Mit Lebensmitteln aus der Heimat Servicequalität im Handel schaffen
Immer stärker vernetzen sich internationale Warenströme, immer komplexer werden die Lieferketten. Das einst so gefeierte Global Sourcing bekommt seit einiger Zeit Konkurrenz von nebenan. Beißen Sie lieber in den knackigen Braeburn aus Neuseeland? Oder doch in den rotbackigen Elstar aus dem Obst-Anbaugebiet, durch das Sie gerade erst eine Radtour gemacht haben? Der Handel bedient und stimuliert immer mehr das Heimat-Bedürfnis des Endverbrauchers. Regionales Sourcing schafft Nähe, Vertrauen und Qualität und nimmt sogar dem Bio-Boom den Wind aus den Segeln. Nicht der Anbau, sondern die Herkunft zählt heute zu den wichtigsten Einkaufskriterien. Dies zeigt eine Verbraucherstudie der SGS. 54 Prozent der Bundesbürger achten darauf, wo die Lebensmittel herkommen. Es gelten natürlich auch hier die logistischen Grundanforderungen Sicherheit, Qualität und Rückverfolgung. Zusätzlich gibt es aber eine Reihe an Besonderheiten, die Logistiker im “Heimat-Handel” berücksichtigen müssen.
Lokale Beschaffung – aus der Region für die Region
Frisches aus umliegenden Regionen zu erwerben, war vor wenigen Jahren nur durch lange Wege zu speziellen Geschäften oder Hofläden außerhalb der Stadt möglich. In Folge aufkommender Konsumententrends im Bereich nachhaltiger Ernährungsformen steigt kontinuierlich die Nachfrage nach saisonalen und regionalen Produkten. Das haben auch die großen Einzelhändler längst erkannt. Sie betonen immer stärker ihre Verbundenheit zur Region und setzen auf lokale Qualität. Ein gutes Beispiel ist der marktführende Vollsortimenter Deutschlands. Innerhalb des Verbundes positionieren sich seine selbstständigen Einzelhändler in allen Regionen Deutschlands als vertrauenswürdige Nahversorger. Die Großhandelsbetriebe bauen ihre Eigenmarkenprogramme gezielt weiter aus und arbeiten eng mit lokal ansässigen Landwirten und mittelständischen Herstellerbetrieben zusammen.
Regionale Lieferanten bereiten Einkäufern gute Gefühle
Die Gründe, die Verbraucher dazu bewegen, regional und saisonal einzukaufen, sind vielseitig. Produkte aus der Nachbarschaft werden oft mit einer hohen Qualität und einem sehr guten Geschmack assoziiert. Kunden gehen davon aus, dass die Ware aufgrund der kürzeren Transportwege frischer und frei von Konservierungsstoffen ist und dass Arbeitsbedingungen und CO2-Ausstoß bei Transport- und Lagerprozessen nachhaltig sind. Wer regional kauft, möchte nicht selten auch Zeichen setzen: für kurze Lieferwege, für die regionale Wirtschaft, für Transparenz und Qualität. Kunden unterstützen mit ihrer Kaufentscheidung bewusst die lokale Landwirtschaft, damit geht die Hoffnung auf Erhalt der heimischen Kulturlandschaft und möglichst vieler Arbeitsplätze einher. Es handelt sich also um einen Ausdruck einer ganzheitlichen Lebenseinstellung. Wer diese in seinem Kaufumfeld bedient, verschafft sich Wettbewerbsvorteile.
Zeitgemäße Bündelungsstrategien gefragter denn je
Der Handel reagiert mit neuen Geschäftsmodellen, deren Fokus in dem regelmäßigen Angebot von Produkten aus dem Umland liegt. Nach Meinung von Experten ist das Potenzial noch längst nicht ausgeschöpft. Die Logistik kann und muss einen entscheidenden Beitrag dazu leisten. Mit den klassischen Sourcing-Strukturen stößt sie jedoch an ihre Grenzen. Neue Beschaffungskonzepte sind notwendig, um die logistischen Besonderheiten wie kleinteilige Sendungsmengen, zum Teil nicht exakt planbaren Output und Saisonalität zu stemmen. Bei falscher Handhabung können erhöhte Logistikkosten entstehen, die der Verbraucher nicht immer tragen will. Auch die Rückführung der nicht verkauften Produkte erfordert zusätzliche Prozesse, die heute nur selten schon implementiert sind. Die Logistiker unterstützen den Handel bei der Etablierung neuer Bündelungsstrategien, damit das Netz aus regionalen Lieferanten mit den Systemen der Lebensmittelhändler verzahnt wird.
In der Nähe liegt der Erfolg – dem Konsumenten Sicherheit geben
Vorfälle in der Nahrungsmittel-Industrie alarmieren die Endverbraucher. Pferdefleischskandal, Fipronil, EHEC, – die Liste wird länger, die Menschen vorsichtiger. Der Trend der Nahversorgung kommt da gerade recht. Er bringt Heimatgefühl und Sicherheit ins Haus. Man fühlt sich wohl mit den Erzeugnissen aus der Nachbarschaft. Wenn es gelingt, dass immer mehr kleinere Erzeuger ihre glaubwürdig produzierten regionalen Waren wirtschaftlich in die Regale bekommen, wertet das den Handel spürbar auf. Die Endverbraucher werden dankbar sein. Mit flexiblen Beschaffungsprozessen und einer guten Produktqualität werden regionale Trends zu einer festen Größe im Handel befördert.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
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