Menschliche Arbeitskraft profitiert von digitaler Assistenz
Elektronische Leitsysteme anstatt Laufzettel – jetzt also doch! Lange Zeit galt die Lagerwirtschaft als Branche, die sich nicht so recht automatisieren ließ. Aber die Zeiten ändern sich. Roboter und Rechner dringen seit einiger Zeit in dieses Revier ein. Kein Wunder, wenn man überlegt, dass alle Güter, die produziert, importiert und exportiert werden, irgendwann durch die Mühlen der Lagerwirtschaft wandern. Die Frage nach Optimierung ist natürlich auch hier mehr als berechtigt. Für den Kunden ist die korrekte Lieferung bezüglich Produkt, Menge und Qualität ein entscheidender Wettbewerbsfaktor. Wenn hier nicht genau und zuverlässig gearbeitet wird, entstehen unnötige Kosten. Man versucht also, auch die Kommissionierung wirtschaftlicher zu gestalten, schneller auf Informationen zuzugreifen und Fehlersortierungen auf ein Minimum zu reduzieren. Intelligente Technologien, smarte Devices und sogar Roboter strukturieren schon heute manche Lagerhalle.
Arbeitsumfeld im Wandel – Mensch-Maschine-Schnittstelle erfährt Veränderungen
Zukunftsweisende Anwendungen bedeuten für Unternehmen zunächst Prozessoptimierung. Aber darüber hinaus stellen die Veränderungen Unternehmer auch vor echte Herausforderungen bezüglich ihrer Mitarbeiter: Wie verändern sich Arbeitsumfeld, Aufgaben und Kompetenzanforderungen? Robotik und Automatisierung bringen erhebliche Entwicklungen für alle Bereiche der innerbetrieblichen Prozesslandschaft in der Logistik mit sich. Durch “Assistant Devices” sind Mitarbeiter permanent mit Netzwerken verbunden. Die klassische Mensch-Maschine-Schnittstelle erfindet sich neu. Arbeitsorganisationen werden bezüglich Zeit, Ort und Steuerung deutlich flexibler.
Optimierungspotenziale ausschöpfen durch Kommissionierung 4.0
Die Kommissionierung dient der kundengerechten und mengenmäßigen Zusammenstellung von unterschiedlichen Artikeln. Früher erfolgte dieser Vorgang manuell nach dem „Mann zu Ware“-Prinzip. Das System „Ware zu Person“ bietet heute Optimierungspotenziale durch Reduktion der Fahrwege und Suchzeiten. Autonome Transportsysteme inklusive mobiler Regale kommen zum Einsatz und öffnen die Türen zu voll-flexiblen und multifunktionalen Arbeitsstationen. Immer häufiger unterstützen sogenannte AR-Datenbrillen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. In der Konsequenz ist eine vollautomatisierte Kommissionierung auf Basis von Robotik-Systemen umsetzbar. Aber Vorsicht! Die Einführung neuer Technologien darf nie ad-hoc geschehen. Unternehmen sollten sich Zeit lassen und eine schrittweise Technologie-Migration planen.
Maschinen können Kommissionierer/innen nicht ersetzen
Je einheitlicher Güter, Auftragsvolumen und Versandart sind, desto wahrscheinlicher ist theoretisch eine vollautomatisierte Kommissionierung. In der Realität sehen die Anforderungen oft anders aus. Kaum ein Unternehmen wird in der betrieblichen Praxis so homogene Prozesse aufweisen, die sich „mal eben“ technologisieren lassen. Gewachsene Portfolios, heterogene Aufgabenbereiche, Kundenlandschaften und Auftragsstrukturen in unterschiedlichsten Ausprägungen müssen sukzessive angegangen werden. Dennoch: die Vollautomatisierung der Kommissionierung ist auch heute noch eine sehr große Herausforderung. Selbst in kleinen Unternehmen sind Aufgabenspektrum und Güter-Diversität häufig zu groß, um ganzheitliche Lösungen umzusetzen. Der Kommissionierer als Mensch-Maschine-Schnittstelle ist nach wie vor nicht aus den Prozessen wegzudenken.
Technologiebedingte Verschiebung der Verantwortlichkeiten
Neue Technologien können die Kommissionierer zwar nicht ersetzen, unterstützen sie aber in entscheidendem Ausmaß. Auf neuen Wegen gehen bedeutet auch, den Job des „Pickers“ neu zu formen. Maschinen übernehmen immer mehr körperlich anstrengende Aufgaben, sodass sich das Tätigkeitsfeld der operativen Fachkräfte um gestalterische, planerische und optimierende Aufgaben erweitert. Mit der Einbindung neuer Technologien reduziert man nicht zwingend menschliche Arbeitskraft, sondern steigert vielmehr die Qualität der Mitarbeiter-Leistungen. Maschinen assistieren, leiten die Kommissionierer und sorgen für ihr fehlerfreies Agieren. Ob Lichtsignale, Datenbrillen, Roboter, die ihnen zuarbeiten – in der Konsequenz schaffen die Lagermitarbeiter/innen mit digitaler Assistenz sowohl quantitativ als auch qualitativ weitaus mehr. Durch neue Formen der Arbeitsorganisation entstehen höhere Anforderungen an die Kommunikationsfähigkeit und das Arbeiten im Team. Die Verantwortung des Einzelnen bezüglich selbstständiger Entscheidungen und situationsbedingter Konfliktlösungen wächst. Ein neuer Anspruch an die Kommissionierer, den sie noch bis vor Kurzem haben missen lassen.
Klassischer Kommissionier-Job wird digital aufgeladen und aufgewertet
Seit Jahren produziert der Logistik-Boom neue Jobs im Lagerwesen. Leider sind sie so schwer zu besetzen wie noch nie. Der Fachkräftemangel zeigt sich von der immer wahrhaftigeren Seite. Vor diesem Hintergrund liegt der Gedanke an Automatisierung nah. Wenn man keine kompetenten Arbeiter findet, löst man das Dilemma mit fortschreitender Technologie. Ja, die Digitalisierung ist auf dem Vormarsch. Natürlich sind wir begeistert von den neuen Möglichkeiten, die uns die Transformation bringt. Auf der anderen Seite sollten wir aber unbedingt behutsam mit menschlicher Arbeitskraft umgehen, bei aller Begeisterung für den technischen Fortschritt die Personal-Ressource als geschützte Art betrachten und sie so auch behandeln. Auf keinen Fall dürfen wir sie leichtfertig gegen Technologie eintauschen. Kompetente Mitarbeiter bleiben das größte Kapital eines Unternehmens.
Offen sein für Neues, aber weiter auf Mitarbeiter setzen
Der Beruf des Kommissionierens wird in den kommenden Jahren in seinen Grundzügen bestehen bleiben, sich aber technologisch einer Generalüberholung unterziehen. Der Aufgabenbereich verlagert sich im positiven Sinne zu mehr Verantwortung als wichtiges Glied der Supply Chain. Ich plädiere für „Offen sein für Neues, aber weiter auf Mitarbeiter setzen“. Neue Technologien dürfen nicht auf Personalabbau abzielen. Sie sollten vielmehr Jobs und ganze Berufsbilder aufwerten und die Mitarbeiter unterstützen, ihre individuelle Leistung zu verbessern. Der traditionelle Beruf der Kommissioniererin oder des Kommissionierers ist ein gutes Beispiel dafür, dass die Symbiose aus menschlicher und digitaler Kraft die verlässliche Kombination für die Zukunft ist.
Mehr zum Job der Kommissionierin und des Kommissionierers erfahren Sie unter https://www.birdiematch.de/logistik-news/kommissionierer-innen/
Aus meiner Sicht gibt es doch einige Widersprüche in Ihrem Beitrag. Im oberen Teil wird die Aussage vorgenommen, dass Computer die Entscheidungen treffen. Im Schlussfazit sprechen Sie vom mehr Entscheidungen, die der Kommissionierer treffen muss.
Ihr Beitrag strotzt vor Schlagwörtern, die in dem Bereich gerade durch die Medien geistern ohne dabei konkret zu werden. Bei der Einführung von Pick by Vision Systemen haben Sie z.B. große Herausforderungen im Bereich Akzeptanz durch die Mitarbeiter. Nicht jeder Lagermitarbeiter möchte „digitalisiert“ werden, also ihre propagierte permanente Verbindung zum Computer haben. Weiterhin stellt jede zusätzliche Informationsweitergabe/-eingabe auch einen Zeitbedarf für den Kommissionierer dar – die Informationsverarbeitung muss also auch dem Gesichtspunkt effektiv und effizient entsprechen.