„Fahrermangel“ – dieses Buzzword ist in aller Munde. Ich will hier über einen kleinen Aspekt des Themas berichten – nämlich den Lkw-Führerschein selbst. 1996, da arbeitete ich noch in einer Spedition im Bereich Disposition und Fuhrpark, habe ich meinen Lkw-Führerschein gemacht, zusammen mit dem Motorradführerschein. Ich wollte mehr über die Lkw-Technik lernen, qualifizierter mit den Fahrern sprechen können und später mal, als Rentnerin, mit einem ganz großen Wohnmobil durch Europa fahren…
Ein paar Überführungsfahrten und auch ein bis zwei Fernverkehrstouren habe ich dann gemacht. Seither weiß ich ganz anders zu würdigen, was ein Lkw-Fahrer leistet!
Billig war diese Erfahrung damals nicht, allein der Lkw-Führerschein hat rund 2.000 Euro gekostet – zum Teil allerdings auch dadurch bedingt, dass ich nicht so besonderes talentiert war und rückwärtsfahren mit einem Lkw auch eben nicht so einfach ist… Verglichen mit heutigen Kosten war es aber immer noch ein echtes Schnäppchen, denn heute spricht man von Kosten in Höhe von acht bis zehntausend Euro für den Lkw-Führerschein, dann allerdings einschließlich der Module für die Berufskraftfahrerqualifikation, aber dazu später mehr.
Und damals dachte man auch noch, den Lkw-Führerschein mache man quasi „fürs Leben“, so wie beim Pkw-Führerschein, und das war zunächst ja auch so. Dann kam die Führerscheinreform von 1998 und führte Befristungen für Lkw-Führerscheine auf fünf Jahre ein, zudem reicht der normale Pkw-Führerschein nur noch bis 3,5 to zulässigem Gesamtgewicht. Und für das Ziehen von Anhängern benötigt man eine Erweiterung des Führerscheins. Zugleich wurden die heutigen Führerscheinklassen neu bezeichnet und die Führerscheine im Scheckkartenformat eingeführt.
Damals war also klar, dass ich meinen alten „rosa Lappen“ würde verlängern lassen müssen, sobald ich 50 werde und das dann auch alle fünf Jahre wiederholen muss… Hierzu benötigt man:
- ein Attest vom Augenarzt (zwei Untersuchungstermine und 90 Euro),
- ein Attest vom Hausarzt (ein kompletter Check-up mit Blutuntersuchung, EKG etc., wieder zwei Untersuchungstermine und 80 Euro)
- aktuelle Passbilder, da hatte ich Glück, die hatte ich noch.
Die Beantragung bei der Gemeinde hat dann noch einmal 42,50 Euro gekostet. In Summe waren es also 212,50 Euro. Dafür kann beziehungsweise darf ich jetzt weiter davon träumen, als Rentnerin mit einem großen Wohnmobil durch Europa zu reisen.
Und für mich war das ja vergleichsweise einfach zu organisieren, denn im Büro haben wir Gleitzeit: Termin machen, hingehen fertig… Ein echter Lkw-Fahrer aber, wohlmöglich im Fernverkehr, müsste für diese Untersuchungstermine vermutlich Urlaub nehmen.
Aber das bedeutet auch, dass jemand, der mal den Lkw-Führerschien gemacht hat, diesen aber nicht mehr benötigt, die Kosten und Mühen für die Verlängerung nicht auf sich nehmen wird. Und damit ist wieder ein potenzieller Fahrer, zumindest ein Aushilfsfahrer, vom Markt verschwunden.
Nun habe ich zwar einen verlängerten Führerschein, aber als Berufskraftfahrerin könnte ich noch immer nicht „aushelfen“.
- Die gute alte Tachoscheibe ist ja inzwischen Geschichte. Und mir fehlt die Fahrerkarte, die für die neuen elektronischen Fahrtenschreiber erforderlich ist. Die könnte ich bei meiner Gemeinde gegen eine Gebühr von rund 70 Euro beantragen.
- Außerdem fehlt mir die so genannte Berufskraftfahrerqualifikation. Die wurde 2009 eingeführt, mit einer fünfjährigen Übergangsfrist. Seit September 2014 ist diese neben dem Führerschein zwingend erforderlich. Man bekommt sie nach einer Ausbildung zum Berufskraftfahrer, per Prüfung vor der IHK oder über die Teilnahme an fünf Fortbildungen, die oft Module genannt werden. Mit den entsprechenden Prüfungs- bzw. Teilnahmebescheinigungen kann man sich beim Meldeamt die Schlüsselzahl 95 eintragen lassen und dann als Berufskraftfahrer „loslegen“ … Für meinen Wohnmobiltraum brauche ich die nicht, deshalb verzichte ich auch die „95“.
- Lkw-Fahrer benötigen in der Regel auch noch einen Gefahrgutschein, damit sie Gefahrgut befördern dürfen. Häufig wird auch ein Staplerschein vorausgesetzt, weil am Be- bzw. Entladeort oft Mithilfe erwartet wird.
All diese ergänzenden Daten und Fristen müssen in Transportunternehmen natürlich Fahrerbezogen verwaltet werden, hinzu kommt eine mindestens zwei Mal im Jahr durchzuführende Führerscheinkontrolle.
Führerscheinkontrollen sind übrigens auch für die Halter von Pkw-Flotten relevant – aber das ist ein anderes spannendes Thema.
Ihre Susanne Großkopf-Nehls
P.S.: Bitte sehen Sie mir ein paar inhaltliche Unschärfen nach, ich wollte es nicht zu kompliziert manchen.
Das stelle ich im Zuge meiner Arbeit immer wieder ganz schnell fest, wer meiner Ansprechpartner in den Transportunternehmen einen LKW Führerschein hat und wer nicht.
Diese Wertschätzung, die einem LKW-Fahrer gegenüber aufgebaut wird, steigt durch diese hautnahe Erfahrung meist enorm.
Deshalb bin ich auch der Meinung wer Recruiting für LKW-Fahrer anbietet wie wir es tun unter https://lkw-fahrer-finden.com der sollte selbst mal LKWs gelenkt haben. Ansonsten ist es sehr schwer eine Kommunikation auf Augenhöhe zu führen, in der sich ein LKW Fahrer gut fühlt.
Danke für die tollen Einblicke und gute Fahrt auf den Reisen mit Ihrem Wohnmobil.
Beste Grüße
David Mederake
PS: Meinen LKW-Führerschein inklusive “95” Eintrag habe ich 2013 gemacht und da lag der bereits bei 13500,-. Da Preise eher steigen wird es zwischenzeitlich nun noch mehr sein