Die Freude war enorm: Schulterklopfen aus der Distanz, galante Verbeugungen, herzliches Zulachen. So kann man das Wiedersehen unter Freunden nach zwei Jahren COVID-Enthaltsamkeit am Vorabend des Kongresses beschreiben. Wie schon seit vielen Jahren fand dieses in der „Nolle“ statt, diesem Ur-Berliner Jugendstil-Ensemble mit urigem Buffet und dem seit Ur-Zeiten gleichbleibend dünnen Berliner Bier.
Die nur 160 zugelassenen Teilnehmer hatten gegenüber der sonst „gerammelten“ Fülle mit bis zu 300 Personen gut Platz – und so blieb es auch während der folgenden drei Tage des „DLK light“, wie ich ohne Kritik, sondern gern mit Wohlwollen, diese COVID-reduzierte Veranstaltung benennen möchte. Der große Einsatz der Veranstaltenden ist ohne Einschränkung zu loben!
Aber es fehlten die Menschen, die großen Aussteller, die Fülle und der Lärm – die den DLK so anziehend machen – es fehlten vor allem aber die Logistiker, die noch „in echt“ Ladung zum Kundenbringen, wo sie ja immer noch hin soll! Von rund 100 Ausstellern zählte ich sieben Logistiker (DB inkl.), unter den 1302 Teilnehmern fand ich ca. 100 so zu Bezeichnende. Auch die Räume waren mir zu dünn besetzt – ähnlich wie in der Vorwoche beim ITS Kongress (Intelligente Transport Systeme) in Hamburg.
Die Entwicklung, die sich seit Jahren verstetigte, ist Realität: der #DLK21 mutierte endgültig zur „IT – Digitalisierung – Nachhaltigkeit – Start up – Plattform“. Das kann man beklagen, aber gibt es keinen rechten Grund dazu, der Wandel bleibt beständig und nur Fortschritt hat die Menschheit vorangebracht, sich vor allem geistig weiterzuentwickeln.
Das hört und liest man besonders in der Sprache, die immer fachlicher, wissenschaftlicher, digitaler wird – und auch leiser, undeutlicher (was nicht nur an meinen 90-Jahre-Ohren liegt). Schauspieler im TV, wie Wissenschaftler in Vorträgen, „nuscheln“ mehr und mehr. Und es scheint nicht von Interesse, ob der Zuhörer mitkommt oder nicht – auch beim Inhalt.
Gottlob gibt es immer Ausnahmen beim Kongress: von Professoren Wimmer bei der Begrüßung bis ten Hompel am Ende: klare Diktion und Sprache – nur zwischendurch starke Unterschiede.
Eben auch in den Vorträgen: die stets von Themen wie den Referenten mit Spannung erwartete Eröffnungssequenz zeichnete sich – nach humorvollem Vortrag des Vorsitzenden durch vehement und (zu großem Ernst) vorgebrachte, mehr allgemeine Feststellungen aus. Was wir alles tun können, müssen, sollen, die Zeit, Fakten schaffen … wer dies alles leisten soll, blieb offen.
Erst Felix Fiege, jugendlicher CEO dieser beeindruckenden Familiengruppe, war es vorbehalten, neben Innovation und Kooperation, den Menschen und Mitarbeiter als eine der drei Säulen der Gruppe in den Mittelpunkt zu stellen: die tägliche Gestaltung der Zusammenarbeit verantwortlich wie Unternehmer/innen im Unternehmen zu denken und zu handeln. Ein mutiger, vermutlich nicht von Allen akzeptierter Weg, aber sicher die Zukunft!
Ebenso wie dies der Schlussakkord durch Prof. ten Hompel und Dr. Peters (Rhenus) aufzeigte: die Open Logistics Foundation: mit einer Open-Source-Plattform und verbundener Community werden dabei erstmals in der Logistik Kräfte gebündelt, um gemeinschaftlich Open-Source Hard- und Software zu entwickeln und zu nutzen und so auch offene, föderale Plattform Öko-Systeme zu gestalten.
Also viribus unitis – mit vereinten Kräften: Zukunft geht nur gemeinschaftlich durch die alle Branchen umfassende, verbindende LOGISTIK, den stetig wachsenden Wirtschaftssektor! Darum also auch weiter nicht DIGILOK o.ä., sondern DLK – for ever und bitte wieder: full house!
schade, das nemand kommentiert