Studienergebnisse von INFORM
Vor zehn Jahren formte der Begriff „Industrie 4.0“ auf der Hannover Messe erstmals eine Vision, in der internetbasierte Technologien und sich autonom steuernde Maschinen beachtliche Wertschöpfungspotenziale in der Industrie hervorrufen. Von all dem Glanz der Digitalisierung hat sich in der innerbetrieblichen Logistik bis heute nur ein Funkeln durchgesetzt. Es besteht Aufholbedarf, das zeigen die aktuellen Studienergebnisse von INFORM im Trendreport „Intralogistik und Werkstransport 2021: ein Wirtschaftsbereich am Wendepunkt?“. Die Studie offenbart zudem einen Perspektivwechsel bei den Fachkräften, der auf eine zunehmende Investition in Cloud-Lösungen und intelligente Spezialsysteme hoffen lässt.
Werkslogistik kein Randthema mehr
Als „Produktionsbremse“ wurde die innerbetriebliche Logistik in einer Befragung von INFORM im Jahr 2013 beschrieben. Die damals eher „untertechnisierte Abteilung“, hat sich in Sachen Digitalisierung seither gemausert, wenn auch der angestrebte Zustand noch nicht erreicht ist. Für 76 Prozent der Befragten haben interne Transporte inzwischen eine hohe oder sehr hohe Relevanz in Bezug auf den Unternehmenserfolg. Nur 10 Prozent können der Idee, die Produktion sei das Kernstück eines Unternehmens, die Logistik eine notwendige Nebenaufgabe, vorbehaltlos zustimmen. Immerhin 25 Prozent aller Transporte werden inzwischen über fahrerlose Transportsysteme abgewickelt. Das sind gemessen an den Ergebnissen der Studie von 2013 mehr als doppelt so viele.
Die 121 befragten Fach- und Führungskräfte identifizierten die Erhöhung der Produktivität (80%), die Einhaltung der Termintreue (73%), die sichere Produktionsversorgung (65%) und eine bessere Planbarkeit (34%) als aktuelle Kernherausforderungen.
Kosten und Spezialsysteme finden zu wenig Beachtung
Überraschend ist, dass bei einem täglichen Transportvolumen von mehr als 100 Aufträgen die Kosten der einzelnen Transporte beinahe unbeachtet bleiben. 71,5 Prozent der Unternehmen erfassen überhaupt keine derartigen Kosten oder ordnen diese lediglich einer allgemeinen Kostenstelle zu. Demzufolge sind gerade einmal 7 Prozent der Befragten in der Lage, auf Anfrage über die Kosten für einen einzelnen Transport Auskunft zu geben. Trotz zuversichtlicher Wachstumsprognosen durch Branchenverbände wie dem VDMA sollten Unternehmen ihre Einsparpotenziale in diesem Bereich dringend analysieren.
Häufig fehlt es dafür an konsolidierten Daten und Datenstrategien. Denn der Großteil der Unternehmen setzt noch immer auf Lagerverwaltungs- und ERP-Systeme für die Transportsteuerung und die Materialflussverfolgung. Spezialsysteme wie ein intelligentes Transportleitsystem nutzen nicht einmal 20 Prozent der Betriebe. Bei 42 Prozent von Ihnen steht eine solche Lösung jedoch auf der kurz- bis mittelfristigen Investitionsagenda. Cloud-Systeme kommen in lediglich 5 Prozent der Betriebe derzeit zum Einsatz.
2021: Nachhaltigkeit rückt in den Vordergrund
Die Industrie 4.0 muss inzwischen ein weiteres Ziel erfüllen: Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Wirtschaft. Die Aufmerksamkeit für klimapolitische Fragestellungen färbt auf das Handeln großer Industriekonzerne ab und kurbelt eine positive Entwicklung an. Der Klimaschutz durch die Reduzierung von CO2-Emissionen bildet in der Transportbranche das zentrale Element. Der gesamte Verkehr (PKW und LKW) hat global gesehen einen Anteil von 14 Prozent an den Gesamtemissionen. In den Industriestaaten liegen die Emissionswerte meist höher. Die Intralogistik besetzt in Nachhaltigkeitsinitiativen derzeit noch eine Nebenrolle. Mit moderner Software lassen aber auch in diesem Bereich nicht zu vernachlässigende Einsparungen erzielen. Durch beispielsweise die intelligente Steuerung aller Werkstransporte ließen sich, den Studienteilnehmern zufolge, Transporte (69%) und Leerfahrten (73 %) sowie die benötigte Lagerfläche (63%) reduzieren.
Da in 95 Prozent der Fälle noch der klassische Stapler eingesetzt wird, arbeiten Hersteller von Flurförderzeugen zusätzlich an umweltschonenden Antrieben. Denn trotz Elektroantrieb haben Stapler einen vergleichsweise hohen CO2-Ausstoß. Somit ist die Digitalisierung der innerbetrieblichen Logistik durch etwa ein Transportleitsystem eine wichtige Stellschraube für mehr Nachhaltigkeit.
Den ausführlichen Trendreport können Sie über diesen Link kostenlos anfordern.
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