Nutzungsflächen in Deutschland werden knapp
Mega-Trends wie der florierende Online-Handel, die digitale Revolution oder die Spezialisierung in den einzelnen Branchen treiben die Nachfrage nach Industrie- und Logistikflächen weiterhin in die Höhe. Das erste Halbjahr 2018 am deutschen Lager- und Logistikimmobilienmarkt hat mit 3,4 Millionen umgesetzten Quadratmetern das Vorjahresergebnis um 17 Prozent übertroffen. Das geht aus einer aktuellen Studie des Immobiliendienstleisters CBRE hervor. In den Top-Lagen Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg und München müssen sich Logistiker jedoch bei ihrer Suche nach geeignetem Raum in Geduld üben. Passende Flächen sind hier ein knappes Gut. Vor allem fehlt es an kurzfristig verfügbarem Grund in der Größenklasse ab 50.000 Quadratmetern. Projektentwicklungen, die für Flächennachschub sorgen könnten, sind noch Mangelware.
Die Logistikimmobilie der Zukunft – Branche muss innovative Wege gehen
Neue Branchenanforderungen brauchen neue Lösungen. Aber wie sieht sie aus, die Logistikimmobilie der Zukunft? Durch die Flächenknappheit müssen Bau-Typologien und Nutzungsarten überdacht werden. Prägende Themen sind dabei Nachhaltigkeit und Digitalisierung sowie die damit einhergehenden Veränderungen der administrativen und operativen Prozesse. Durch die immer knapper gestrickten Lieferversprechen ist eine verkehrsgünstige Lage in Metropolregionen entscheidend. Die räumliche Nähe zum Kunden ist ein harter Businessfaktor, der am Ende über Servicequalität und Wettbewerbsfähigkeit entscheidet. Der Innovationsbedarf zeichnet sich immer deutlicher ab. Man muss sich von bewährten Modellen lösen. Ob mehrgeschossig oder gemischt genutzt – neue Konzepte für Lager- und Logistikstandorte müssen her. Denn nur wenn wir umdenken, kann sich die Branche in den kommenden Jahrzehnten auf einem hohen Niveau weiterentwickeln.
In die Höhe bauen und Fläche gewinnen
Im Juni 2018 präsentierte der globaler Logistikdienstleister mit der Eröffnung eines mehrgeschossigen Logistikzentrums in Singapur. Die Immobilie verfügt über sechs Ebenen und bietet 25.800 Quadratmeter nutzbare Lagerfläche. Der Großteil davon ist bereits vermietet. So hoch hinaus geht es in Deutschland noch nicht, aber die Kreationen neuer Immobilienkonzepte werden innovativer. Die französische Planungs- und Realisierungsgesellschaft GSE Group realisierte jüngst eine zweistöckige Logistikimmobilie im Großraum Paris. Über eine Rampe können 40-Tonner die Docks im zweiten Stock anfahren.
Mit „Multicube“ verfolgen wir als Kontraktlogistiker ein eigenes Immobilienkonzept: Der Name steht für ein modulares Immobilienkonzept.
Aufgrund der modularen Bauweise können in dem Multi-User-Logistikzentrum vollkommen unterschiedliche Industrie- und Handelswelten unter einem Dach gebündelt werden: Lebensmittel und Pharmaprodukte, Konsum- und Industriegüter oder auch temperaturgeführte Waren werden unter einem Dach verarbeitet, veredelt und auf kürzestem Wege in den Markt gebracht.
Anspruch an multifunktionale ökologisch nachhaltige Immobilien
Mit diesen nachhaltigen Logistikzentren entstehen Immobilien, die sowohl den Ansprüchen von Nutzern und Investoren als auch der Bevölkerung und Umwelt an eine multifunktionale ökologisch nachhaltige Immobilie gerecht werden. Kunden freuen sich nicht nur über Bestnoten der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB), sondern auch über effiziente Logistikprozesse, die durch Bündelungseffekte entstehen. Ich bin sicher, dass umweltschonende, nachhaltige Logistikimmobilien, die vorhandene Raum- und Energieressourcen effizient nutzen, für Kunden in Zukunft mehr sein werden als ein weiche Faktoren.
Die Kunst neu zu denken
Bereits im Jahr 2013 entwickelten Forscher rund um das Fraunhofer Institut für Materialfluss und Logistik (IML) ein Konzept für die Mehrfachnutzung von Gebäuden. Vor dem Hintergrund, dass viele Parkhäuser nur benutzt werden, solange die Geschäfte offen haben, entstand ein Konzept für ein automatisiertes Parkhaus. Es sollte nachts als Umschlagplatz fungieren. Um die Ruhe der Anwohner nicht zu stören, war der An- und Abtransport der Waren mit leisen Elektrofahrzeugen geplant. Unter anderem wegen der hohen Investitionskosten und der vergleichsweise geringen Verbreitung der Elektromobilität wurde das Projekt allerdings nicht in die Tat umgesetzt.
Von innovativen Immobilienkonzepten profitieren
Dennoch, jede Idee ist wertvoll und hilft, in neuen Dimensionen zu denken. Logistikimmobilien gehören zu den entscheidenden Bausteinen einer funktionierenden Supply Chain. Auf der einen Seite stehen Urbanisierung, Flächenknappheit, Umweltzonen, Staus, Lärmschutz. Auf der anderen Seite wird die für Services wie Same-Day-Delivery notwendige räumliche Nähe zum Endkunden immer wichtiger. Die Herausforderungen und Interessenskonflikte in der Citylogistik sind vielfältig. Man muss heute umdenken und eine neue Kreativität bezüglich Logistikimmobilien, vor allem in Ballungsräumen, entwickeln. Wer es schafft, sich aus der Komfortzone herauszuarbeiten und zeitgemäße Konzepte zu entwickeln, wird belohnt. Nicht nur Umwelt und Kunden, vor allem auch Unternehmen selbst profitieren von innovativen Lösungen mit individuellen Nutzungsformen und nachhaltigen Ansprüchen.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
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