Industrie 4.0 (ein Acatech-Projekt) war/ist wirtschaftsstrategisch eine Punktlandung. Ein rechtzeitiger Weckruf, konzeptionell reif und unterlegt mit geförderten Investitionsinitiativen zum Aufbau von forschungsrelevanter digitaler Infrastruktur – mit dem Ziel, den Export-orientierten Produktionsstandort Deutschland nachhaltig für die Zukunft fit zu machen. Weltweit wird versucht, das Konzept zu kopieren. – Mit “Industrial Data Space” (Phase 2) wird die 4.0-Architektur für die internationale Verbreitung mit einer Förderung von 5 Mio Euro ‘vorwettbewerblich’ vorbereitet. Es ist zu hoffen, dass in einer Phase 3 die internationale Wettbewerbsphase ebenfalls nachhaltig gefördert werden wird.
Aber, wirtschaftlicher Erfolg erfordert mehr als Effizienz-orientierte, digital-automatisierte Produktion erfolgreicher Produkte. Erst die gesamte, in sich abgestimmte, informationstechnisch synchronisierte Logistikkette schafft die Wertschöpfung. Daher sollten auch die anderen Teile der Kette und Technologien strategisch und digital nicht aus dem Fokus geraten. Dies gilt insbesondere für Export-Länder, also auch für Deutschland.
Förderprogramme für Forschung und Entwicklung
Ein wesentliches Element Deutscher Wirtschaftspolitik sind strategisch zielgerichtete, subventionierte Förderprogramme für Grundlagen-/ und Anwendungsforschung. – Im übertragenen Sinne kann man aber sagen, dass (volks)-wirtschaftlicher Erfolg nicht mit “Prototypen” (Synonym für Ergebnis der Forschung) erzielt wird. Wertschöpfung entsteht erst mit der Vermarktung der Serienproduktion. D.h. der Transfer von F&E Ergebnissen in vermarktungsfähige Produkte muss mit einer mittleren Quote sichergestellt sein.
Mit dem Acatech-Projekt “Innokey 4.0” wurden die Voraussetzungen und Gründe für erkennbare Defizite hinsichtlich des Transfers von öffentlich geförderten Forschungsergebnissen in die Märkte wissenschaftlich untersucht. Die Förderung dieses Projektes zeigt die politische Absicht, die unzureichend erscheinende Entwicklung der Vergangenheit zu korrigieren. Die Förderung zeigt weiter, dass es um Forschung mit marktorientierter Ausrichtung (Anwendungsforschung) geht. Geförderte Anwendungsforschung muss neben der spezifischen Projektausrichtung auch im Kontext einer nationalen wirtschaftsstrategischen “Orientierung” gesehen werden. Aber Schwerpunkte jenseits von Industrie 4.0 – etwa vergleichbar mit den Prioritäten in “Made in China 2025” – oder spezifische (logistische) Infrastrukturen sind als Strategie kaum erkennbar. Gemäß der markwirtschaftlichen Grundordnung soll auch hier der Markt es richten. Der Markt als Motor der internationalen Wirtschaft funktioniert aber nur dann, wenn das marktwirtschaftliche Prinzip global wirksam ist. Aber das ist nicht mehr so. D.h. die neue Ausgangslage ist strategisch neu zu überdenken und zu bewerten.
Kann es sein, dass die wirtschaftsstrategische Ausrichtung hinsichtlich Innovation und Technologie förderungstechnisch in die EU ‘outgesourced’ wurde und in Deutschland Innovationen vorrangig binnenwirtschaftlich gesehen werden? Diesen Eindruck kann man gewinnen, betrachtet man die Bewertungskriterien der neuesten Förderrichtlinien ITA (“Innovation und Technikanalyse”) – Bundesanzeiger 18.9.2017 oder die Richtline „Zivile Sicherheit – Kritische Strukturen und Prozesse in Produktion und Logistik“ – Bundesanzeiger 15.9.2017.
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