Die WELT vom 15. März berichtete über die Vorstellung der Bilanzzahlen 2018 von Audi. Die sonst so erfolgreiche deutsche Automarke mit höchstem Qualitätsanspruch verzeichnete einen „drastischen Einbruch im operativen Ergebnis“ von 4.7 auf 3.5 Milliarden Euro – was immer noch eine Menge Geld ist – für ertragsverwöhnte Autobauer aber sind 25% weniger Brutto-Ertrag anscheinend eine Katastrophe. Für mich als Marktwirtschaftler mit langjähriger Erfahrung gilt eher die Weisheit: „Kaufmannsgut ist Ebbe und Flut“.
Und daraus entwickelt sich mein erster und ganz persönlicher Kritikpunkt:
Autobauer haben in einer Art von Realitätseinbuße, entstanden aus ständig steigenden Stück-Zahlen, Umsätzen und Gewinnen, gefährliche Entwicklungen nicht so wahrgenommen, wie in früheren Jahren. So werden ungebremst weiter Verbrenner jeder Art produziert und angeboten, stärkere Motoren mit mehr Verbrauch und Schadstoff-Ausstoß gebaut, für Geschwindigkeiten, die nur in Ausnahmefällen in der Praxis gefahren werden können; da gibt es auch – soweit erkennbar – wenig reale Bemühungen, Software zu entwickeln, um bei Neufahrzeugen die Abgaswerte weit unter 100 mg CO2 drücken – und Euro 3-bis-5-Besitzern eine Umrüstung zu geringen Kosten erlauben.
Denn diese sollen die Käufer von damals bitte selbst tragen, auch wenn in den Vorjahren Milliarden Gewinne generiert wurden aus dem Verkauf von Autos, für die heute oder in naher Zukunft Fahrverbote in Städten verhängt werden. Dass diese von Wissenschaftlern inzwischen wegen Berechtigung und Wirksamkeit bezweifelt werden, bringt wenig und der Verkehr findet „nebenan“ Ausweichrouten. Es wird also eher am Symptom geheilt, anstatt endlich an die Wurzeln zu gehen und neue, wirklich saubere, Motoren zu bauen. Auch „Euro 6d“ sind keine Problemlöser, Hybrid Varianten mit CO2 Werten bis max. 60 mg sind bislang gering im Angebot, ebenso wie noch abgasärmere Alternativen. Denn auch die E-Mobilität lässt den Nachweis einer positiven Gesamt-Ökobilanz weiterhin vermissen.
Damit zurück zu Audi – und dem 2. Kritikpunkt aus persönlicher Sicht:
In der anfangs genannten Pressekonferenz „windet sich“, so die Tageszeitung Die WELT, „der Vorstand um Antworten wegen konkreter Maßnahmen außer, dass das Sparprogramm 15 Milliarden erreichen soll“. Wie viele Arbeitsplätze das kosten wird? Keine Antwort, auch nicht auf die Frage, warum denn in den letzten Jahren überhaupt so viele Mitarbeiter/innen angestellt wurden. Wohl in der falschen Einschätzung ständig weiter wachsender Umsätze und unter sträflicher Vernachlässigung der simplen Wahrheit, dass in E-Autos viel weniger Teile zu verarbeiten sind , als in Verbrennern. Mit großen Konsequenzen für alle Beteiligten, von Zulieferern bis zu Autobauern und der Logistik in der gesamten Wertschöpfungskette!
Und als Schluss dann die Aussage: „Alles kommt auf den Prüfstand, alles außer dem Sponsoring des FC Bayern“. Was nichts anderes heißt, als dass die Zuwendungen an den deutschen Sportverein mit dem größten Eigenkapital und höchsten Jahresgewinnen nicht gekürzt oder gestrichen werden, wohl aber die Einkommen von möglicherweise Tausenden Mitarbeitern und ihrer Familien. Wer als Wirtschaftsverantwortlicher so agiert, braucht sich nicht zu wundern, wenn in diesem Zusammenhang das „Peter-Prinzip“ zitiert wird. In diesem geht es bekanntlich um Karriereleitern bis zum Erreichen der Stufe der Inkompetenz.
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