Im vierteljährlichen Modus möchte ich die Entwicklung in den wichtigsten Volkswirtschaften Südamerikas aus Sicht der Logistik kurz skizzieren. In diesem Beitrag werde ich die Lage in Argentinien darstellen. Bei speziellen Fragen würde ich die Interessierten bitten, sich zu melden.
Wie entwickelt sich aktuell die argentinische Wirtschaft?
Nach dem Regierungswechsel in Argentinien 2016 mit dem neuen Präsidenten Macri hat sich die Politik einen wirtschaftsfreundlichen Kurs verschrieben. Erste Hinweise auf eine Verbesserung der Lage liefert die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit (OECD) und geht für 2018 von einem Wirtschaftswachstum von 3,2% aus, was eine Steigerung gegenüber dem vergangenen Jahr (BIP-Wachstum = 2,9%) bedeuten würde. Die Inflation im Land ist zwar immer noch sehr hoch. Die die OECD-Prognose für 2018 liegt bei 14,5% und gibt damit Anlass zur Hoffnung, nachdem der Inflationswert 2017 noch bei 22,8% lag.
Impulse erwartet Argentinien ebenfalls von den anstehenden Verhandlungsergebnissen zwischen den Mercosur Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) und der Europäischen Union. Neben Themen wie Umweltschutz, Arbeitnehmerrechte und Produktschutz sind vor allem die Reduzierung von Handelsbeschränkungen relevant. Durch den Wegfall von Handelstarifen sollen vor allem kleine und mittelständische Unternehmen aus der EU profitieren. Sie betreffen Produkte wie KFZ mit einer aktuellen Zollbelastung von 35% wie auch Kosmetikprodukte mit einer Belastung von 18%. Auch Produkte, die mit Prohibitiv-Tarifen belegt waren (Bekleidung, Milchprodukte) sollen von dieser Entlastung profitieren.
Gibt es Aktivitäten im Infrastrukturbereich, die für die Logistik von Bedeutung sind?
Aus Sicht der Logistik sind die Infrastrukturmaßnahmen von Bedeutung, die vom Transportministeriums vorangetrieben werden. Entsprechen ihrer Internetseite sollen Bauarbeiten an 7000 km Bundesstraßen durchgeführt werden. Die geplanten Investitionen belaufen sich laut Informationen des Transportministeriums auf insgesamt umgerechnet 13,4 Mrd. €, wobei in den ersten vier Jahren bereits 10,11 Mrd. € investiert werden sollen. Ziel ist es sowohl die Sicherheit wie auch die Kapazität der wichtigsten Landesrouten zu erhöhen. Der Ausschreibungsprozess erfolgt mit Beteiligung der Öffentlichkeit sowie privater Unternehmen und soll möglichst transparent erfolgen, so werden die Ergebnisse im Internet veröffentlicht werden.
Weitere Vereinfachungen ergeben sich durch die im Januar vom Präsidenten und seinen Ministern unterschrieben Dekrete zur Förderung der wirtschaftlichen Wettbewerbsfähigkeit, die z.B. den Einsatz von „bitrenes“ (LKWs mit zwei Anhängern) auf bestimmten Routen erlauben. Laut der Internetseite des Ministeriums für Produktion sollen diese LKWs auf bestimmten Routen zu Häfen oder für den Export nach Brasilien erlaubt werden und eine Reduzierung der Logistikkosten von 20% ermöglichen.
Leave a Reply