Die Digitalisierung rauscht durch die Welt der Logistikzentren. Es gibt kaum ein Logistikzentrum, das sich nicht mit Prozessautomatisierung, Robotik oder Picking-Technologien beschäftigt. Dabei dreht sich der Fokus meist darum, wie die operativen betrieblichen Abläufe durch Technologie verbessert werden können. Schlussendlich sind es aber nicht (nur) Maschinen, die das Logistikzentrum betreiben, sondern Menschen. Dieses Personal muss operativ eingeplant und gesteuert werden. Grund genug, einen genaueren Blick auf dieses Thema zu werfen.
Die Warehouse-Daten nutzen
Egal welche Art von Logistikzentrum Sie betreiben, Sie werden fast sicher über Materialwirtschafts- oder Warehouse-Management-Systeme verfügen, auch Daten aus Förder- und Sortieranlagen können Ausgangspunkt sein. Mehr und mehr Betriebe haben Systeme im Einsatz, die Bestände optimieren, z. B. auf Basis von Absatzprognosen. Hier schlummert ein Datenschatz, der für die Personalplanung und -steuerung eine mögliche Quelle für Effizienzsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich darstellt.
So lassen sich z.B. Absatzprognosen verwenden, um das Arbeitsaufkommen für die nächsten Wochen und Monate abzuschätzen. Das kann Input für die Rekrutierung oder Ausbildung liefern, aber auch Basis der Urlaubsplanung sein. In welchen Bereichen wird welches Personal mit welchen Fähigkeiten benötigt? Welche Mehrbedarfe und Saisonalitäten lassen sich durch temporäre Kräfte abdecken? Welche Teilzeitmodelle kann ein Unternehmen Bewerbern anbieten, welche besser nicht?
Im Kurzfristbereich lassen sich die Daten nutzen, um die Personalverfügbarkeit auf das zu erwartende Arbeitsaufkommen auszurichten. Im Laufe eines Arbeitstages soll das Personal unter Berücksichtigung von Produktivität, Qualifikationen und Cut-off-Zeiten jederzeit so eingesetzt werden, dass die Tagesziele in allen Bereichen erreicht werden; auf Basis von Online-Schnittstellen zu Warehouse-Management- und Sortiersystemen. Ersthelfer und Brandschutzhelfer müssen in allen Bereichen anwesend sein. Ein kompliziertes Steuerungsproblem, bei dem Software aber viel Unterstützung liefern kann.
Nur etwas für die wenig automatisierte Logistik?
Mitnichten. Klar – dort, wo (noch?) viele Mitarbeiter tätig sind, ist die Personalplanung und -steuerung umfangreicher. Aber es gibt Bereiche, in denen sich auch in Zukunft keine Automatisierung lohnen wird. Dort nicht nur auf einer operativen Ebene beispielsweise durch moderne Picking-Verfahren zu automatisieren, sondern auch den taktischen Personaleinsatz bereichsübergreifend auszusteuern, hebt die Digitalisierung auf die nächste Stufe.
Aber auch bei höher automatisierten Logistikzentren spielen Mitarbeiter immer noch eine große Rolle. Bei Ware-zu-Mensch-Verfahren können durch die angewandten Prozesse bei der Sortierung und Kommissionierung sogar besonders anspruchsvolle Fragen der Personalsteuerung entstehen, weil bestimmte manuelle Arbeiten synchron zum automatisierten Prozess und den Anlagenkapazitäten ausgestaltet werden müssen. Um hier insbesondere die Personalsteuerung passend entlang der automatisierten Abläufe auszurichten, bedarf es einer hohen Flexibilität in der Abbildung der Personalaussteuerung und der Datenintegration, so dass anpassungsfähige Software, z. B. auf Basis von Deductive Intelligence, klar im Vorteil ist.
Und was ist mit den Mitarbeitern?
Moderne Personaleinsatzplanung und -steuerung nützt auch den Mitarbeitern, weil der Betrieb flexibler auf ihre Arbeitszeitwünsche und -einschränkungen eingehen kann. Weil Mitarbeiter über mobile Zugriffsmöglichkeiten auch abends während der Buchung ihres Urlaubs den Urlaubsantrag stellen können. Weil Urlaube nach transparenten, bedarfsorientierten Kriterien, statt nach dem Best-Buddy-Prinzip genehmigt wird. Weil sie Schichten nochmal kurzfristig digital und unter Berücksichtigung von Qualifikationen tauschen können und im Krankheitsfall schnell Ersatz gefunden werden kann. Weil sie über datenschutzkonforme Chats nochmal mit ihrem Vorgesetzten kommunizieren können.
Diese digitalen Interaktionsmöglichkeiten bietet der Betrieb auf der anderen Straßenseite möglicherweise nicht – ein mögliches Ass im Ärmel beim nächsten Vorstellungsgespräch. Denn smartes Workforce Management hat Logistikunternehmen genauso wie ihren Mitarbeitern etwas zu bieten.
Guten Tag Herr Berlit,
vielen Dank für den informativen Artikel. Es stimmt, dass die Digitalisierung und Prozessoptimierung ein nicht mehr wegzudenkender Bestandteil in der Lagerhaltung ist. Zudem wird der Personalmangel in der Logistik immer größer, so dass man die Digitalisierung sowieso vorantreiben muss.