Mögliche Risiken für die Supply Chains frühzeitig erkennen und die Resilienz der Lieferketten verbessern: Vor dieser Herausforderung stehen derzeit viele Unternehmen. Doch wie sollte der Kurznachrichtendienst Twitter dabei helfen? Sind die dort veröffentlichten Beiträge nicht höchst vergänglich und bestenfalls eine angenehme Unterhaltung? Wie sollten die Info-Häppchen dabei helfen können, das Risiko in Supply Chains zu reduzieren?
Die Auflösung des Rätsels: Zwar sind die Informationen, die den einzelnen Nutzern angezeigt werden, persönlich auf sie zugeschnitten und basieren auf den jeweiligen Interessen und Aktivitäten. Doch die Informationen, die einzelne Nutzer sehen, sind nur ein Tropfen in einem globalen Meer an Informationen, die im Netzwerk insgesamt zur Verfügung stehen. Laut der Consumer-Research-Plattform Brandwatch werden pro Sekunde 6.000 Tweets veröffentlicht, das sind 500 Millionen Kurznachrichten pro Tag, 15 Milliarden pro Monat, oder 180 Mal 1.000 Millionen pro Jahr! Viele dieser unzähligen Nachrichten sind für die Supply Chain irrelevant. Aber so manche drehen sich doch um Ereignisse mit globalen Auswirkungen, die einen starken Einfluss auf Supply Chains haben. Diese herauszufiltern und zu berücksichtigen – das ist die Aufgabe.
Die Tageszeitung berichtet doch auch! Ja, aber…
Naturkatastrophen, Unfälle bei Zulieferbetrieben oder politische Unruhen: Über Ereignisse, die so folgenschwer sind, dass sie die Supply Chain beeinträchtigen können, berichten natürlich auch meist die klassischen Medien – doch berichten sie zuverlässig in jedem Fall? Und wann berichten sie? In der Regel ist Twitter viel schneller: Beispielsweise wurde der in Indien aufziehende Zyklon Vayu im Supply Chain Monitor von IMX, einem Risk-Management-Tool, das auf der Auswertung von Twitter-Nachrichten beruht, am Abend des 10. Juni 2019 registriert. In den klassischen Medien wurde der gefährliche Sturm dagegen erstmals fast 48 Stunden später in einer Tageszeitung erwähnt. Für den durchschnittlichen Zeitungsleser ist das vielleicht schnell genug. Doch Supply Chain-Manager, die sich auf diese Informationsquelle verlassen, haben zwei wertvolle Tage verloren. Nutzer eines Twitter-Monitorings hatten dagegen einen signifikanten Vorsprung, um beispielsweise die notwendigen Umplanungen vorzunehmen, auf alternative Lieferanten auszuweichen oder die Produktionsplanung anzupassen.
KI durchforstet das Datenmeer
Um zu entscheiden, welche der unzähligen kleinen Nachrichten einen Einfluss auf die Supply Chain haben, kommt Künstliche Intelligenz (KI) ins Spiel. Diese scannt sämtliche Twitter-Postings auf vordefinierte Stichpunkte, die etwa die Standorte der Supply Chain-Partner oder einschneidende Ereignisse wie „Überschwemmung“, „Streik“ oder „Stromausfall“ umfassen können. Schlägt das System beispielsweise Alarm für die Stichworte „Indien + Sturm“, prüft die KI auf Basis von Kennzahlen, ob die Warnung ernst zu nehmen ist und ordnet sie entsprechend einer Kategorie zu:
- Relevanter Alarm: korrekt und potenziell die Lieferkette betreffend
- Irrelevanter Alarm: korrekt, aber keinesfalls die Lieferkette betreffend
- Falschpositiver Alarm: Fehlalarm, der ein Ereignis falsch identifiziert hat
Informationsvorsprung für resiliente Supply Chains
Wie wir in Zeiten von Corona in besonderem Maße sehen, reagieren globale Supply Chains sehr fragil auf äußere Einflüssen. Ob pandemiebedingt Fabriken schließen müssen oder Grenzen zum Standort des Hauptlieferanten von heute auf morgen dichtgemacht werden – wer in so einem Fall früher Bescheid weiß, ist klar im Vorteil. Unternehmen sind dann besser dazu in der Lage, frühzeitig zu agieren und aktiv die notwendigen Schritte einzuleiten, anstatt im Nachhinein Schadensbegrenzung zu betreiben.
Mit den richtigen Lösungen ist die Verknüpfung von Twitter-Daten mit End-to-End-Anwendungen schon heute möglich. Das hilft dabei, die negativen Auswirkungen von unerwartet auftretenden äußeren Einflüssen zu minimieren, Kosten zu sparen und die Supply Chain insgesamt widerstandsfähiger zu machen.
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