Zur Jahresmitte steckt die Wirtschaft in einer schweren Krise. Die Logistik ist davon vor allem aufgrund einer veränderten Nachfragesituation betroffen. Während KEP-Dienste einen Boom erleben, stehen Gütertransporte unter Druck. So ist der Außenhandel nach Auskunft des Statistischen Bundesamtes gegenüber dem Vorjahr um über 30 Prozent eingebrochen – mit entsprechenden Folgen für die Logistik. Doch wie geht es weiter im zweiten Halbjahr 2020? Und was muss sich strukturell ändern?
Der Online-Handel hat die Nachfrage nach KEP-Diensten im ersten Halbjahr nochmals deutlich angekurbelt. Jedoch wirkt sich andererseits der massive Einbruch der Exporte negativ auf die Logistikbranche aus. Eine Erholung ist erst ab dem dritten Quartal zu erwarten – wir gehen davon aus, dass sich die Lage dann jedoch deutlich verbessern wird. Für Transportunternehmen ist es zu empfehlen, sich jetzt strukturell neu aufzustellen, um nach der Krise an die vorherigen Erfolge anknüpfen zu können.
Kratzer Automation geht davon aus, dass Transportunternehmen insbesondere drei Bereiche auf den Prüfstand stellen:
1. Sourcing auf lokalen statt auf globalen Märkten
Über Jahrzehnte kannte die Weltwirtschaft nur einen Trend: Hin zu mehr Globalisierung. Sämtliche volkswirtschaftliche Prozesse sind somit rund um den Erdball zusammengewachsen. Diese Entwicklung ist aus ökonomischer Sicht nicht umkehrbar. Dennoch ist derzeit eine gegenläufige Tendenz erkennbar: So setzen Unternehmen beim Sourcing schon jetzt stärker auf lokale Aktivitäten. Dies gilt insbesondere, wenn es um elementar notwendige Produkte etwa im Medizinbereich geht. Ebenso beginnen Auto- und Maschinenbauer mit den jüngsten Erfahrungen einer Lieferknappheit, sich unabhängiger von Weltmärkten zu machen. Damit werden binneneuropäische oder auch lokale Lieferketten künftig wieder an Bedeutung zurückgewinnen.
2. Mehr Fokus auf Risikomanagement
Mit den Erfahrungen aus der aktuellen Krise werden Unternehmen ihre Sourcing-Strategien neu bewerten. Dies betrifft sowohl Produktion und Beschaffung als auch die gesamte Lieferkette. Dabei wird analysiert, wo Risiken lauern und wie diese minimiert werden können. In der Logistik ist in der aktuellen Situation insbesondere an Lieferantenausfälle zu denken. Von hoher Bedeutung bleiben auch Probleme bei der Zollabwicklung und im Güterumschlag. Um sämtliche Prozesse im Blick zu behalten und Risiken frühzeitig zu erkennen, wird die Digitalisierung der Supply Chain weiter an Bedeutung gewinnen. Die Software-Lösungen, die dies erst ermöglichen, kommen auf den Prüfstand. Innovationsfreundliche Technologien lösen Legacy Systeme zunehmend ab.
3. Just-in-time wird infrage gestellt
Die aus Lieferproblemen resultierenden Produktionsprobleme während der Krise dürften zu einer Überprüfung der bestehenden Konzepte führen. Es ist davon auszugehen, dass der Just-in-time-Einkauf zumindest punktuell zurückgeht. Denn mit der Erfahrung, wie schnell Lieferprobleme entstehen und welche gravierenden Folgen sie haben können, wird die Industrie mehr Teile auf Vorrat halten. In der Folge werden Prozesse in der Intralogistik neu bewertet. Nach Bedarf wird es notwendig sein, Lagerflächen zu erweitern. Außerdem gilt es, Kostenfaktoren zu überprüfen.
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