Die Auseinandersetzung mit dem Thema Führung steht zurecht ganz oben auf der Agenda von Unternehmens-leitungen, HR-Verantwortlichen und auch Logistikern. Das Führungsverhalten der Vorgesetzten prägt die Kultur eines Unternehmens und lässt Mitarbeiter zufrieden und kreativ sein oder frustriert und unproduktiv. Das gilt für die häufig personalintensiven Logistikabteilungen im Besonderen.
Aber was ist gute Führung, was sind gute Führungskräfte und wie gewinnt man sie für die Logistikorganisation ?
Wenn man die Ergebnisse der aktuellen Gallup-Studie „Engagement-Index 2016“ betrachtet, scheint es nur wenigen Führungskräften zu gelingen, identitätsstiftend zu agieren und die individuellen Leistungspotenziale der Mitarbeiter freizusetzen. Die Studie belegt, dass ein kontinuierlicher Dialog zwischen Mitarbeiter und Führungs-kraft nach wie vor nur unzureichend stattfindet und sich die Führungskräfte ihrer unmittelbaren Wirkung auf die emotionale Bindung ihrer Mitarbeiter zum Arbeitgeber selten bewusst sind. Eigeninitiative, Leistungsbereitschaft und Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter bleiben dann entsprechend auf der Strecke.
Führungsleitlinien und Weiterbildungsseminare können da nur Grundlagen bilden, um die oben erwähnten Defizite zu reduzieren.
Gute Führung muss geübt werden und lebt von Vorbildern und Feedback. Und von situativen Gespür, welches eine Führungskraft erst in der mehrjährigen Praxis entwickeln kann.
Das von der Personalabteilung geforderte jährliche Mitarbeitergespräch zwischen Teamleiter und Versand-mitarbeiter kann im Zweifel kontraproduktiv wirken, wenn sich der Teamleiter seiner Rolle nicht bewusst ist und das Ausfüllen eines Gesprächsprotokolls nur als lästige und bürokratische Pflichtaufgabe abgehakt wird. Die Gespräche und der Austausch miteinander ( und nicht übereinander…) müssen konsequent von den Vorgesetzten gefördert und gefordert werden. Die häufig von Führungskräften in der Logistik vorgetragene Ausrede „Man habe aufgrund des hektischen Tagesgeschäftes keine Möglichkeit mit Mitarbeiter X oder Y zu sprechen gehabt“ ist ein Indiz für mangelndes Führungsverständnis.
Führungsarbeit, also das individuelle Eingehen auf Stärken, Schwächen, Bedürfnisse, Fehlzeiten und Leistungsentwicklung seiner Mitarbeiter braucht Zeit und sollte nicht nur einmal im Jahr stattfinden. Der entsprechende Freiraum für diese tägliche Führungsarbeit muss von der Personal- und/oder Logistikleitung geschaffen werden. Auch sollte durch gezieltes Training die Qualität der Mitarbeitergespräche verbessert werden.
Natürlich gibt es erfahrene und gute logistisch ausgebildete Führungskräfte in den Unternehmen und auch auf dem Bewerbermarkt. Diese haben zumeist selber Wertschätzung erfahren und sind in der Lage wertschätzend und reflektiert zu führen. Diese sind jedoch rar und fallen nicht vom Himmel. Gerade bei der Besetzung der Gruppen- oder Teamleiter tun die Unternehmen gut daran, die Rekrutierung aus der eigenen Belegschaft vorzunehmen. Diese Nachwuchskräfte sind auf ihre Führungsaufgabe gründlich vorzubereiten, konsequent zu begleiten und weiterzuentwickeln.
Führung heißt: Sich selber führen können und Eigenverantwortung der Mitarbeiter stärken
Ein Hauptaugenmerk der Personal- und Führungskräfteentwicklung sollte dabei die Auseinandersetzung mit seinen eigenen Motiven und Wertvorstellungen sein. Denn nur wer gelernt hat, zu differenzieren und sein (Führungs-) Verhalten immer wieder kritisch zu hinterfragen, wird zur Selbstführung fähig sein und andere ihm anvertraute unterschiedlichste Menschen situativ führen können. Dazu gehört auch, seinen Mitarbeitern zu vermitteln, dass sie ein hohes Maß an Eigenverantwortung für ihre Zufriedenheit am Arbeitsplatz tragen.
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