Wer Nachwuchstalente in Logistik und Supply Chain-Management gewinnen möchte, sollte sich zunächst fragen: Was ist es, das eine Arbeit im Wirtschaftsbereich Logistik attraktiv macht? In der Antwort liegt der Schlüssel dazu, diese Talente für sich zu gewinnen. In meiner Position als Hochschulprofessor an der THWS habe ich die Gelegenheit genutzt und die Studierenden, die den Schwerpunkt Logistik gewählt haben, nach ihren Gründen gefragt. Von den Papers, die daraufhin bei mir eingegangen sind, stelle ich hier in loser Reihe das jeweils beste jedes Studiengangs bzw. Schwerpunkts vor.
Aufmerksame Leserinnen und Leser können unter anderem daraus schließen, mit welchen Informationen sie sich bei potenziellen neuen Mitarbeitenden „interessant machen“ können. Oder warum sie selbst sich vielleicht doch noch für eine Karriere in der Logistik entscheiden sollten.
Heute präsentiere ich das Paper Lukas Meixner aus dem Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaft, Schwerpunkt Logistik. Ihn reizt besonders, dass er in der Logistik an der “Generationenaufgabe schlechthin” mitarbeiten kann. Was er damit konkret meint, das lesen Sie im folgenden Beitrag – ich wünsche eine spannende Lektüre und gute Erkenntnisse!
Ihr Prof. Christian Kille
Lukas Meixner
„Die Generationenaufgabe schlechthin bearbeiten“
In einer Zeit, die von rasantem Fortschritt und ständigem Wandel durch die Digitalisierung, künstlicher Intelligenz, dem Klimawandel und externen Effekten wie Kriegen oder dem Fachkräftemangel geprägt ist, wird die Welt zunehmend von der Geschwindigkeit und Dynamik bestimmt. [1] Künstliche Intelligenz ermöglicht den ständigen Aufbau neuer und noch besserer Software, der Klimawandel lässt die Welt in den größten Teilen nachhaltiger denken, Kriege schaffen Unsicherheiten unter anderem auf den Finanzmärkten und der zunehmende Fachkräftemangel lässt die Unternehmen in einen Wettbewerb um zukünftige Arbeitnehmer gehen.[2][3] All diese und noch einige, speziell auf das Arbeitsumfeld einwirkenden Faktoren gelten auch im Bereich der Logistik und werden im Folgenden genauer, unter anderem im Hinblick auf die eigene berufliche Zukunft, betrachtet.
Die Logistik umfasst etliche verschiedene Arbeitsbereiche mit denen jeder Mensch bereits bewusst oder unbewusst zum Beispiel in Form einer Bestellung im Internet, in Berührung gekommen ist. Auch in Zukunft wird die Logistik eine enorme Rolle innerhalb der Unternehmen und in Bezug auf die Gesellschaft spielen. So stieg der Grad der Globalisierung in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr an und in den nächsten Jahren wird die kontinentale Vernetzung weiter zunehmen. [4] Innerhalb der Unternehmen steht die Logistik gerade hinsichtlich neuerer und nachhaltigerer Aspekte vor einer Art Umbruch. Die meisten Firmen setzen sich intern, aber zusätzlich getrieben durch Richtlinien zum Ziel, innerhalb der nächsten knapp 10 Jahren oder spätestens 2045 klimaneutral zu werden.[5] Genau dieser Teilbereich der Logistik ist für mich von großem Interesse, da diese Ziele zur Aufgabe meiner Generation gemacht werden müssen und dementsprechend auch im Hinblick auf meine zukünftige Karriere ein wichtiger Bestandteil ist, den ich durch die Wahl des Schwerpunkts Logistik besser kennenlernen wollte.
Seit September 2022 bin ich als Werkstudent im Bereich Personal- und Hochschulmarketing bei Bosch Rexroth in Lohr am Main beschäftigt. Als „[…] führender Anbieter von Automatisierungslösungen für industrielle und mobile Anwendungen“ [6] zählt das Unternehmen zu einem den bedeutendsten und angesehensten Arbeitgebern der Region. Durch die Tätigkeit ist es mir möglich in verschiedene Bereiche des Unternehmens zu blicken und dort immer wieder mit anderen Studierenden ins Gespräch zu kommen. So zum Beispiel mit Kolleginnen und Kollegen, die entweder als Werkstudent oder festangestellt im Logistikbereich des Unternehmens arbeiten. Nach nahezu eineinhalb Jahren Betriebszugehörigkeit macht mir nicht nur meine aktuelle Tätigkeit Spaß, sondern reizt mich ein intensiverer Blick in eben genannten Bereich des Unternehmens im Rahmen eines freiwilligen Praktikums immer mehr.
Die Aussichten für die Logistik und die Wirtschaft im Gesamten sind ähnlich zum vergangenen Jahr 2023 eher trüb. Mit einem realen Wachstumsrückgang von etwa 3,5% und möglichen Abweichungen von einem knappen Prozent in beide Richtungen, untermauert die Prognose der Logistikweisen beim Gipfel im Herbst 2023 die Unsicherheit, die weiterhin am Markt herrscht.[7] Gerade deswegen spielt ein gezielteres Kostenbewusstsein trotz des Rekordumsatzes von knappen 7 Milliarden Euro bei allen Beschäftigten innerhalb jeder, aber auch meiner aktuellen Unternehmung eine große Rolle und muss in jeder Form als Impuls für Einsparungen gesehen werden.[8] [9] Denn die wirtschaftlichen Bedingungen sind nicht nur speziell auf den Bereich der Logistik gesehen eine wichtige Rahmenbedingung, sondern für alle anderen Bereiche von gleicher Bedeutung. Generell hat der Kostendruck für Unternehmen, beispielsweise auch im Wettbewerb mit der Konkurrenz einen wichtigen Part inne. Gerade durch die Digitalisierung, die es möglich machte, Angebote hinsichtlich der Qualität, des Preises oder der Ausführung schnell miteinander vergleichen zu können und jetzt mit dem Stagnieren des Wirtschaftswachstums wurde und wird dieser Aspekt immer wichtiger. [10] Ein neuer Trend, der durch Corona essenziell wurde, ist das Arbeiten von daheim aus. Alle Meetings, die zuvor nahezu ausnahmslos in den Unternehmen stattgefunden haben, wurden durch die Ausgangssperren und die Ansteckungsgefahr online über MS Teams oder Zoom abgehalten. Der Trend zum „Remote working“ und das Abhalten von Meetings über das Internet ist allerdings heute noch eine beliebte Möglichkeit, Kosten und Emissionen einzusparen, da Dienstreisen, auch im Vergleich zur Zeit vor Corona, deutlich abgenommen haben.[11] [12] Doch obwohl der Trend zur Kosteneinsparung beitragen kann, wird die wirtschaftliche Rahmenbedingung im Verbund mit den trüben Prognosen für das aktuelle Jahr zu einer Herausforderung im Bereich der nachhaltigen Logistik, da dieser zur Erreichung der Umweltziele häufig Investitionen tätigen muss. Grund dafür ist eine weitere Rahmenbedingung. Die gesetzlichen Vorschriften und Normen, die einhergehen mit den Treibern Ressourcenknappheit, Energiewende und Umweltschutz[13], aber auch eigens vom Unternehmen gesetzte Ziele zur Klimaneutralität erfordern ständige Überprüfung aktueller Werte, beispielsweise zu Treibhausgasen, und Recherchen zu neuen, möglicherweise besseren und günstigeren Alternativen und Prozessen. Dazu stellen viele Unternehmen die Weichen in Richtung erneuerbarer Energien für unter anderem die Flotte. Einblicke dazu konnte ich durch das Semesterprojekt mit Südzucker erhalten, die eine klimafreundliche Transportlogistik für Zuckerrüben in absehbarer Zukunft anstreben. In der Projektarbeit wurde dabei deutlich, dass hierbei eine gewisse Abhängigkeit zum Gesetzgeber im Themengebiet rund um die Energiewende herrscht. Diese entspricht einem Treiber, der vor allem hinsichtlich möglicher Förderungen bei Investitionen in eine klimafreundlichere Antriebstechnologie von entscheidender Rolle sein kann. Mein aktueller Arbeitgeber ist dabei bereits einer der Vorreiter in Sachen klimaneutraler Produktion. Dieses Ziel wurde bereits im Jahr 2020 an den Produktionsstandorten umgesetzt und auch die CO2-Emissionen sollen sich innerhalb der Lieferkette bis 2030 um 15% senken. Dazu wurde eine Studie in Zusammenarbeit mit der Boston Consulting Group und VDMA erstellt, die genaueren Zahlen zu diesem Themengebiet darstellt.[14] [15]
Doch auch außerhalb des Unternehmens beeinflussen verschiedene Faktoren die Entscheidungen innerhalb des Unternehmens. Ein Blick auf „Porter’s Five Forces“ verdeutlicht, dass zum Beispiel Lieferanten und Abnehmer je nach Verhandlungsstärke und Position, sowie neue Anbieter durch differenzierte oder innovative Produktentwicklungen auf den Markt einwirken.[16] Bosch Rexroth hat hierbei als ein führender Anbieter von Antriebs- und Steuerungstechnologie gerade durch den Ruf für innovative und qualitativ hochwertige Lösungen eine global starke Marktposition und kann sich daher im Wettbewerb mit den anderen Kräften behaupten. [17]
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die aufgezählten Treiber und Rahmenbedingungen nur einen Teil der Gesamtheit darstellen. Doch der besondere Fokus, der den Unternehmensbereich der nachhaltigen Logistik bei Bosch Rexroth so interessant macht, ist die Kombination daraus, in einem weltweit agierenden Unternehmen an der Generationenaufgabe schlechthin arbeiten und gestalten zu können. Die Herausforderungen, die durch die Rahmenbedingungen und Treiber entstehen können, bieten einen zusätzlichen Reiz bei der Umsetzung neuer und innovativer Ideen. So bietet beispielsweise die Kombination aus der Optimierung der Lieferkette mit gleichzeitiger Einsparung von CO2-Emissionen und dem Kostenaspekt eine interessante Plattform, strategisches Denken im Arbeitsumfeld anwenden zu dürfen.
Literaturverzeichnis
Bosch Rexroth – Zahlen. (o. J.). Bosch Rexroth AG (Hrsg.). Abgerufen 9. Januar 2024, von https://www.boschrexroth.com/de/de/unternehmen/zahlen/
Bosch Rexroths Umsatz sichert zukünftiges Wachstum. (2022, März 30). Industrieanzeiger (Hrsg,). https://industrieanzeiger.industrie.de/news/bosch-rexroth-umsatz-2021-wachstum/
Delcker, J. (2023, März 31). Wie verändert künstliche Intelligenz die Gesellschaft? DW (Hrsg.). https://www.dw.com/de/k%C3%BCnstliche-intelligenz-wie-revolutioniert-ki-die-gesellschaft/a-65192292
Generationenvertrag für das Klima. (2022, Juli 11). Bundesregierung (hrsg.). https://www.bundesregierung.de/breg-de/schwerpunkte/klimaschutz/klimaschutzgesetz-2021-1913672
Globalisierung. (2018, Januar 10). Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.). https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/globalisierung/
Gräfe, L. (2024, Februar 1). Anzahl der Geschäftsreisen von deutschen Unternehmen in den Jahren von 2004 bis 2022. Statista (Hrsg.). https://de.statista.com/statistik/daten/studie/72112/umfrage/anzahl-der-geschaeftsreisen-seit-2004/
Grüne Technologien für grünes Geschäft. (07.2020). https://web-assets.bcg.com/cd/51/bf13805d4de4a570010010b3dca4/for-machinery-makers-green-tech-creates-green-business-de.pdf
Jaschinski-Schürmann, B. (2021, Februar 11). Logistik 4.0: Treiber, Herausforderungen und Chancen. LinkedIN – Arvato Systems (Hrsg.). https://www.linkedin.com/pulse/logistik-40-treiber-herausforderungen-und-chancen-arvato-systems
Kille, D. C. (o. J.). Logistische Geschäftsprozesse. https://elearning.thws.de/pluginfile.php/1821962/mod_resource/content/14/02_LogProz_SPLogistik_Kille_deutsch_THWS.key.pdf
Logistikweisen. (o. J.). LOGISTIK 2023 – IM ZEICHEN DER ZEITENWENDE. http://www.logistikweisen.de/wAssets/Jahresbericht-Logistikweisen-2023-Zusammenfassung.pdf
Logistikweisen. (2022, September 22). Impulse für Maßnahmen zur Bewältigung eines herausfordernden Logistikjahres 2024. http://www.logistikweisen.de/wAssets/img/Gipfel-der-Logistikweisen-Herbst-2023-Prognose-2024-Zusammenfassung.pdf
Mobilitätstrends. (o. J.). Siemens Mobility (Hrsg.). Abgerufen 8. Januar 2024, von https://www.mobility.siemens.com/global/de/trends.html
Nachhaltigkeit. (o. J.). Bosch Rexroth AG (Hrsg.). Abgerufen 10. Januar 2024, von https://www.boschrexroth.com/de/de/connected-hydraulics/nachhaltigkeit/
Roemheld, C. (2022, August 3). Der Krieg und seine Folgen für die Kapitalmärkte. Börse am Sonntag (Hrsg.). https://www.boerse-am-sonntag.de/artikel/der-krieg-und-seine-folgen-fuer-die-kapitalmaerkte-12193.html
The logistics trend radar. (o. J.). DHL (Hrsg.). Abgerufen 10. Januar 2024, von https://www.dhl.com/global-en/home/insights-and-innovation/insights/logistics-trend-radar.html
WE MOVE. YOU WIN. (o. J.). Bosch Rexroth AG (Hrsg.). Abgerufen 7. Januar 2024, von https://www.boschrexroth.com/de/de/unternehmen/we-move-you-win/
[1] Vgl. Siemens Mobility (Hrsg.), o. D., online
[2] Vgl. Carsten Roemheld, Börse am Sonntag (Hrsg.), 08.3.2022, online
[3] Vgl. Janosch Delcker, DW (Hrsg.), 31.03.2023, online
[4] Vgl. Bundeszentrale für politische Bildung (Hrsg.), 01.10.2018, online
[5] Vgl. Bundesregierung (Hrsg.), 07.11.2007, online
[6] Vgl. Bosch Rexroth (Hrsg.), o. D., online
[7] Vgl. Gipfel der Logistikweisen (Hrsg.), 22.09.2023, online
[8] Vgl. Gipfel der Logistikweisen (Hrsg.), o.D., Seite 12, online
[9] Vgl. Bosch Rexroth (Hrsg.), o.D., online
[10] Vgl. Bernd Jaschinski Schürrmann, Arvato Systems (Hrsg.), 02.11.2021, online auf LinkedIN
[11] Vgl. DHL (Hrsg.), o.D, online
[12] Vgl. L. Gräfe, Statista (Hrsg.), 02.01.2024, online
[13] Vgl. Kille, 2023, online
[14] Vgl. Industrieanzeiger (Hrsg.), 30.03.2022, online
[15] Vgl. BCG (Hrsg.), Juli 2020, online
[16] Vgl. Porter, 2013, Seite 32
[17] Vgl. Industrieanzeiger (Hrsg.), 30.03.2022, online
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