Flexible Arbeitszeiten, Familienkompatibilität, Home Office – viele Unternehmen richten sich mehr und mehr nach den Wünschen der Arbeitnehmer. Sie sind damit gut beraten. Im Ringen um die Talente wäre es fahrlässig, nach alter Manier mit Dienstwagen und Tiefgaragen-Stellplätzen zu locken, wenn doch inzwischen ganz andere Werte die Idealvorstellungen der Bewerber prägen. Was die Generation X einst priorisierte, ist für die Generation Y überholt. Den Unternehmen bleibt gar nichts anderes übrig, als sensibel hinzuschauen. Je genauer sie die Bedürfnisse kennen, desto erfolgreicher können sie mit den anderen Logistik-Unternehmen um die wenigen kompetenten Fachkräfte rangeln.
Work Life Balance anstatt Status Symbole
Die Zeit der sich fügenden Brötchen backenden Bäckersöhne ist längst Geschichte. In der Generation Y, zwischen 1980 und 1995 geboren, überholen Work Life Balance und Lebensglück lang erstrebte Werte wie Tradition, Prestige, Status und Gehalt. Sie ist bezüglich Job und Karriere kritischer denn je und rückt Freude an der Arbeit und Sinnsuche in den Fokus. Die Beziehung Job-Mensch muss dadurch auf viel mehr Ebenen funktionieren als früher. Die Generation Y kann sich diese selbstbewusste, fordernde Haltung erlauben. In Zeiten des Arbeitskräftemangels verschiebt sich immer mehr das Machtgefüge zwischen Arbeitgeber und Bewerber. Vor diesem Hintergrund denken Recruiter um und bedienen sich zunehmend neuer Methoden.
Über den Tellerrand der Stellenanzeigen
Stellenprofil, Kompetenzen, Referenzen und Gehalt können allein nichts mehr bewegen. Ins Gewicht fallen mindestens genauso stark Unternehmenswerte, Nachhaltigkeit, Work Life Balance, flexible Arbeitszeitmodelle. Diese vielschichtigen Informationen lassen sich jedoch in einer herkömmlichen Jobbeschreibung schwer abbilden. Die neue Komplexität der Anforderungen zwingt die klassische Stellenanzeige in die Knie und pusht e-Recruiting Maßnahmen nach vorne. „HR-TEC“ ist zum neuen Schlagwort geworden. Gemeint ist der Einzug von Digitalisierung in den Personalbereich. Online-Job-Matching entwickelt sich vor diesem Hintergrund zum Recruiting-Tool der Stunde. Denn es wird mit seiner Algorithmen-basierten Methodik der neuen Diversität der Anforderungsprofile gerecht.
Job-Matching: zeitgemäß und präzise
Grundlage für das Job-Matching ist eine Internet-Plattform, die nach dem Vorbild von Partnerbörsen funktioniert. Sie zielt auf passgenaues Zusammenführen von Bewerbern und Unternehmen ab. Ein engmaschiges Analysetool erarbeitet dabei detaillierte Profile von beiden Seiten. Hier geht es inzwischen um weit mehr als nur um Jobinhalte und Unternehmenskennzahlen. Wichtig sind auch Werte, Philosophien, Arbeitsorganisation, Mobilität, Nachhaltigkeit, Moral. Jobsuchende brauchen heute ganz andere Informationen über potenzielle Arbeitgeber, um herauszufinden, ob das Unternehmen nicht nur fachlich, sondern auch ideologisch zu ihnen passt. Über Algorithmen werden in Sekundenbruchteilen Tausende von Such- und Angebotsprofilen „gematcht“. Eine Vielzahl individueller und feingliedriger Jobkriterien führen mit wenigen Klicks zum Traumkandidaten oder Traumarbeitgeber.
Wer ist der Bewerber von morgen?
Jeder Recruiter muss die Psychologie und Trends im Generationenwandel aufmerksam verfolgen. Noch macht die Generation Y einen wichtigen Teil der arbeitenden Bevölkerung aus. Sie bekommt jedoch Konkurrenz. Langsam dringt die Generation Z in den Arbeitsmarkt. Wie bei dem letzten Generationswechsel müssen sich die Unternehmen umstellen. Gerade haben sie begriffen, dass sie mit Status Symbolen nicht mehr locken können, geht es nun noch tiefer in die Selbstverwirklichung. Die Y-Generation ist sinnsuchend und fragend. Sie möchte mehr Flexibilität und Mobilität, mehr Freiräume im Job. Beruf und Freizeit verschmelzen immer mehr.
Generation Z mit neuem Selbstverständnis
Die Jugendlichen von heute ticken wieder anders. Mit Tablet und Co aufgewachsen, sind sie die ersten echten Digital Natives. Als Kinder haben sie die Wirtschaftskrise erlebt. Experten wie Generationenforscher Christian Scholz oder Jugendforscher Klaus Hurrelmann prognostizieren eine wiederkehrende Sehnsucht nach einem sicheren Arbeitsplatz. Und Karriere? Ja, aber nicht um jeden Preis. Die um die Jahrtausendwende geborene Generation Z entwickelt ein neues Selbstverständnis im Bezug auf die Arbeitswelt. Die Vermischung von Beruf und Freizeit findet kaum noch Anklang. Die Jugendlichen von heute beobachten, wie die Generation Y zu viel Arbeit mit nach Hause nimmt. Den Laptop auf dem Schoß, ständige Erreichbarkeit und zwischendurch E-Mails auf dem Smartphone checken – das lehnt die heranreifende Generation Z ab. Sie möchte geregelte Arbeitszeiten, unbefristete Verträge und klar definierte Strukturen im Job.
Digitale Omnipräsenz versus Achtsamkeit
Mobilität in allen Ehren, aber die Manager und Fachkräfte von morgen wehren sich gegen die digitale Omnipräsenz. Schon jetzt ist ein Umdenken spürbar. Unternehmen reagieren auf diese neue Befindlichkeit und setzen vermehrt auf das Thema Achtsamkeit. Das Thema war lange in der Esoterik-Ecke zu Hause, bekommt aber gerade einen neuen Anstrich. Stressmanagement- und Achtsamkeitstraining in Unternehmen erweist sich als nützliches Werkzeug zur Stressbewältigung, Burnout-Prävention bei Mitarbeitern und als Instrument bei nachhaltiger Personal- und Führungskräfteentwicklung. Großkonzerne wie z.B. SAP, google, Würth oder Bosch führen Achtsamkeitstrainings durch. 2017 haben allein bei SAP 6.000 Mitarbeiter das zweitägige Coaching „Search inside yourself“ absolviert.
Mit ausgefahrenen Antennen – Job-Matching muss sensibel sein
Jede Generation gibt der nächsten Generation Inspirationen, etwas zu verändern, etwas besser zu machen. Generationssettings haben für Job-Matching Portale eine absolute Schlüsselfunktion. Betreiber müssen unbedingt Veränderungen und neue Bedürfnisse von Arbeitnehmern und Unternehmen in ihren Datenerhebungen und Algorithmen berücksichtigen. Wenn zum Beispiel Achtsamkeit ein neues Thema ist, muss es im Profiling Erwähnung finden. Nur mit relevanten Inhalten können Algorithmen Erfolge erzielen. Nur dann können sie passgenaue Übereinstimmungen finden. Personaler sparen auf diese Weise viel Zeit und Geld und vermeiden Fehlbesetzungen. Kompetente Mitarbeiter bleiben ein großer Wettbewerbsvorteil. Job-Matching hilft, die Fach- und Führungskräfte zu finden, die auch in der Zukunft die komplexen Prozesse steuern können.
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