Logistikdienstleister und Verlader stehen unter Druck, ihre Scope-3-Emissionen aufgrund immer strengerer regulatorischer Anforderungen zu reduzieren. Global agierende Unternehmen sollten dafür einen Blick in die Peripherie richten, da in Kernmärkten wie der EU in den nächsten Jahren der Aufbau von Infrastrukturen für Elektromobilität und die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe im Vordergrund steht.
Für die Reduktion von Scope-3-Emissionen prüfen Logistikdienstleister und Verlader verschiedene Optionen wie die Neugestaltung von Transportnetzwerken, die Optimierung von Routen und Ladungen, den Transportmittelmix und die Effizienz der Lagerhaltung. Gerade für global agierende Logistiker und Verlader sind auf Grund der meist undurchsichtigen Datenlage in diversen Märkten ihre „low hanging fruits“ der sofort realisierbaren CO2e -Reduktionspotenziale oftmals schwierig zu erkennen.
Genau die gilt es aber jetzt im Sinne einer langfristigen Nachhaltigkeitsstrategie zu identifizieren. Denn in den kommenden Jahren steht zunächst noch der Aufbau von Infrastrukturen für alternative Antriebe im Fokus, bevor sich die daraus resultierenden Dekarbonisierungsmaßnahmen in der Bilanz positiv bemerkbar machen können. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC zufolge werden E-Lkw Dieselfahrzeuge erst ab 2030 verdrängen. Die Reichweite mit einer Batterieladung wird demnach bis dahin auf 900 Kilometer steigen, die Ladegeschwindigkeit soll sich verdreifachen.
Auch die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe ist derzeit noch limitiert, obwohl die Nachfrage zulegt: Nach Angaben der International Air Transport Association (IATA) betrug der Anteil von SAF an der globalen Flugkraftstoffproduktion im Jahr 2024 rund 0,3 Prozent. Die europäischen Carrier müssten ihre Quote somit fast um den Faktor 7 steigern, um den gesetzlichen Bestimmungen der ReFuelEU Aviation zu entsprechen.
Für den maritimen Sektor gilt laut der Richtlinie FuelEU Maritime 2025 die Vorgabe, die CO2-Intensität im Vergleich zum Basisjahr 2020 um zwei Prozent zu reduzieren. Bei den benötigten alternativen Kraftstoffen zeichnet sich in diesem Sektor eine akute Unterversorgung ab: Grund dafür ist die zunehmende Konkurrenz um Biodiesel und synthetische klimaneutrale Kraftstoffe mit anderen Verkehrsträgern.
Während Europa regulativ mit strengen Vorschriften voranschreitet, kann sich für Logistikdienstleister und Verlader gerade jetzt in Zeiten noch fehlender Infrastrukturen ein gesamtglobaler Blick lohnen. So transportieren Spediteure in Lateinamerika oder im asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum ihre Waren möglicherweise noch mit Diesel-Lkw der Schadstoffklassen Euro 2 oder Euro 3. Hier bietet sich den Unternehmen das Potenzial der Grünen Wiese, um mit einfachen Maßnahmen wie Training für sparsames Fahren und Weg-Routen/Ladung-Optimierung CO2e-Reduktionspotenziale aufzudecken und direkt anzugehen, was sich kurzfristig positiv auf den Shareholder Value auswirken kann.
Falls der Anteil der globalen CO2e-Emissionen außerhalb von Kernmärkten wie Europa und den USA schon zehn und mehr Prozent ausmacht, können sich für Logistikdienstleister und Verlader auch schon inkrementelle Optimierungsmaßnahmen für langfristige Dekarbonisierungsstrategien auszahlen. Und selbst wenn aus diversen Gründen der Wechsel der Antriebsart heute nicht machbar erscheint, lassen sich gerade jetzt gut vorbereitende Maßnahmen treffen, um in den organisatorischen Peripherien wirksame Datenstrukturen für effektives CO2e-Emissionsmanagement aufzubauen und innerhalb weniger Jahre Quick Wins zu realisieren.
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