In Davos wird zurzeit unter anderem über eines der größten und wichtigsten Infrastrukturprojekte des 21. Jahrhunderts diskutiert: Die neue Seidenstraße, die viele Länder von China bis Europa verbindet. Pünktlich zum Beginn des Weltwirtschaftsgipfels 2017 hat das World Economic Forum dazu ein Whitepaper publiziert, das auf Chancen und Risiken hinweist.
Fest steht: Der Plan, die alten Handelswege auszuweiten und besser denn je für alle wirtschaftlich nutzbar zu machen, kann sich auf viele Länder positiv auswirken. Erwartet wird ein wirtschaftlicher Schub für mehr als 60 Länder, die etwa 70 Prozent der Weltbevölkerung repräsentieren sowie mehr als die Hälfte des globalen Bruttosozialprodukts und etwa 24 % des globalen Handels.
China ist von dem Projekt überzeugt. Bislang wurden mehr als 51 Milliarden US-Dollar investiert. Mehr als 100 Länder beteiligen sich an diesem Wachstumsprojekt – mit Kooperationsvereinbarungen, Freihandelsabkommen und anderen Formen von Partnerschaften. Gemeinsam können der Handel beflügelt, die nationalen Volkswirtschaften angekurbelt und neue Arbeitsplätze geschaffen werden.
Entlang der Seerouten von Asien, über den Mittleren Osten und Afrika bis Europa werden Häfen modernisiert und neue geschaffen, und in den Korridoren der Landbrücke von China, über Kazachstan, Russland und Polen bis Deutschland werden insbesondere die Schinenverbindungen ausgebaut. So erreichte im Januar 2017 erstmals ein Güterzug aus Yiwu, China sein Ziel Barking. Dank des Eurotunnels konnten damit erstmalig 44 Container – 10 davon für Duisburg – auf dem Landweg von China nach UK transportiert werden.
Natürlich ist das Projekt der neuen Seidenstraße, von den Chinesen One Belt, One Road (OBOR) genannt, nicht ohne Hindernisse und Herausforderungen – vor allem sind Verbesserungen hinsichtlich der für die Logistik kritischen Faktoren Geschwindigkeit, Kosten, Zuverlässigkeit und Visibility gefordert.
Fehlende Standards entlang der Strecken, die sich beispielsweise in Form von unterschiedlichen Spurbreiten im Schienenverkehr und eher wenig harmonisierten Zollbestimmungen und Prozeduren zeigen, erschweren den reibungslosen und schnellen Transport der Güter und treiben die Kosten in die Höhe. Ein Lösung ist die Schaffung einer Freihandelszone entlang der neuen Seidenstraße.
Ein weiterer Schwachpunkt ist die fehlende Visibility. Versender, Logistik-Dienstleister und Empfänger müssen wissen, wann sich wo welche Güter befinden. Sie müssen ihre Prozesse innerhalb der Lieferkette soweit als möglich planen und aufeinander abstimmen können. Dies erfordert „small & big data“ sowie Analysen und Information in Echtzeit. Dies erfordert jedoch IT-Infrastruktur.
Die digitale Supply Chain fördert eine neue Qualität des Wachstums
IT-Infrastruktur kann in nahezu allen Bereichen zu erheblichen Verbesserungen beitragen. So können durch die Digitalisierung der Zollprozesse die Prozesse gestrafft werden. Ergänzend können kostenintensive und immer wiederkehrende Tätigkeiten wie beispielsweise das Entladen und Umschlagen von Gütern automatisiert werden. Dies bringt nicht nur Zeit- und Kostenersparnisse, sondern erhöht auch die Konsistenz der Leistung. Und dies bei vollkommener Visibility.
Gefragt sind neben dem Ausbau der klassischen Infrastruktur daher auch Investitionen in die digitalen Netze, in die digitale Supply Chain – ein Ansatz, dem auch die Bundesregierung folgt. Erst Mitte Januar wies die Bundeskanzlerin Angela Merkel in ihrem Podcast daraufhin, dass Deutschland sich „an vielen Stellen auch sputen (müsse), gerade den digitalen Wandel mitzumachen – und schnell genug mitzumachen“. Gleichzeitig erinnerte sie daran, dass die Bundesregierung vor allem mittelständische Unternehmen bei der Digitalisierung unterstützt. Und damit die Unternehmen, die nicht nur in Deutschland die meisten Arbeitsplätze schaffen.
Kleine und mittelständische Unternehmen hätten damit einen schnellen und kostengünstigen Zugang zu bestehenden und neuen Märkten und könnten so in größerem Umfang zum wirtschaftlichen Wachstum und Wohlstand aller beitragen. Zum anderen ermöglicht leistungsstarke IT-Infrastruktur den Aufbau von Echtzeit-Kollaborationsplattformen. Diese tragen dazu bei, dass die Akteure entlang der Lieferketten reibungslos und kollaborativ in Echtzeit zusammenarbeiten können. On-Demand-Fertigungs-, Lagerverwaltungs- und Transportsysteme könnten Märkte mit Produktionsstätten verbinden.
Intelligente Infrastruktur schafft für alle Beteiligten Vorteile. Nicht nur für die Großunternehmen, die die Mittel und das Know-how haben, im Bedarfsfall eigene digitale OBOR Lösungen zu schaffen. Die Entwicklung von Plattformen zur Verbesserung von Abwicklungs- und Transportgeschwindigkeit, Kostenniveau, Konsistenz der Abläufe und Visibility ist die Basis leistungsfähiger und gut abgestimmter Liefer- und Wertketten zur optimalen Unterstützung von Wirtschaftswachstum über alle Marktsegmente. Die Kombination von klassischer und digitaler Dimension macht Infrastruktur und Supply Chain “smart”. Eine Grundvoraussetzung für moderne Volkswirtschaften.
Moderne Technologie ermöglicht das Design und Management sauberer Liefer- und Wertketten und somit eine neue Qualität des wirtschaftlichen Wachstums. Dies beinhaltet, dass das Wohl aller Länder und Menschen, aber auch das Wohl des Planeten Erde gleichermaßen berücksichtigt werden. Alle Nationen entlang der neuen Seidenstraße haben die Agenda 2030 for Sustainable Development gezeichnet. Die gleichmäßigere Verteilung des erwirtschafteten Wohlstandes über alle Länder und Schichten würde die Einstellung gegenüber der Globalisierung wieder positiver stimmen und damit nicht nur die Basis für weiteres wirtschaftliches Wachstum sicherstellen, sondern auch die Grundlage für die zur Erreichung der Umweltziele erforderliche internationale Zusammenarbeit erhalten.
Die Pressemitteilung zum White Paper finden Sie hier.
Das White Paper ist hier kostenlos abrufbar.
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