Der Ladungsverkehr mit Standard-Equipment, also LKW, ist für die meisten Menschen das Sinnbild der Logistik. Interessanterweise nimmt dieses Segment nur knapp 11 Prozent an dem gesamten Wirtschaftsbereich Logistik ein – es bildet quasi die Spitze des Eisbergs. Fairerweise muss natürlich hier erwähnt werden, dass dieses Segment nur einen Teil der Leistungen umfasst, die die LKW erbringen. Manche sind auch integriert in den Fernverkehren anderer Segmente wie bspw. der Kontraktlogistik. Trotzdem: Es ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, dass die Wahrnehmung nicht immer mit der faktischen Realität zusammenhängt. Dies zeigte sich wieder einmal bei den fast 400 Veranstaltungen am „Tag der Logistik“, bei denen Logistikabteilungen und Unternehmen aus Industrie, Handel und Logistikdienstleistungen ihre Pforten geöffnet haben. Die Highlights finden Sie auf der Website des Aktionstages.
Doch auch wenn es „nur“ die Spitze des Eisbergs ist, bildet der Ladungsverkehr mit standardisiertem Equipment eine der wichtigen Stützen für das Funktionieren der logistischen Systeme in, nach und aus Deutschland heraus.
Entwicklung des Ladungsverkehrs 2017
Ähnlich wie die Gesamtwirtschaft bleibt auch der Ladungsverkehr unbeeindruckt von den politischen Irrungen und Wirrungen. Die aktuellen Aussagen erlauben sogar eine leichte Erhöhung der Prognose für 2017. Lag die Einschätzung Anfang des Jahres noch bei „um die 2 Prozent“, kann man nun von „über 2 Prozent“ Wachstum sprechen. Die Expertenrunde der Logistikweisen hat zwar nicht speziell die Ladungsverkehre diskutiert, hat aber grundsätzlich ein positives Bild für 2017 gezogen (aktuellen Bericht zum Jahr 2017 herunterladen).
Zwar zeigt das große Nachfragebranchencluster Maschinenbau/Metallverarbeitung eine relativ schwache Entwicklung (unter 1 Prozent werden an höherer Produktionsleistung erwartet). Dafür entwickelt sich die Lebensmittel- und Automobilindustrie besser als gedacht (jeweils Wachstumsraten von knapp 2 Prozent). Hinzu kommen die wachsenden Kosten, die sich auch in den Preisen niederschlagen werden.
Digitalisierung, Personal, Protektionismus
Diese positiven Ausblicke für das laufende Jahr sollten das Augenmerk auf die Herausforderungen in diesem Segment nicht verstellen.
- Digitalisierung: Mit Plattformen in jeglicher Ausprägung ist es möglich, die Auslastung der LKW zu steigern. Diese Effizienzsteigerung führt zwar zu einem geringeren Wachstum des gesamten Teilsegments, aber auch zu einer möglichen Entspannung bei den Margen. Voraussetzung dafür ist, dass der ruinöse Preiskampf aufhört. Durch die Heterogenität in der Anbieterstruktur und die grundsätzliche Ausrichtung der Plattformen, das niedrigste Angebot zu bevorzugen, kann damit aber (leider) nicht gerechnet werden. Die kleineren Unternehmer müssen sich an der Digitalisierung ebenso beteiligen wie die großen Konzerne und sollten diese nicht ignorieren. Auch wenn es aufgrund ihrer geringen Investitionsstärke und eines nicht zu vernachlässigenden Risikos schwierig sein wird. Dem können sie entweder durch eine aktive Beteiligung an Plattformen (egal ob von Startups, Logistikkonzernen selbst, etablierten IT-Unternehmen etc. angeboten) begegnen. Oder sie entwickeln durch Kooperation und Zusammenlegen von Investitionsmitteln eine eigene Lösung.
- Personal: Bekanntlich ist die Suche nach Fahrern herausfordernd. Das Angebot als Arbeitgeber ist wettbewerbsfähig zu gestalten. Das kostet im Normalfall auch mehr, nicht nur die reine Entlohnung, sondern auch die Suche, Entwicklung und Arbeitsplatzgestaltung. Weiterhin bedarf es vor dem Hintergrund der Digitalisierung auch anderer Fähigkeiten im administrativen und Managementbereich.
- Internationale politische Entwicklungen: Zwar sind generell noch keine Verwerfungen im Außenhandel Deutschlands durch die protektionistischen Entwicklungen zu erkennen. Speziell spüren es jedoch einige der Ladungsverkehrsunternehmen auf einzelnen Strecken selbstverständlich. Sofern eine Fokussierung auf diese betroffenen Relationen (insbesondere aktuell bezogen auf Großbritannien und die Türkei) besteht, sind die Herausforderungen selbstverständlich größer. Grundsätzlich ist mit einer den Ladungsverkehr insgesamt beeinflussenden Entwicklung erst 2018 zu rechnen, die bei einem ungünstigen Wahlausgang in Frankreich und Deutschland bereits in Q4/2017 Bremsspuren zeigen könnte.
Zukunft sichern
In Summe steigen die Kosten, was sich in den Preisen widerspiegeln muss, damit die Unternehmen ihre Zukunftsfähigkeit nicht aufs Spiel setzen. Wie bei Expertentreffen bereits angeklungen ist, stehen finanziell gut aufgestellte Unternehmen aus dem Ausland in den Startlöchern, um das Feld des Ladungsverkehrs mit standardisiertem Equipment in Deutschland und Europa aufzurollen. Waren hier die ersten Versuche vor der Finanzkrise noch die fehlenden IT-Werkzeuge und die Unterschätzung der vorherrschenden gesetzlichen Rahmenbedingungen die Gründe für das Scheitern einiger US-amerikanischer Unternehmen wie bspw. Schneider, ist heute zumindest die Leistungsfähigkeit der IT-Systeme eine geringere Hürde.
In diesem Blog sollen Sie einen Einblick in die Entwicklung der unterschiedlichen Segmente der Logistik bekommen. Da die Logistik eine Querschnittsfunktion durch alle Branchen ist, finden Sie hier monatlich wechselnde Schwerpunkte, die sich einerseits aus den Kurzfristprognosen speisen, die wöchentlich in der DVZ veröffentlicht werden, und andererseits aus aktuellen Veränderungen und Geschehnissen. Informationen werden also in den Kontext ihrer Auswirkungen auf die Entwicklung der Logistik in Deutschland gestellt.
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