Die Systeme der Stückgutnetzwerke werden gerne als „Rückgrat der deutschen Wirtschaft“ bezeichnet – so zum Beispiel in der DSLV-Publikation „Zahlen, Daten, Fakten aus Spedition und Logistik 2014/15“. Dabei fallen nicht mal fünf Prozent aller Logistikkosten auf dieses Segment, so die zuletzt veröffentlichten Zahlen in der Top 100-Studie. Extremer erscheint das Bild selbstverständlich, wenn dies auf die gesamte Wirtschaft hochgerechnet wird. Das wäre also ein sehr kleines Rückgrat. Trotzdem ist die Relevanz der Aussage nicht ganz von der Hand zu weisen. Und vielleicht kann dieses Teilsegment der Logistik außerdem als Gradmesser der Wirtschaft gesehen werden.
Grund 1: Die Qualität der Netzwerke
In nur wenigen großen Ländern existiert ein solches flächendeckendes Netzwerk für Stückgutsendungen, das auch auf diesem Qualitäts- und Preisniveau arbeitet. Nur durch die zuverlässige, schnelle und sichere Verteilung von Stückgut wird eine entsprechende Nutzung und stetige Weiterentwicklung ermöglicht. Lassen Sie mich deshalb mehr auf den Aspekt des Preisniveaus eingehen, da dieser maßgeblich für die kurzfristige quantitative Entwicklung steht.
Im Mai wurde der „DSLV-Kostenindex für systemgeführte Sammelgutverkehre“ veröffentlicht. Nach den Ergebnissen sollen die Kosten für Stückgut in 2015 deutlich um 4,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sein. Eine weitere Steigerung, insbesondere durch die Maut, wird erwartet. Dass Kostenzunahme und Preisverhandlungen zweierlei sind, wissen die Spediteure schon lange. Deshalb spiegelt sich diese Kostenzunahmen nicht 1:1 im Wachstum wider – auch in 2016 nicht. Dafür sprechen die Ergebnisse des Transportmarktbarometers, welche im Straßenverkehr von gleichbleibenden Preisen in Deutschland für Nah- und Fernverkehr in 2016, aber von leicht wachsenden Mengen ausgehen.
Somit werden einige der Kosten weiterhin bei den Spediteuren bleiben und durch Effizienzgewinne, beispielsweise durch bessere Prozesse oder margenträchtigere Zusatzservices, ausgeglichen werden (müssen). Ein Preiswettbewerb alleine kann nicht zielführend sein, ein Leistungswettbewerb wahrscheinlich eher. An dieser Stelle sei auf die Beiträge in den Berichten der Logistikweisen zu diesem Thema verwiesen, die auf www.logistikweisen.de heruntergeladen werden können.
Zusammengenommen kann mit einem Wachstum in diesem Segment von gut 2% gerechnet werden. Interessanterweise liegt dies in der Region der erwarteten Entwicklung des gesamten Wirtschaftsbereichs Logistik. Es könnte also als ein Gradmesser bezeichnet werden.
Grund 2: Die mittelständisch geprägte deutsche Wirtschaft
Aus jedem Wirtschaftsbereich kommt Nachfrage nach Stückguttransporten, in unterschiedlicher Intensität, aus allen Branchen in Deutschland. Grob gesagt kann damit auf Basis der Veränderung des Aufkommens auch eine Ableitung getroffen werden, wie es der Wirtschaft insgesamt geht. Aktuelle Prognosen zeigen, dass das Wachstum in der Bauwirtschaft gemessen in Euro besonders hoch ausfällt (+4%), während Lebensmittel und Maschinenbau deutlich darunter liegen (gut 1,5%). Da Stückguttransporte insbesondere von Unternehmen nachgefragt werden, die wenig zu versenden haben oder nur kleine Mengen empfangen, sind sie für Deutschland mit seiner mittelständischen Struktur enorm wichtig. Nur wenn ein Logistiksystem auch für geringe Sendungsmengen funktioniert, können die kleineren Unternehmen auf die Forderung ihrer der Kunden, schnell und zuverlässig beliefert zu werden, eine Antwort bieten.
Insofern können die Aktivitäten im Teilsegment Stückguttransporte aufgrund der Nachfrage aus allen Wirtschaftsbereichen tatsächlich als Gradmesser für die Entwicklung der deutschen Wirtschaft dienen, aber auch aufgrund der Wichtigkeit für die mittelständischen Unternehmen in Deutschland als wichtiges Rückgrat bezeichnet werden.
In diesem Blog sollen Sie einen Einblick in die Entwicklung der unterschiedlichen Segmente der Logistik bekommen. Da die Logistik eine Querschnittsfunktion durch alle Branchen ist, finden Sie hier monatlich wechselnde Schwerpunkte, die sich einerseits aus den Kurzfristprognosen speisen, die wöchentlich in der DVZ veröffentlicht werden, und andererseits aus aktuellen Veränderungen und Geschehnissen. Informationen werden also in den Kontext ihrer Auswirkungen auf die Entwicklung der Logistik in Deutschland gestellt.
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