In diesem zweiten Beitrag zum Thema City-Logistik konzentrieren wir uns auf die, im ersten Beitrag schon angestoßene These, dass seitens der Immobilien-Eigentümer und Investoren, eine Vorreiterrolle erforderlich ist. Dass sich nicht nur Investoren und Entwickler am Markt platzieren möchten, zeigt das Geheimprojekt „Dragon Boat“ von Seiten Amazon. Unter dem Kodenamen „Dragon Boat“ wird Amazon global die komplette Lieferkette von der Fabrik in China bis hin zur Auslieferung an den Kunden umstrukturieren.
Wir reden dabei über tiefgreifende Änderungen bei denen Amazon folgendes beabsichtigt:
- Einrichtung von Logistik-Standorten in Stadtzentren
- Einführung von „Prime Now“ Kundenlieferungssystemen , ein Lieferservice der dem Kunden eine Lieferung der Waren innerhalb von 2 Stunden garantiert (Turbo-Lieferung)
- Aufgrund der angespannten Verkehrssituation in viele Städten sollen die Waren mit Elektro-Rollern ausgeliefert werden
- Weitere Konzentration des Liefergiganten auf weltweite Logistikherrschaft mit deren ambitionierten Zukunftsvision „Global Supply Chain by Amazon“.
Ein Video über die Bloomberg Analyse der Amazon Strategie finden sie hier.
Bloomberg Video mit eine Diskussion über die Amazon Strategie (Februar 2016).
So oder so – die Kommunen, Investoren und Logistiker werden sich notgedrungen mit dem global agierenden Liefergiganten aus Seattle arrangieren müssen. Innerhalb Europas, mit Ausnahme der UK, hinkt man der Realität noch hinterher. Der Anstieg vom Omnichannel-Einzelhandel erfordert eine ständige Zunahme an Logistikanlagen, die verschiedene Spezifikationen und Standortanforderungen erfüllen. Dies ist insbesondere der Fall bei den sehr großen E-Fulfillment-Zentren und den Sortierungszentren der KEP-Dienstleister. Der Einfachheit halber verzichte ich an dieser Stelle auf den noch komplizierteren Lebensmitteleinzelhandel.
Das Ergebnis wird eine neue Stellung der Logistikimmobilien sein. Dort wo die E-Fulfillment-Zentren in Nicht-Kernvertriebsstandorten erbaut werden (wegen der Größe der Bauwerken wird versucht so billig wie möglich zu bauen), versucht der E-Retailer hingegen möglichst in der Nähe ein Paket-HUB zu errichten, um die Anforderungen der „Letzten Meile“ zu bewältigen.
Wie bereits in meinem ersten Beitrag zu dem Thema der Logistification thematisiert, ist eine engere Zusammenarbeit, mehr Transparenz und ein strategischer Gedankenaustausch zwischen den Marktteilnehmer, dringend erforderlich. Ein Institutioneller Investor kann nur eine Vorreiterrolle einnehmen, wenn sich dieser mit den möglichen spezifischen Problemen der hub-and-spoke Lagen, der Errichtung und Vermietung vertraut macht. Sofern der Investor im Team mit E-Retailern, Logistikern und Kommunen arbeitet, gibt es am Ende drei Gewinner. Zum einen die wachsenden E-Retailer, zweitens Kommunen die im Interesse ihrer Bürger E-Retail Infrastruktur implementieren, und drittens Investoren die ein neues Produkt in ihre Anlage-Allokation einbringen.
Eine Herausforderung die man nicht leichtsinnig betrachten sollte. Große E-Commerce und Omnichannel Spieler verlangen immer höhere Dienstleistungslevel (um sich von der Konkurrenz abzuheben), niedrigere Preise, kombiniert mit kürzeren Lieferzeiten. Dieses Geschäftsmodell führt dazu das Entwickler ein umfassendes Verständnis von Stadtlogistik benötigen (was grundsätzlich fehlt), und Investoren Ihre Anlagestrategie und Performance-Voraussetzungen/Erwartungen, bezugnehmend auf Logistik, ganz neu definieren müssen. Investoren sind dabei auf die Expertise der Entwickler angewiesen. Ein Beispiel für einen Entwickler mir einen Fokussierung auf City-Logistik ist das Französische Unternehmen SOGARIS. Deren Sichtweise bei City-Logistik unterscheidet drei Kategorien. Erstens die Logistikzone am Tor der Stadt, zweitens „Logistik Hotels“ im dichtbesiedelten Innenstadtbereich, wo sich Bevölkerung und Geschäftsaktivitäten konzentrieren, sowie die städtischen Logistikflächen in der lokalen Nachbarschaften.
Ein weiteres Beispiel grenzüberschreitender Innovation aus Frankreich ist das LaMiLo multimodal gestallter Stadtlogistik Projekt. Ein Videofilm dazu finden sie hier.
LaMiLo Video mit einen Erklärung innerstädtische multimodaler Logistikprozesse (2014).
Sie kennen sicherlich die Morgenandacht des Deutschland Funk. Hier gibt’s ein Beispiel aus dem Logistikbereich:
Was passiert in der Lieferkette wenn Apple, eBay und Alibaba den Entschluss fassen ab nächster Woche ihr eigenes innerstädtisches Logistikgeschäft aufzumachen? Wie „disruptive“ würde das denn sein?
Quellen:
Gueirard, Guy et al. 2016. The new industrial (r)evolution: from supply chains to consumer-centric demand chains. Jones Lang LaSalle IP, Inc.
Sogaris (2013). Faciliter la logistique urbaine de marchandises: Ancrer la logistique au cœur de la ville. Sogaris, Rungis.
Soper, Spencer (2016). Amazon Building Global Delivery Business to Take On Alibaba. Bloomberg.com. http://www.bloomberg.com/news/articles/2016-02-09/amazon-is-building-global-delivery-business-to-take-on-alibaba-ikfhpyes [Abgerufen 2016-08-5].
Tornow, Alexandra & Sleeman, Jon (2013). A new logistics real estate landscape: The impact of multi-channel retail on logistics. Jones Lang LaSalle IP, Inc.
Weimer, Marco (2016). Was Amazons Geheimprojekt für die deutschen Kunden bedeutet. Gründerszene Magazin. http://www.gruenderszene.de/allgemein/amazon-logistik-berlin-lieferservice-roller [Abgerufen 2016-08-5].
Ein großes Dankeschön an Anne-Elise Briegel, Abt. strategisches Mietermanagement Deka Immobilien GmbH (München), für Ihre unermüdliche Unterstützung als Revisor bei die Grammatik und Rechtschreibung dieser Blog.
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