Wer als Teilnehmer begeistert über Formen und Inhalte des DLK 2023 heimreiste oder die Zusammenfassung der wesentlichen Vorträge las, und zu erfassen versucht hat, was dort vom 18.-20. Oktober 2023 „verkündet“ wurde, dem wird folgendes bewusst:
1. „LOGISTIK“ hat sich seit der Einführung dieses Terminus durch Dr. Hanspeter Stabenau, Deutsche Außenhandels- und Verkehrsakademie (DAV), vor 45 Jahren – und der gemeinsam mit weiteren acht Experten aus Schifffahrt und Spedition – erfolgten Gründung der
BVL Bundesvereinigung Logistik e.V.
aus der kleinen Branche TUL – Transport – Umschlag – Lagerung zum alle Branchen umfassenden-verbindenden Wirtschaftssektor,
in Deutschland Nr. 3 (nach Umsatz und Beschäftigtenzahl), entwickelt. Von der Rohstoff-Gewinnung/-Erzeugung bis zum kleinsten End-/Konsum-Produkt beim jeweiligen Nutzer/Endverbraucher, steuert und „beherrscht“ Logistik heute alle hierfür erforderlichen Prozess-Schritte durch immer weiter vernetzte Supply Chains/Netzwerke
Logistik, BVL und alle Beteiligten haben dabei in kürzester Zeit, d. h. vor allem in den letzten ca. zehn Jahren disruptive Transformationen bewältigen müssen, wie kein anderer Wirtschaftssektor weltweit.
2. LOGISTIK steht an einem entscheidenden Wendepunkt:
was Prof. ten Hompel (gf. Institutsleiter Fraunhofer IML, Ordinarius des FLW der TU Dortmund et al) in seinem Einführungs-Vortrag ausführte, überraschte die Logistik Beteiligten in den unmittelbaren Folgen, den mittelbaren Konsequenzen und den langfristigen Perspektiven wie Anforderungen:
„Mit großen Sprachmodellen wird KI wird zum tägl. genutzten Handwerkszeug. Es entsteht ein digitales Kontinuum, in dem KI nicht nur Auskunft gibt, sondern aktiv plant, handelt, steuert“.
Prof. Wimmer (Vorsitzender der BVL) hatte den Kongress mit: Think Networks eröffnet und der Mahnung, uns nicht schlecht zu reden, sondern statt ideologischer Diskussionen gemeinsam die globale Zeitenwende zu gestalten – „Wirtschaft im Schulterschluss mit Politik und Gesellschaft. Dazu brauchen wir mit Offenheit und Vertrauen die Bereitschaft, über den Tellerrand des eigenen Unternehmens zu schauen“.
Und Ilse Henne, (Vorstand thyssenkrupp Material Services) machte allen Spielern entlang der Wertschöpfungsketten deutlich, dass die sich ergebenden Herausforderungen nur durch praktizierte
Flexibilität und Transparenz in kooperativ vernetzten Lieferketten zu bewältigen sind.
Was für Groß-Unternehmen heute schon Selbstverständlichkeit ist, wird v.a. für KMU mit tradiertem Wettbewerbsdenken schwerer umzusetzen sein. Dabei ist rasches Umdenken/Umlernen für Inhaber und MA conditio sine qua non für eine erfolgreiche Zukunftsgestaltung.
Prof. ten Hompel und Kollegen haben 2021/2 die „Open Source Plattform“ entwickelt, die v.a. KMU die Möglichkeit bietet, KI und neue Technologien in neutraler Form/nach Bedarf zu nutzen, ohne sich selbst durch große Investitionen übernehmen zu müssen.
Prof. Kersten TU HH, Frau Dr. von See und Dr. Schwemmer ergänzten die o.a. Statements im Rahmen der Reihe: Trends und Strategien in Logistik und SCM mit dem Management Summary:
Triple Transformation – DIGITALSIERUNG / NACHHALTIGKEIT / RESILIENZ
als Leitlinien zukunftsfähiger Wertschöpfungsketten
Der Praktiker Kay Schiebuhr, Vorstand Otto Services, wies in seinem Statement nach, dass mit wachsender Vernetzung von Menschen und Maschine auch kurzfristige Kundenanforderungen immer besser erfüllt werden können.
In allen Vorträgen/Sessions wurde deutlich, dass Logistik Wissenschaft immer „angewandt“ ist, d.h. Forschung immer mit dem Ziel verbunden: „wie können wir helfen, die tägl. Praxis zu verbessern“?!
Der deutsche Log-Preis 2023 ging damit auch völlig zu Recht an die Kooperation von ten Hompel mit Team und Dachser für die Entwicklung des „digitalen Zwillings“, mit dem Lagervorgänge autonom ablaufen, Barcodes und Transponderchips überholt sein werden.
Bleibt ein kritischer Punkt: die Personaler/HR.
Hier wurde seit Jahren versäumt, aktiv Einfluss auf Politik, Behörden und Wirtschaft auszuüben, die früh sichtbar werdenden Entwicklungen und Probleme gemeinsam anzugehen:
- durch Einführung von IT als Pflichtfach an allen Schulen (wie in vielen EU-Ländern),
durch Marketing „pro Logistik“ mit dem Ziel, rechtzeitig junge Menschen und Quer-Einsteiger wie Flüchtlinge (mit Schulungen) zu gewinnen, auch für einfache Tätigkeiten.
Heute als Erkenntnisse: People first und HR: vielmehr als Arbeitskraft zu predigen, erinnert an Sherlock Holmes, wenn er seinem Assi zurief: „my dear Watson!“undbestätigt die Versäumnisse.
Die Generationen Z und Y sind mit IT aufgewachsen, für die Kleinen ist mir nicht bange: der jüngste Uri sah gerade auf dem Tablet meiner Frau, mit dem Zeigefinger wischend, durch Familienbilder: er ist 1 ½ Jahre!
Unabhängig hiervon bot dieser Kongress ein Programm großer Inhalte und Aussagen in lange nicht mehr gebotener Form. Und er zeigte Wege in eine neue Zukunft, die ebenso erfolgreich sein möge, wie die bisherigen 40 Jahre!
Logistik ist auf dem Weg, der entscheidende Faktor aller wirtschaftlicher Entwicklungen/Prozesse und damit des globalen gesellschaftlichen Lebens zu werden – (des Miteinanders der Menschheit)
In conclusio
wird damit dieser 40. Jubiläumskongress als historisch in die noch junge Lebenszeit von Logistik und der Bundesvereinigung eingehen!
Wolfgang Seuthe
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