Der Kombinierten Straßen-/ Schienengüterverkehr in Deutschland steht vor der Herausforderung einer komplexen Transportkette und entsprechender Nachteile in den Bereichen Organisation und Flexibilität. Sollte es im Hauptlauf des KV zu Zugverspätungen kommen, haben besonders KMU-Spediteure – im Vergleich zu großen Speditionen – auch aufgrund eines kleineren Auftragspools weniger Möglichkeiten, Touren ad hoc umzuplanen. Ein aktuell laufendes und vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz gefördertes Forschungsprojekt des Fachgebiets Unternehmensführung und Logistik der Technischen Universität Darmstadt wirft deshalb einen Blick darauf, wie KMU-Spediteure im KV mit Hilfe von dynamischen Prognosen der Estimated Time of Arrival (ETA) den kostengünstigsten Zeitpunkt bestimmen können, um die Tourenplanung in einem dynamischen Umfeld zu gestalten.
Datengetriebene Analyse dynamischer ETA-Prognosen im Schienengüterverkehr
Im Personenverkehr auf der Schiene sind die Verarbeitung und Kommunikation von Echtzeitinformationen an Kund*innen bereits Alltagsgegenstand. Auch im Vor- und Nachlauf des KV können Echtzeitinformationen eine dynamische Anpassung der Tourenplanung an Verspätungen des Schienenhauptlaufs ermöglichen. Eine solche flexible Anpassung kann nicht nur zu einer Reduzierung von Wartezeit, sondern auch von Kosten führen. Abgewogen werden muss dabei zwischen Kosten, welche entstehen, wenn sich bei einer frühen Anpassung die Ankunft weiter verzögert, wie zum Beispiel Wartekosten und Touren, welche in dieser Zeit hätten durchgeführt werden können, und Kosten, welche durch suboptimale Touren bei Verzögerung einer Umdisponierung entstehen. Da ETA-Prognosen in der Praxis fortlaufend angepasst werden, besteht Forschungsbedarf hinsichtlich Reliabilität und Anwendung einer sich im Zeitablauf verändernden ETA-Prognose im Schienengüterverkehr, denn bisher ist der Zeitpunkt für Spediteure nicht ersichtlich, zu welchem sie umdisponieren sollten.
Zur Bestimmung des kostengünstigsten Zeitpunkts, um die Tourenplanung an die ETA-Prognose anzupassen, hat das Forschungsprojekt der TU Darmstadt das Ziel, eine Entscheidungsunterstützung zur dynamischen Planung von Touren im Vor- und Nachlauf des KV zu entwickeln. Berücksichtigt werden dabei Zeitfenster, historische Verspätungsdaten und dynamische ETA-Prognosen. Untersucht wird, ab welcher Veränderung einer ETA-Prognose im Zeitablauf eine Umplanung stattfinden soll und wie sich die Unsicherheit, mit welcher die ETA-Prognose behaftet ist, auf diese Entscheidung auswirkt.
Interdisziplinäre Konferenz für Produktion, Logistik und Verkehr (ICPLT) im März 2023 in Dortmund
Vor dem Hintergrund dieser Forschung blicken wir gerade in Sachen resilienter und nachhaltiger Gütertransport auch auf die für den 21. bis 22. März 2023 geplante 6. Interdisziplinäre Konferenz für Produktion, Logistik und Verkehr (ICPLT). Die in Dortmund unter dem Schwerpunktthema „Resilient & Sustainable Transport“ stattfindende Konferenz zielt darauf ab, Trends und Herausforderungen für einen belastbaren und nachhaltigen Verkehr als wesentliches Bindeglied zwischen Produktion, Logistik und Gesellschaft zu identifizieren. Innovative Technologien und Strategien sowie unterschiedliche und praxisnahe Lösungen für eine effizientere, umweltfreundlichere und intelligentere Gestaltung von Produktion, Logistik und Verkehr sollen vorgestellt werden. Die Veranstalter freuen sich auf spannende Key Notes und Vorträge rund um ausgewählte Themen zur Logistik der Zukunft, zu Trends und Visionen im Transportwesen und zum smarten Stadtverkehr.
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