Es ist ganz schön etwas los in den Großstädten, vor allem aber auf den Straßen. Dort tummeln sich neben Fußgängern, Fahrradfahrern und PKWs auch jede Menge Lieferfahrzeuge. Nach den Prognosen zum anhaltenden Wachstum des E-Commerce wird gerade der Güterverkehr in den Städten mit Sicherheit noch weiter zunehmen – mit Blick auf den Status quo ein sicherer Super-GAU, was die Lebens- und Luftqualität angeht. Es muss sich also dringend etwas ändern. Was oder viel mehr wie ist jedoch den Beteiligten – dazu zählen die KEP-Dienstleister und die Kommunen, ebenso wie die Online-Händler und die Konsumenten – bislang noch nicht so recht klar. Einig sind sich dennoch (fast) alle: Eine Lösung muss her, um Pakete in Zukunft ressourcen- und umweltschonender als es aktuell der Fall ist in die Innenstadt zu befördern.
Nur ein Stück im großen Mosaik: Elektroantrieb liefert einen Teil der Lösung
Erste vielversprechende Ideen und Ansätze gibt es bereits. Dazu gehört unter anderem der vermehrte Einsatz alternativer Antriebskonzepte, wenngleich deren Nutzung durch die technischen Möglichkeiten teilweise noch limitiert ist. So können etwa die Akkus elektrisch betriebener Fahrzeuge nur einen begrenzten Radius abdecken. Die Umstellung von Diesel- auf E-Transporter ist daher sicherlich ein Teil der Antwort, aber nur in Kombination mit zusätzlichen Maßnahmen wirksam. Wiederum ließen sich dadurch Konzepte wie die geräuscharme Nachtbelieferung umsetzen. Zusammen mit der Auslastung (temporär) nicht genutzter Flächen, etwa leere Stellplätze in Parkhäusern als mobile Lager, könnten mehrere Fliegen mit einer Klappe geschlagen werden. Unter anderem entwickelt das Fraunhofer IAO in Stuttgart gemeinsam mit Projektpartnern solche neuen Nutzungskonzepte für die Innenstädte. Denn was es an Verkehr zu viel gibt, fehlt es an Flächen für zentrale Mikro-Hubs. Diese sind wiederum ein wichtiger Bestandteil der zukunftsfähigen urbanen Logistik, da nur dann die Belieferung mit Lastenfahrrädern oder ähnlichen umweltfreundlichen Transportmitteln im gesamten Stadtgebiet möglich ist.
Umdenken und um nutzen: viel Potenzial für die urbane Logistik gibt es bereits
Sich ungenutzte Potenziale zu Eigen machen kann auch in einer anderen Art und Weise umgesetzt werden. Neben der Umnutzung von Flächen spielen beispielsweise nicht ausgelastete Transportkapazitäten eine Rolle. Denn immer dann, wenn Fahrzeuge leer in die Stadt bzw. aus ihr heraus fahren, verpuffen wertvolle Kapazitätsreserven. Hier setzt eine Mitfahrgelegenheit „für Dinge aller Art“ an und vernetzt Unternehmen und Privatpersonen, die – sollte das Ziel mit der geplanten Route übereinstimmen – samt ihrem PKW zum Paketboten werden. Einen ähnlichen Synergieeffekt ergibt die Nutzung von bereits vorhandenen Verkehrsmitteln für die Paketlogistik im urbanen Raum. Kaum überraschend prescht hier wieder Branchenriese Amazon voraus und plant, Packstationen in Bussen und Straßenbahnen zu installieren. Ähnlich, jedoch eine Nummer größer, ist das Pilotprojekt „Logistiktram“ in Frankfurt am Main. Diese verknüpft die Vorteile von Straßenbahn und Lastenfahrrad indem mobile Mikrodepots auf der Schiene ins Zentrum gebracht werden, von wo die Sendungen sich dann umweltfreundlich per Rad verteilen lassen. Doch ganz egal wie effektiv diese Ideen auch sein mögen, gibt es ein großes Problem: Bislang kooperiert die Branche nur sehr ungern bis gar nicht, weshalb White-Label-Lösungen es nach wie vor sehr schwer haben.
Statt White-Label-Lieferung lieber Lieferdienst-übergreifende Zustellpunkte einrichten
Die zusammengefasste Lieferung möglichst vieler Pakete an wenigen, zentralen Orten ist allerdings einer der vielversprechendsten Ansätze, der gleichzeitig die oben genannten nicht ausschließt, sondern ergänzt. Während die wirtschaftlichen Interessen der einzelnen Unternehmen eine Bündelung auf nur einen Anbieter wohl auch in Zukunft verhindern werden, sollten stattdessen Anlieferungspunkte geschaffen werden, die nicht allein auf einzelne Paketdienste beschränkt sind. Erste Gehversuche gibt es in einigen Einkaufszentren, wo teilweise sogar Paketabholstationen für gleich mehrere Dienstleister eingerichtet wurden. Darunter der „Ein-Treff-Punkt“ im City-Center Bergedorf nahe Hamburg. Doch auch wenn diese Art von „Paketshop“ das Unmögliche möglich zu machen scheint, ist es auf den zweiten Blick doch nicht ganz bis zu Ende gedacht. Tatsächlich agieren zwar alle Beteiligten, nämlich DPD, Hermes, GLS und UPS, unter einem Dach, jedoch jeder mit seinem eigenen System. Einfacher und praktischer sind da beispielsweise die Paketschränke von pakadoo, die sich nicht nur in Unternehmen, sondern auch in Shopping-Centern oder anderen öffentlich zugänglichen Orten platzieren lassen. Durch das offene System, das nicht auf einzelne Lieferunternehmen festgelegt ist, bieten sie viel Potenzial für eine „grünere“ City-Logistik. Denn sowohl Lieferanten, als auch die Empfänger sparen sich durch die zentral gelegene Zustelladresse viele Einzelfahrten. Vor allem für die Paketdienstleister bedeuten diese Zeiteinsparungen unterm Strich bares Geld, zumal sich durch den Bündelungseffekt nicht nur sehr viel Zeit sparen, sondern auch die Kosten für Kraftstoff reduzieren lassen.
Vielversprechende Ansätze, aber noch viel zu tun
Auch wenn sich die Umsetzungen teilweise doch sehr unterscheiden, scheint es momentan auf ein paar wenige Maßnahmen hinauszulaufen: eine größere Anzahl von E-Lieferfahrzeugen, zentrale Mikro-Hubs, Cargo-Bikes für die allerletzten Meter und zentrale Anlieferungspunkte – im besten Fall nicht auf einzelne Logistikunternehmen beschränkt. Für eine flächendeckende und tatsächlich in der täglichen Praxis umsetzbare Handhabung müssen allerdings vor allem die Paketdienstleister und die Kommunen noch ihre Hausaufgaben machen. Denn nur wenn jeder seinen Teil dazu beiträgt, unter Umständen vielleicht sogar Zugeständnisse macht und Kompromisse eingeht, finden wir eines Tages die Antwort(en) auf die Frage, wie sich Pakete ressourcen- und umweltschonender in die Innenstadt bringen lassen.
Die multilabel Paketshops, lassen sich mittlerweise aber auch kooperativer gestalten. Mit der App pickshare, können Pakete aller Dienstleister in einem kooperativen System erfasst werden. So ist jeder in der Lage ein multilabel Paketshop zu werden, ohne viel Aufwand und Equipment.