Kostenreduktion und Besinnung auf Kernkompetenzen oder lieber eigenes Know-how aufbauen und unabhängig sein? Das Thema Outsourcing von Logistikleistungen hatte seinen Höhepunkt im Jahr 2005. Immer mehr Unternehmen lagerten ihre Funktionalitäten bis hin zur gesamten Supply Chain aus dem eigenen Betrieb aus und vergaben sie an externe Dienstleister. Es macht sich ein leiser Gegentrend bemerkbar. In- oder Outsourcing? Beide Modelle haben – abhängig von individuellen Kundenanforderungen – ihre Berechtigung.
Outsourcing schafft Kostenersparnisse, aber Abhängigkeiten
Beim Outsourcing lagern Firmen Geschäftsprozesse in andere Unternehmen aus. Das verspricht auf der einen Seite attraktive Kostenersparnisse, Liquiditätsverbesserung und Raum für das Kerngeschäft. Dienstleister bieten bestimmte Aktivitäten aufgrund von Know-how und Mengenvorteilen preiswerter an. Hohe Aufwendungen für Mitarbeiter-Schulungen fallen weg. Es entstehen steuerliche, aber auch qualitative Vorteile. Zudem verfügen Dienstleister oft über neuere Technologien oder sie führen gleiche Tätigkeiten bereits für andere Unternehmen aus. Dem gegenüber steht die Abhängigkeit vom Logistikunternehmen. Hakt es bei der Dienstleistungsqualität oder tauchen andere Schwierigkeiten auf, kann es zu Folgekosten für den Auftraggeber kommen.
Insourcing steigert Flexibilität und selbstbestimmtes Handeln
Dem Trend des Outsourcings folgt seit ein paar Jahren das Bestreben nach Wiedereingliederung von Prozessen. Seit 2010 steigt die Anzahl der insourcenden Unternehmen wieder leicht an. Von Vorteil: Das Know-how wird intern aufgebaut und verbleibt in der Firma. Das Management kann flexibler am Markt agieren. Die Reaktionsweisen auf veränderte Marktbedingungen sind selbstbestimmter, Reaktionszeiten kürzer. Insourcing minimiert Abhängigkeiten von externen Lieferanten. Unternehmen müssen jedoch kritisch hinterfragen, ob ein „Insourcen“ die richtige Lösung ist. Mitarbeiter und Wissen in einen Betrieb zu re-integrieren, ist häufig mühsam und teuer.
Logistik gehört in kompetente Hände
Früher betrachteten Manager die Logistik rein funktional, nicht wertschöpfend. Das hat sich in den vergangenen Jahren vor allem durch E-Commerce sowie Multichanneling und die damit immer anspruchsvoller werdenden Kundenwünsche massiv verändert. Man erwartet heute mehr denn je zuverlässige und termingetreue Lieferungen, spezielle Verpackungen und ökologische Sensibilität. Dem muss die Logistik Rechnung tragen. Kostenersparnisse sind attraktiv, aber schon längst nicht mehr um jeden Preis. Ein leichtfertiges „Weggeben“ der Aufgaben könnte sich am Ende zu Ungunsten der Qualität rächen. Logistik gilt als wichtiges Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb und avanciert zunehmend zum Erfolgsfaktor. Umso mehr diskutieren Manager heute die Ausgestaltung der Transport-, Liefer- und Lagerprozesse. Nur wer die Benefits von Out- und Insourcing aufmerksam abwägt, kann wichtige Weichen für die Zukunft stellen.
Die Auslagerung darf kein Qualitätsrisiko mit sich bringen
Das Auftragsvolumen der Logistikdienstleister, vor allem in der Kontraktlogistik, dem größten Teilmarkt der Branche, ist nach wie vor immens, steigende Tendenz. Bei den Kontraktlogistikern geht es längst nicht mehr nur um traditionelle Aufgaben wie Transport und Lagerung. Kunden quartieren auch industrielle Arbeiten aus, wie Konfektionierung und Montage. Um das ohne Qualitätsverlust zu leisten, muss sich der Logistiker perfekt in die Kundenprozesse integrieren. Exzellente, produktspezifisch geschulte Mitarbeiter übernehmen die Tätigkeiten. Alle Handgriffe müssen exakt nach Vorgabe umgesetzt werden. Die Aufträge sind individueller und komplexer denn je. Vor diesem Hintergrund ist ein professioneller und kontinuierlicher Austausch mit dem Kunden essenziell. Symbiotisches Miteinander, Vertrauen und Qualität sind die wichtigsten Outsourcing-Erfolgsfaktoren für die Zukunft.
Dem Hype folgt die Professionalisierung
Die Bedenken seitens der Auftraggeber sind verständlich. Ein Qualitätsverlust der Produkte und Prozesse ist nicht akzeptabel. Vor diesem Hintergrund hat sich das Logistik-Outsourcing von einem Modethema zu einem festen Bestandteil im Portfolio der Logistikmanager entwickelt. In oder out? Es gibt hier keinen Königsweg. Jedes Unternehmen muss situativ und individuell den besten Weg für sich finden. Während heute manche Unternehmen die Logistik zu sich ins Haus zurückholen, um Abläufe zu verbessern, steht das Outsourcing nicht still. Im Gegenteil: Es geht hier mehr denn je um Optimierung in der Tiefe, um unfehlbare Sicherstellung der Prozesse, um nahtlose Kundenkommunikation und eine noch höhere Service-Exzellenz. Von einem vertrauensvollen Schulterschluss profitieren Unternehmen allemal, weil sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren und die eigene Position im Wettbewerb stärken. Logistikdienstleister können an vielen Stellen einspringen und von Nebentätigkeiten entlasten. Die Sorge um mangelnde Qualität beim Outsourcing kehrt sich damit häufig in das erfreuliche Gegenteil um.
Synergien aus Symbiosen
Eine Studie in Kooperation mit der DVZ unter 500 Logistikexperten (Verlader und Dienstleister) zum Thema Outsourcing zeigte, dass bei 80 Prozent wirtschaftliche Erfolge durch Outsourcing-Projekte messbar waren und 85 Prozent Kostensenkungen realisierten. Bei der Frage nach dem Hauptmotiv für Outsourcing ist jedoch die Bedeutung von Kostenreduktion über die Jahre gesunken. Das Motiv „Nutzen von Synergien“ hingegen hat deutlich zugenommen. Wir sprechen nicht mehr von einem Outsourcing-Hype, getrieben von Kostensenkungen, sondern von einem strukturellen Wandel von Logistikdienstleistungen im Sinne von maximaler Qualitätssicherung. Die Entwicklungen zeigen, dass die Ausschreibungsfrequenz in Deutschland abnimmt und tendenziell längere Vertragsverhältnisse eingegangen werden. Eine gute Basis für ein engeres Zusammenwachsen und eine vertrauensvolle Symbiose zwischen Kunde und Dienstleister.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
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