Viele Unternehmen der Transport- und Logistikbranche fragen sich, wie sie die wegen immer strikterer Nachhaltigkeitsregulierungen geforderten präzisen Nachweise über die Reduktion von CO2-Emissionen erbringen sollen. In diesem Blogbeitrag zeigen wir, wie Sie wichtige Richtlinien für den EU-Raum wie CSRD, ReFuelEU Aviation und FuelEU Maritime mit Ihren Dekarbonisierungszielen in Einklang bringen.
Dieser Artikel baut auf dem Überblicksartikel „Nachhaltigkeitsregulierungen in der Logistik: Was ändert sich“ auf.
1. Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD)
Die CSRD führt verpflichtende Berichtsanforderungen über Nachhaltigkeitsmaßnahmen nach EU-Standards ein. Ab 2026 müssen Unternehmen rückwirkend für das Jahr 2025 berichten, auf die zwei der drei folgenden Kriterien zutrifft: mehr als 250 Mitarbeitende, mindestens 50 Mio. Euro Umsatz oder 25 Mio. Euro Bilanzsumme. Mehr Hintergrund-Informationen zur CSRD finden Sie hier.
Der wichtigste Aspekt für Verlader, Spediteure und Frachtführer: Die CSRD hebt besonders die Scope-3-Emissionen hervor, um gesamte Lieferketten abzudecken. Unternehmen müssen jährlich quantitative Daten zu folgenden Bereichen aktualisieren und berichten:
- den Energie- (und Wasser-) Verbrauch sowie den Energiemix, einschließlich aller Unternehmensgebäude, Ressourcen und Fuhrparks
- die Treibhausgasemissionen, die in den Scopes 1, 2 und 3 gemäß dem Greenhouse Gas Protocol ausgestoßen werden
Daher sollten Transport- und Logistikunternehmen internes Know-how, Prozesse, ein Datenmodell und die Nachverfolgbarkeit der relevanten Daten aufbauen. Die Berichte werden extern von offiziellen Prüfern validiert. Alle Informationen müssen digital und maschinenlesbar eingereicht werden.
Seit 2020 sind bestimmte kapitalmarktorientierte Unternehmen verpflichtet, ihre Rechnungslegungsunterlagen im European Single Electronic Format (ESEF) offenzulegen, das für Mensch und Maschine gleichermaßen lesbar ist. Hierbei werden Konzernabschlüsse in XHTML-Format mit sogenannten XBRL-Tags (Extensible Business Reporting Language) gekennzeichnet. Im Rahmen der CSRD soll diese Anforderung auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung ausgeweitet werden. Dazu plant die Europäische Kommission die Veröffentlichung einer eigenen XBRL-Taxonomie.
shipzero ermöglicht eine effektive Emissionserfassung im globalen Gütertransport im Einklang mit internationalen Standards wie ISO 14083, GLEC 3.0 sowie dem GHG Protocol und ist vom Smart Freight Centre akkreditiert. Das Unternehmen automatisiert die Datenintegration, harmonisiert Sendungs- sowie Transportdaten und strebt kontinuierlich nach der bestmöglichen Datenqualität.
2. Green Claims Directive
Die Richtlinie soll irreführende Umweltbehauptungen („Greenwashing“) wie „CO2-neutral“ und „emissionsfrei“ verhindern. Das würden Unternehmen der Transport- und Logistikbranche zwar nicht von ihren Lieferketten behaupten. Dafür bietet sich ihnen dank „Book & Claim“ aber künftig die Möglichkeit, grüne Frachtprodukte und dadurch CO2-ärmere Transportketten anzubieten. In Branchen wie Textil und FMCG nimmt die Lieferkette einen signifikanten Anteil am kompletten CO2-Fußabdruck eines Produkts ein.
Book & Claim ermöglicht Logistikfirmen, Emissionsminderungen – zum Beispiel durch Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen – weiterzuverkaufen. In der Praxis bedeutet das: Ein Logistikdienstleister, der alternative Kraftstoffe günstig und effizient einsetzen kann, „bucht“ zunächst eine Emissionsgutschrift, die anschließend an zahlungsbereite Kunden verkauft werden kann. Diese „claimen“ die Gutschriften und können damit ihre eigenen CO2e-Emissionen in der direkten Lieferkette reduzieren.
Allein die Messbarkeit sorgt für einen anderen Modus Operandi: Wer seine Anstrengungen nachweist, CO2e-Reduktionen in der Lieferkette herbeizuführen, kann sich grüner als andere Marktbegleiter positionieren. Mehr Informationen zu Book & Claim finden Sie hier im BVL-Blog. Einen vertieften Hintergrund liefert unser Blogartikel.
3. ReFuelEU Aviation
Die EU-weite Verordnung verpflichtet die Luftfahrtindustrie, nachhaltige Flugkraftstoffe (SAF) schrittweise einzusetzen, um die globalen CO₂-Emissionen zu reduzieren. Ab 2025 müssen die Airlines mindestens zwei Prozent ihres Treibstoffbedarfs im Euro-Raum mit SAF decken. Bis 2050 ist in einem Mass-Balancing-Ansatz ein schrittweiser Anstieg auf 70 Prozent vorgesehen. Verpflichtet sind Fluggesellschaften und Kraftstofflieferanten in der EU – maßgeblich sind Flüge innerhalb beziehungsweise Interkontinental-Flüge mit Start in der EU.
Globale Durchschnittswerte können nicht das Bemühen einzelner Airlines reflektieren, die eigenen CO2e-Emissionen zu reduzieren. Nur mit präziserem Accounting auf Basis exakter Daten lassen sich Änderungen in der Unternehmensbilanz nachweisen.
4. FuelEU Maritime
Diese EU-weite Regelung zielt darauf ab, die Treibhausgasemissionen im maritimen Sektor bis 2050 um 80 Prozent im Vergleich zum Basisjahr 2020 zu senken. Schiffseigentümer und -betreiber müssen künftig zunehmend Schweröl durch sauberere und derzeit noch deutlich teurere Kraftstoffe wie Liquified Natural Gas (LNG), Bio-Schiffsdiesel auf der Basis von Used Cooking Oil (UCO) oder tierischen Fettabfällen und E-Methanol für Frachtschiffe mit mehr als 5.000 BRZ (Bruttoraumzahl) ersetzen.
Der Wechsel zu alternativen Kraftstoffen erfordert hohe Investitionen in die Schiffsflotte und Infrastruktur der Häfen. Diese Kosten werden von den Reedereien über steigende Frachtraten umgelegt. Wie in der Luftfahrt gilt auch im maritimen Sektor: Präziseres Accounting auf Basis exakter Daten bringt im Vergleich zu konservativen globalen Durchschnittswerten mittel- und langfristig strategische Kostenvorteile.
Fazit
Die wachsenden regulatorischen Anforderungen sind eine Herausforderung, aber auch eine Chance für die Logistikbranche, sich als Vorreiter im Klimaschutz zu positionieren. Wer frühzeitig handelt, vermeidet Strafen und stärkt gleichzeitig seine Wettbewerbsfähigkeit, da verlässliche Lieferantenbeziehungen für die grüne Transformation unabdingbar sein werden.
shipzero unterstützt Unternehmen auf ihrem Weg zu „net-zero“ mit Lösungen für präzise Emissionsmessungen und -reduktionen. Gemeinsam schaffen wir die Grundlage für eine nachhaltige Zukunft.
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