Unterrepräsentiert, aber in Bewegung
Frauen sind in der Logistik nach wie vor unterrepräsentiert. In den Chefetagen so gut wie gar nicht vertreten, ist die weibliche Präsenz auch in anderen Hierarchie-Ebenen eher schwach verteilt. In den meisten Unternehmen ist der Frauen-Anteil weit unter der 40-Prozent-Marke, in Führungskreisen mit weniger als zehn Prozent verschwindend gering. Das sind Ergebnisse einer Gruppenbefragung unter ausgewählten Unternehmen der Bundesvereinigung Logistik. Nun scheint sich jedoch etwas zu ändern. Seit ein paar Jahren steigt die Zahl der Logistikerinnen zaghaft, aber kontinuierlich an.
Die Männerdomäne bröckelt
Es gibt viele Ansätze zu erklären, warum sich die Logistik als ein Herrenclub etabliert hat. Abschreckende Klischees von rauem Klima, Muskelarbeit, Schwertransporte und Hemdsärmeligkeit. Männer, die sich auf Chefsesseln aus Prinzip gegen Frauen entscheiden. Frauen die sich von dem schlechten Image abschrecken lassen und lieber in anderen Wirtschaftsbereichen arbeiten. Prozesse, die „schon immer“ so waren und genau deswegen nicht geändert werden sollten. Eine Staubdecke, die alles noch unantastbarer macht und der Erfolg, der den Stillstand rechtfertigt. Über Jahrzehnte war an diesen Bildern nicht zu rütteln. Und dann kommt plötzlich ein neuer Wind, der den Staub aufwirbelt und neue Sicht gibt. Wir stecken in den Kinderschuhen der Veränderung, aber den Wandel der Zeit spürt man schon jetzt deutlich.
Aufwertung kommunikativer und sozialer Kompetenzen
Die digitale Transformation hat mit Verzögerung die Logistikbranche erreicht, verändert Prozesse, Berufsfelder und Personalstrukturen. Der Fachkräftemangel wütet durch Logistik-Deutschland und bringt die Unternehmen in Bredouille. Frauen emanzipieren und qualifizieren sich, werden mutiger und bringen zusätzliche Skills mit, die der Branche gut tun. Durch die stark vernetzten Arbeitsstrukturen kommt es zu einer Aufwertung kommunikativer und sozialer Kompetenzen. Lösungsorientierung, Kreativität und emotionale Intelligenz sind gefragter denn je. Fähigkeiten, die häufiger von Frauen mitgebracht werden. Wer diese mit fachlicher Qualifizierung eint, trifft den Nerv des Umbruchs. Arbeitspsychologen, Soziologen und Wissenschaftler sind schon längst davon überzeugt, dass Frauen die neuen Helden der Logistik sind.
Mehr Frauen in Universitäten und Berufsschulen
Die Entwicklung bringt Chancen für Mitarbeiter, im Speziellen Frauen mit sich. Nach und nach entdecken sie die ewig gemiedene Branche für sich. Lang verschlossene Türen öffnen sich. Nie waren die Karrieremöglichkeiten so gut wie heute. Der Blick in die Universitäten und Berufsschulen bestätigt das neue weibliche Interesse. Die Hauptsäule ist die Ausbildung zur Kauffrau der Spedition und Logistikdienstleistung. In diesem Bereich besetzen junge Frauen bereits ein Drittel der Jahrgänge. Als Fachkraft für Lagerlogistik oder als Fachlageristin arbeiten noch wenige Frauen, aber auch hier lässt sich eine steigende Tendenz feststellen. Immer mehr Akademikerinnen entscheiden sich für ein Logistik-Studium. Die zahlreichen MINT-Kampagnen und Girls-Days zeigen Wirkung. Im Wintersemester 2017/18 besetzten Frauen gut ein Viertel aller Studienplätze der Ingenieurwissenschaften. Vor sieben Jahren war es nur knapp ein Fünftel.
Wenn es doch so einfach wäre ….
In der Theorie ist alles stimmig, in der Praxis aber leider noch lang nicht. Frauen und Logistik wissen, dass sie zueinander passen, kommen aber nur schwer zusammen. Der Weg wird noch eine Weile steinig bleiben. Von heute auf morgen kann man die Barrieren in den Köpfen nicht niederreißen. Die Zeit rennt den Unternehmen jedoch davon. Sie brauchen dringend kompetentes Fach- und Führungspersonal. Dabei müssen sie sich selbst neu erfinden: Weg vom Karrierefaktor „Mann“ hin zur Chancengleichheit. Heutzutage sollten weder Geschlecht noch Berufserfahrung über die berufliche Entwicklung entscheiden. Viel wichtiger sind Skills und Persönlichkeit.
Online Job-Matching im Sinne der Chancengleichheit
E-Recruiting-Maßnahmen können im Sinne der Chancengleichheit einen echten Beitrag leisten. Algorithmus-basierte Online Job-Matchings helfen dabei, sich von alten Strukturen abzuwenden und sich auf relevante Inhalte wie Jobinhalte, Skills und Persönlichkeit zu konzentrieren. Die Geschlechterfrage wird ausgehebelt, indem der Fokus auf relevanteren Informationen liegt. Das System schaltet sich zwischen Bewerberinnen und Unternehmen und neutralisiert Bedenken, Ressentiments und Zweifel. Der Algorithmus kennt weder feminine Hemmungen noch die Vorurteile seitens der Unternehmen. E-Recruiting optimiert damit Bewerbungsprozesse von Frauen. Menschen müssen umdenken. In der idealen Berufswelt darf es keine Frauenquote geben. Mitarbeiter dürfen nicht nach Geschlecht, sondern nur noch nach Qualifikation und Persönlichkeit ausgesucht werden.
Türen öffnen
Jede Frau, die Karriere in der Logistik macht, zahlt auf das Image der Branche ein. Jede Frau, die erfolgreich im Job agiert, lässt Menschen umdenken und die tradierten Verhaltensformen einmal mehr hinterfragen. Jede Frau, die ihre Ziele in der Logistik erreicht, öffnet die Türen für weitere Frauen auf gleichen Pfaden. Die Logistik steht erst am Anfang des Wandels. Jedes innovative Denken macht die Entwicklung dynamischer.
Mehr zum Thema lesen Sie im BirdieBlog-Beitrag: „Die Logistik auf der Suche nach Heldinnen“