Kürzlich hatte ich die Gelegenheit, ein Gespräch mit Christian Krüger von Catkin zur Nachhaltigkeit (durch Digitalisierung) in der Logistik zu führen. Er hat mir erklärt, wie, wann und warum das funktioniert. Schaut doch mal rein, und ich freue mich über Feedback! Für diejenigen, die (wie ich) lieber lesen, gibt es unten noch ein Transskript.
Interview 03.08.2023 Nachhaltigkeit in der Logistik
BVL, Anja Stubbe / catkin GmbH, Christian Krüger
Das Bewusstsein dafür, nachhaltig handeln und wirtschaften zu müssen, wächst immer weiter. Wo sehen Sie in der Logistikdienstleistung die wirksamste Stellschraube?
Die Logistik ist ein sehr breites Feld, angefangen bei der Intralogistik hin zur Transportlogistik und dort z.B., der Containerlogistik, dem Bereich, in dem wir insbesondere tätig sind.
Vermutlich denkt man, wenn man über das Thema Nachhaltigkeit im Zusammenhang mit der Transportlogistik spricht, zuerst an den CO2 Ausstoß, der bei Transporten entsteht. Die wirksamste Stellschraube ist hier mit Sicherheit die Vermeidung oder drastische Reduzierung von Transporten sodass weniger Treibhausgase entstehen.
Aber natürlich bringt auch die Verlagerung auf effiziente und ressourcenschonende Transportmittel erhebliche CO2-Einsparungen. Hier wäre bspw. der Umstieg auf die Bahn oder auf den kombinierten Verkehr zu benennen. Beides eröffnet große Hebel, Treibhausgase zu reduzieren.
Und natürlich können zusätzlich ressourcenschonendere Antriebe in Elektro- oder Wasserstofffahrzeugen ihren Beitrag leisten, immer vorausgesetzt, dass die Energie klimaschonend produziert wird. Die Bahn fährt übrigens in Europa die langen Strecken elektrisch…
Doch mit unserem Tätigkeitsfeld, der Logistik-IT lässt sich einiges erreichen! Hier sehen wir unseren Beitrag vor allem in der Effizienzsteigerung der Transportketten und in der Transparenz der Umweltauswirkungen. Durch umfassende Digitalisierung, die schnelle und akkurate Bereitstellung von Auftrags- und Statusdaten durch den Einsatz moderner und vernetzter Softwarelösungen vermeiden wir Leerfahrten und Wartezeiten.
Dies wird auch mit unserem Nachhaltigkeitsmodul abgebildet, welches die CO2 Emissionen der Transportwege und -mittel transparent darstellt und somit zu einer klimafreundlicheren Planung und Transportmittelwahl beiträgt. So werden zusätzliche Emissionen vermieden. Und weiterhin verbessern wir die Auslastung und somit die Wirtschaftlichkeit des Fuhrparks. Ökologie und Wirtschaftlichkeit muss kein Widerspruch sein! Hier haben wir einen direkten positiven Einfluss auf die Klimabilanz unserer Kunden.
Digitalisierung und Nachhaltigkeit – ist das ein Match? Oder eine Frage von entweder/oder, weil der erhöhte Energiebedarf jede Bilanz zunichtemacht?
Digitalisierung und Nachhaltigkeit ist ein absoluter Match! Der sehr geringe Energiebedarf durch Servernutzung etc. steht hierbei in einem extrem günstigen Verhältnis zum eingesparten CO2 durch höhere Effizienz.
Und obendrauf spart die digitale Auftragsabwicklung auch noch jede Menge Papier – klimaschädliche Zettelwirtschaften sind dadurch Geschichte. Als Beispiel nennen wir hier gerne den Vergleich mit einer Anfrage bei einer Suchmaschine: Wenn Sie etwas bei Google suchen, verursacht Ihre Anfrage ca. 0,2 Gramm CO2. Ein LKW verursacht für einen Tonnenkilometer dagegen ca. 70 Gramm CO2. Ähnliche Vergleiche lassen sich auch auf den Einsatz von catkin übertragen.
Mit dem beschriebenen Nachhaltigkeitsmodul unserer Softwarelösungen erhalten unsere Kunden einen gesamthaften Überblick über die Klimabilanz ihrer Transporte und können datenbasiert klimafreundlichere Transportalternativen bevorzugen und somit CO2 einsparen. Im übrigen werden derartige Informationen von immer mehr Verladern den Logistikern abverlangt…
Mit unseren Softwarelösungen können Transporte optimiert und somit Wartezeiten, und viele LKW-Kilometer eingespart werden. Unsere Nachhaltigkeitsbilanz ist deswegen durchweg sehr positiv! Und natürlich betreiben wir unser Rechenzentrum und unser Bürogebäude mit grünem Strom….
Lassen sich diese Herausforderungen vor dem Hintergrund der
Infrastrukturengpässe in Deutschland, insbesondere auf der Bahn, überhaupt
realisieren?
Wir sind nicht die Infrastrukturexperten und können auch nicht die Situation im Vergleich
zu anderen Ländern beurteilen. Aber alle unsere Kunden berichten hier von
zunehmenden Problemen durch Baustellen und den dadurch erhöhten Kosten durch
längere Transportstrecken und -zeiten sowie durch erhöhte Ressourcenverbräuche. Dies
druckt auf die Wirtschaftlichkeit, da die Mehrkosten nicht immer an die Kunden
weitergegeben werden können.
Unstrittig ist, dass es einen großen Nachholbedarf bei der Infrastrukturinstandsetzung
und im Ausbau gibt. Gerade bei der Eisenbahn. In diesem stark regelbasierten Bereich
werden die Eisenbahnverkehrsunternehmen mit zahlreichen Informationen zu Baustellen
geradezu überschüttet und müssen diese Informationen dann in ihre eigenen Planungen
einarbeiten. Zur eigentlichen Baustelle kommt also noch ein erheblicher interner und
externer Kommunikationsaufwand hinzu. Genau hierfür haben wir ein Managementtool
entwickelt, mit dem es den Eisenbahnen viel besser gelingt, der Baustellensituation Herr
zu werden. Bei Interesse schauen Sie gerne auf unserer Hompage nach unserem Bahn
Baustellen Manager. Ein Toppprodukt, welches sehr einfach zu installieren ist und den
Planern in den Eisenbahnen sehr viel Arbeit erleichtert.
Können Sie uns ein ganz konkretes Beispiel dafür geben, wie Digitalisierung für
mehr Nachhaltigkeit sorgen kann?
Gern, Beispiel ist ein Speditionskunde aus Süddeutschland, hier gibt es eine konkrete Symbiose
von Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
Traditionell kommt es in der LKW-Transportlogistik sehr oft zu Situationen, die zu Wartezeiten,
Fehlfahrten oder Umwegen führen. Oder der Kunde entscheidet sich für den LKW, obwohl
Transportmöglichkeiten per Bahn bestehen, die nur einen Bruchteil der Emissionen und der
Umweltbelastung eines LKW-Transports erzeugen. Mit der Digitalisierung können jedoch
verschiedene Technologien und innovative Ansätze eingesetzt werden, um diese Situation
anzugehen und nachhaltig zu verbessern. Einige Beispiele:
Ladungsplanung und Konsolidierung: Unsere digitalen Plattformen tragen dazu bei,
Ladungen effizienter zu planen und zu konsolidieren, um Leerfahrten zu minimieren. Wenn
Lastwagen und andere Transportmittel ihre Kapazitäten besser nutzen, werden weniger
Fahrten benötigt, was zu Einsparungen bei Kraftstoff und Emissionen führt.
Track and Trace Systeme: Die digitale Tracking Systeme ermöglichen eine bessere
Sichtbarkeit und Kontrolle über den gesamten Logistikprozesses. Dadurch werden
potenzielle Engpässe oder Verzögerungen frühzeitig erkannt und behoben, was unnötige
Wartezeiten und Ressourcenverbrauch vermeidet.
Telematik und Flottenmanagement: Die Integration von Telematik in Fahrzeugen und
Flottenmanagement Systemen ermöglicht eine präzise Überwachung des Fahrverhaltens,
der Wartungsbedürfnisse und des Kraftstoffverbrauchs. Dies fördert eine
umweltfreundliche Fahrweise und ermöglicht eine rechtzeitige Wartung, beides reduziert
den Kraftstoffverbrauch.
Ein Blick auf die jüngsten Entwicklungen in der Logistikbranche zeigt, wie entscheidend Digitalisierung für die Nachhaltigkeit geworden ist. Es ist faszinierend, wie durch moderne Technologien nicht nur Effizienz, sondern auch Transparenz in den Transportketten geschaffen wird, was letztendlich zu einer Reduzierung von CO2-Emissionen führt. Während der Artikel stark auf die positiven Aspekte fokussiert, denke ich, dass die Herausforderungen, wie etwa der hohe Energieverbrauch der IT-Infrastruktur, nicht unter den Teppich gekehrt werden sollten.
Gleichzeitig sehen wir in der Branche für IT-Dienstleistungen, dass eine intelligente und nachhaltige Gestaltung der IT-Landschaft, wie die Nutzung von Cloud Services und die Optimierung von IT-Sicherheit, einen erheblichen Beitrag zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes leisten kann. Ein Balanceakt, der es wert ist, weiterhin verfolgt zu werden.