Als Ende April 1930 Geborener – heute einer der wenigen noch aktiven Uralt- Logistiker- hatte ich das Glück, mit Familie und Freunden fast 77 Jahre im Rechtsstaat Bundes-Republik Deutschland in Frieden und Freiheit leben zu dürfen – über kalten Krieg und alle sonstigen Bedrohungen hinweg – die längste friedliche Periode europäischer Neuzeit in Deutschland.
Und ich erfuhr, wie Helmut Kohl, 6 Wochen früher geboren, „die Gnade der späten Geburt“. Freunde des 1929er Jahrgangs lagen 1945 noch mit der Panzer- Faust im Süden Hamburgs. Ich war nur beim Heimatschutz bei Fliegeralarmen: mit Stahlhelm, der den Knaben fast verdeckte. Und ein drittes: Wir alle in Hamburg überstanden das „Ende“ unbeschädigt, dank der Weigerung des Gauleiters Kaufmann, dem Befehl Hitlers zu folgen, die Stadt „bis zum letzten Mann zu verteidigen“. Er übergab Hamburg den englischen Truppen kampflos am 3. Mai 1945.
Drei Jahre später begann mit der D-Mark der Aufschwung, das „deutsche Wirtschafts-Wunder“, das z.T. begünstigt wurde durch Reparations-Zahlungen: die alten Maschinen gingen nach Frankreich, UK, Russland, deutsche Unternehmen mussten neue kaufen, kamen damit sofort technologisch auf neuesten Stand! Das wird auch der Ukraine helfen, wenn das Zerstörte neu aufgebaut werden muss (worauf schon viele im Westen hoffen!) Der griech. Philosoph Heraklit formulierte: Der Krieg ist der `Vater´ aller Dinge, die einen macht er zu Göttern, die anderen zu Menschen, Sklaven oder Freien. Putin will nur Sklaven!
Freiheit und Frieden mussten wir 1945 neu erlernen: nach Ende des täglichen Fliegeralarms und des curfew, der von den Engländern aus Sorge vor „Werwölfen“ verhängten Ausgangs-sperre, die sich rasch als unbegründet erwies, durften wir uns wieder „frei“ bewegen – bis zur Währungsreform mit Einführung der wunderbaren D-MARK am 01.08.1948, mit Tausch- und Schwarz-Markt Geschäften, einem grauenhaften
Winter 1946/7 – und dem Aufleben der alten Seilschaften, die Brecht schon 1945 formulieren ließen: „der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem das kroch“– und der Volksmund sang: „oh, Herr, gib uns das 5. Reich, das 4. Ist dem 3. gleich“!
Und nun, 77 Jahre später das nicht-mehr-Geglaubte: Krieg mit den alten Lügen wie 1938: „Heim ins Reich: erst Sudeten und dann Österreich als „Ostmark“. Kaiserin Maria Theresia, drehte sich im Grabe um, die „Piefkes“ bejubelt als `Führer´, mit ebensolch rascher Rückdrehung 1945.
2015 dann: erst die Krim in „friedlichem“ Handstreich, 2022 die Ukraine gewaltsam wie 1941, damals von Westen: für das „Volk ohne Raum“ – die Kornkammer für die Versorgung des 3. Reichs – wieder mit Gewalt und Morden an Unschuldigen – wieder befohlen von einem krankhaftem Narzissten und „Getan“ von einer hemmungslosen Soldateska mit den Bildern von 1945 – die Menschheit ändert sich nicht, lernt nie aus: Es müssen wohl erst die Folgejahrgänge der stets irrenden sozialistischen Ideen von rechts- bis links-außen aussterben, bevor Europa und die Welt endlich begreifen, dass wir friedlich werden müssen,
- weil es nur gemeinsam gelingen kann, diese wunderbare Schöpfung Erde zu erhalten,
- weil eine Weltenteilung in 3 Großmachtblöcke China/Indien – Russland – USA plus „koloniale“ Reste Europas, Afrikas, Süd-Amerikas und „down-under“, unmenschlich wäre und kaum „lebensfähig“ erscheint,
- weil der Irrsinn von Atomwaffen – und weltweiter genereller Wieder-Aufrüstung, verursacht durch den Wahn eines Mannes und seiner Generäle, die ein vermeintlich „russisches“ Territorium mal eben heim-holen wollten und, weil dies misslang, nun alles vernichtend um sich schlagen, schlicht falsch sind
- und diese Riesengelder endlich weltweit sinnvoll für Bildung, IT-KI, Klima-Wandel, Armuts- und Seuchenbekämpfung, die Fluchtursachen und 3.Welt-Hilfe genutzt werden müssen!
Die Zeichen standen seit Jahren an der Wand – und dann realiter an den Grenzen der Ukraine – haben wir diese nicht gesehen, geglaubt, „weil nicht sein kann, was nicht sein darf“ (Morgenstern)? Russland fürchtet seit den Zaren eine wie immer geartete Überlegenheit des „Westens“, Putin und Generäle die Nato, die Dominanz der USA und der Verbündeten. Es ist leider heute müßig, zu fragen, ob eine Zurückhaltung der Nato und die Zustimmung des Westens zu einer „Finnlandisierung der Ukraine“ das schreckliche Blutvergießen verhindert hätte?
Putin wollte und will immer mehr, einen breiten Schutzschild an der Westflanke und meinte zu Recht, die „vermeintlichen Gegner“ im Westen, wie einen Bären im Zirkus vorführen zu können, weil diese eben nicht rückschlagen können, um den für alle tödlichen 3. Weltkrieg zu verhindern. Dabei verdient das außerordentliche Engagement vieler politisch Verantwortlicher im „Westen“ unsere Anerkennung, auch (als CDU-FDP Wähler) das der gerade gestarteten deutschen Regierung: was v.a. Frau Baerbock und die Herren Harbeck als `Neulinge´ leisten, wie sie offen die Dinge ansprechen, statt wie Jahrzehnte erlebt, diplomatisch zu schwafeln, beeindruckt stark.
Die Erkenntnis 77 Jahre nach 1945 bleibt: die -aller Bemühungen zum Trotz- Unberechenbarkeit von Putin und seinem Stab, wie generell die Ambivalenz der russischen Seele: Tolstoi, Schostakowitsch, die Maler seit Rubljow (1360), Bauten: größte Kunst zum einen und andererseits die ungehemmte Grausamkeit eines Teils der Soldateska, wenn losgelassen – die Bilder von 1945 sind im Gedächtnis, damals verständlich v.a. als Rache an dem durch Nazi-Deutsche erlittenen Unrechts. Aber 2022 gegen Menschen, deren einzige „Schuld“ es ist, in einem friedlichen, west-orientiertem Land leben zu wollen?!
Gerade hat Putin seinen Berater Schirinowski, schlimmster russischer Faschist und Nationalist, der offen Deutschland attackierte (Die Welt 11.04.22), am Grab verabschiedet. Ob es hilft, wenn ein „Hetzer“ fehlt, ist fraglich. Und wie Putin reagiert, wenn Finnland tatsächlich Nato-Mitglied oder nur „assoziiert“ würde, ist nicht auszumalen. Eine solch direkte Nachbarschaft mit der langen Flanke bis zum Nordhafen Murmansk wäre etwas anderes, als die mit den baltischen Staaten.
Tun wir also alles: Haltung zeigen als rechtsstaatliche Demokratie, die wehrhaft bleibt und – aus meiner Sicht – auch keine Demos pro Putin zulässt, Russland, soweit damit möglich, durch „Sanktionen“ zu schwächen, die Ukraine auch mit Waffen zu stärken und gleichzeitig alle Kontakte für Verhandlungen zu nutzen: Psalm 14,34: Suche den Frieden und jage ihm nach – es gibt keine Alternative!
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