskutiert. Des Weiteren wurde eine wissenschaftliche Ausarbeitung verfasst.
Über 98 % der Befragten haben bereits einmal online bestellt und rund 54 % bestellen mehrmals im Monat oder noch häufiger im Internet. Mit 25 % ist „keine Zustellung aufgrund von Abwesenheit“ die häufigste negative Erfahrung, die die Befragten in den letzten zwölf Monaten bei ihrer Bestellabwicklung gemacht haben. Lieferzuverlässigkeit ist für 70 % der Befragten am wichtigsten bei der Zustellung ihrer Sendungen. Als Zustelloption wird die Lieferung an die Haustür am häufigsten genutzt (52 %), wohingegen die Lieferung an eine Packstation von 79 Prozent der Befragten selten bis nie genutzt wird.
Interessant ist, dass die Zustellzeit der Paketdienstleister sehr stark von der Anwesenheitszeit der Empfänger abweicht. Während rund 62 % der Teilnehmer erst ab 16 Uhr zu Hause anzutreffen sind, erfolgt die Paketzustellung bei 69 % zwischen 10 Uhr und 16 Uhr. Die Vereinbarung einer genauen Anlieferungs-Tages/-Uhrzeit ist den Teilnehmern der Umfrage wichtiger als eine Same-Day-Belieferung. Allerdings hat die Same-Day-Belieferung mit 2,69 EUR die höchste Zahlungsbereitschaft.
Inhalte des Interviews waren die Marktveränderung auf der letzten Meile, aktuelle Kundenbedürfnisse aus Sicht der KEP-Dienstleister und Startups, Innovationsfähigkeit sowie zukünftige Marktentwicklung von KEP-Dienstleistern und Startups.
Sowohl für die etablierten Dienstleister als auch die Startup-Unternehmen gilt das starke E-Commerce Wachstum als Katalysator der gesamten KEP-Branche. Auch stellen die klassischen Paketzusteller einen Wandel des Empfängerverhaltens fest. Zentrale Bedürfnisse der Empfänger sind nach Meinung der Experten heutzutage Zuverlässigkeit und eine einfache Abwicklung der Zustellung. Außerdem sind sowohl die KEP-Dienstleister als auch die Startups der Ansicht, dass die Kommunikation und Transparenz zwischen Dienstleister und Empfänger gestärkt werden muss. Im Hinblick auf die Innovationsfähigkeit schätzen sich alle sehr innovativ ein. Der Fokus liegt hierbei bei den KEP-Dienstleistern auf Vernetzung und Kommunikation. Aber auch die Digitalisierung ist ein wichtiger Baustein, um dauerhaft konkurrenzfähig zu sein. Startups sehen die Innovationsfähigkeit als Notwenigkeit im Wettbewerb und setzen hierbei den Fokus auf Differenzierung und Entwicklung. Beide Seiten sind des Weiteren überzeugt, dass es in Zukunft zu mehr Kooperationen zwischen etablierten Anbietern und Startups kommen wird. Dennoch sind sich beide einig, dass Startups auch weiterhin Nischen bedienen werden.
Die ermittelten Kundenbedürfnisse können von Startups aktuell nur teilweise bedient werden. Allerdings weisen Startups innerhalb der Nischen ein hohes Servicelevel auf, um die Kundenbedürfnisse bedienen zu können. Für 70 % der Befragten ist die Lieferzuverlässigkeit von größter Bedeutung. Laut den Experten sind außerdem Transparenz, Convenience und Kommunikation wichtig. Der Trend geht hin zu Same-Day-Delivery und der kundenindividuellen Steuerung des Zustellprozesses. Kunden werden zukünftig selbst bestimmen, wie, wann und wo sie ihre Pakete empfangen. Eine individuelle Steuerung und ein flexibles Eingreifen der Kunden in den Zustellprozess ist ein Zukunftsszenario. Laut Meinung der Experten wird sich der Standard von Next-Day zu Same-Day verschieben, denn gerade im Hinblick auf die Lebensmittelbelieferung wird dies eine Anforderung der Kunden sein. Sowohl Startups als auch die klassischen KEP-Dienstleister gehen davon aus, dass die Kooperation auf der letzten Meile und technische Innovationen zunehmen werden. Der Zugang zu den Städten in der Zukunft stellt ein Risiko für den KEP-Markt dar und deshalb sind Konzepte zur Reduzierung der städtischen Lieferverkehre und CO2-Emmisionen erforderlich. Für die Zukunft stellt sich die Frage, wie der Kunde am schnellsten an seine Pakete kommen kann. Während man heute noch darüber spricht, wie das Paket zum Kunden kommt, wird sich in Zukunft die Frage stellen, wie der Kunde zu seinem Paket kommt.
Die Analyse der Umfrage ergab, dass der Bedarf für Kooperationen der Dienstleister und Startups besteht. Es müssen offene Lösungen angeboten werden und technische Innovationen werden steigen. Nicht nur aufgrund des Lebensmittelhandels wird sich der KEP-Markt weiterhin stark entwickeln und bleibt deshalb für Startups attraktiv.
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