Die Bedeutung von Infrastruktur für die Entwicklung neuer Märkte ist Fakt. Das gilt auch für die Logistik. Die Infrastruktur “Internet” hat binnen 2 Dekaden die Wirtschaft, aber auch die gesellschaftlichen Prozesse revolutioniert. Derzeit erleben wir wiederum Entwicklungen, deren Auswirkungen die internationale Wirtschaft nachhaltig verändern werden: (1) den weltweiten Kaufrausch Chinas bzgl. logistischer Infrastrukturen (Häfen, Hubs, DCs, …) in Ergänzung zum Kauf westlicher High-Tech Unternehmen; (2) die wachsende Bedeutung des Internet 3.0 – mit Blockchain als disruptive Peer-to-Peer Technologie, die einen Paradig-menwechsel markiert und auch die Logistik nachhaltig verändern wird.
Die nachfolgenden Gedanken sind als Signal an die Politik in Deutschland zu verstehen, diese Veränderungen pro-aktiv in die wirtschaftspolitische Strategieentwicklung, in den Förderthemen-Katalog und mit Priorität in die Bewertungskriterien für Projektförderungen aufzunehmen. Weiter wird angeregt, Szenarien der logistischen, aber auch politischen, Risiken für die Exportwirtschaft angesichts der entstehenden multilateralen Abhängigkeiten von China zu erstellen und für Deutschland infrastrukturelle Handlungsempfehlungen zur Bewältigung (internationaler) Krisensituationen erarbeiten/erforschen zu lassen. Bezüglich neuer Märkte wird die unzureichende Nutzung infrastruktureller Innovationen Deutscher Provenienz mit dem Hinweis auf Handlungsbedarf kritisch beleuchtet. Beginnen wir mit Letzterem.
Nicht vorhandene Märkte sollen es richten
Strategie ist der “Weg zum Ziel”. Strategie ist nur dann relevant, wenn das Ziel klar definiert und vom Willen, es zu erreichen, aktiv unterstützt wird. Dies gilt vor allem für infrastrukturelle Innovationen mit hohem Exportpotenzial. In Deutschland wird Forschung themenorientiert gefördert. Dabei wird auch “Innovation” adressiert. Der Transfer von Forschungsergebnissen, d.h. die Nutzung der Ergebnisse wird jedoch dem “Markt” (d.h. Kommunen, Unternehmen oder Risikokapitalgebern) überlassen. Folgerung des Autors: “Bei dieser Vorgehensweise kann angesichts der aktuellen globalen Veränderungen wirtschaftspolitischer Machtstrukturen (China, USA, etc.) auf Innovationsforschung bzgl. Infrastrukturen verzichtet werden. Oder, die Realisierung wird durch gezielte Maßnahmen der Politik bei entsprechendem Potenzial für internationale Nutzung nachhaltig unterstützt.”
Geförderte Infrastruktur als ‘Entwicklungshilfe’
Beispiele erfolgloser logistischer Innovationen: Transrapid und CargoLifter sind in Deutschland Geschichte. Das strategische Potenzial dieser Innovationen hinsichtlich internationaler Vermarktung und “Made in Germany” Imagepotenzial wurden ignoriert bzw. im Dschungel unterschiedlicher (teilweise politischer) Partikularinteressen zerrieben. Die Geschichte des Transrapid in China wird vom Autor als Lehrstück erfolgloser Wirtschaftspolitik gesehen. Inzwischen scheint sich jedoch in der Politik die Erkenntnis durchzusetzen, dass kooperative Ansätze (Beispiel DB und SCNF), d.h. Koordination von logistischen Infrastrukturen für die Zukunft erforderlich sind. Zugegeben, das CargoLifter-Konzept war seiner Zeit voraus. (Idee 1996 – Insolvenz 2002). Immerhin wird die Halle zum Bau des Cargo-Lifters heute als Freizeitpark genutzt. Es ist zu bedauern, dass das strategische Potenzial nicht erkannt wurde. Derzeit wird das Cargo-Lifter-Konzept in Frankreich, USA, UK, China und anderen Ländern bis zur Marktreife gefördert. Der Flying Whale soll 2019 in Frankreich abheben.
Entwickelt – gefördert – verschenkt
CargoCap und Cargo-Beamer sind technologisch marktreife, infrastrukturelle Innovationen auch Deutscher Provenienz. Seitens der Politik wird die Realisierung “Märkten” überlassen, die es dafür nur in seltenen Fällen gibt. Die föderalen/regionalen Zuständigkeiten verhindern zentral geförderte Pilotlösungen. Zur Lösung dieser Zuständigkeits-/ und politischen Wahlperiodenprobleme bedarf es neuer institutioneller Strukturen, die zentral und unabhängig von Wahlperioden arbeiten und zeitnahe Realisierungen nachhaltig fördern. – Dies erscheint dem Autor im Sinne der Generationenverantwortung unabdingbar. CargoCap (Idee 1998-2002; Forschungsprojekt NRW; Serienreife 2006) ist seit Jahren über die erfolgreiche Versuchsanlage in Bochum nicht hinausgekommen. CargoBeamer (Idee 1998; Technologische Reife 2008; erster Zug [CargoBeamer Alpin] 2017) wird als Erfolg gefeiert. Bei genauer Betrachtung ist festzustellen, dass sowohl in Kaldenkirchen als auch im CTS Terminal Köln Nord die Effizienz bringende CargoBeamer Technologie (horizontale
Verschiebung der Auflieger) nicht angewendet wird. Es wird weiter traditionell verkrant. 2016 wurde berichtet: “Cargo-Beamer goes China!” – Für den Autor steht zu befürchten, dass der Cargo-Beamer das Schicksal des Transrapid in China teilen wird.
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