Der Wirtschaftsboom zeigt Effekte auf die Preise: Nicht nur, dass die Kosten für Maut, Personal oder Treibstoff steigen, auch die Kapazitäten sind schon seit Jahren knapp. Konsequenz: Die Meldungen über Preissteigerungen nehmen zu. Hier eine kleine Zusammenstellung ohne Anspruch auf Repräsentativität oder gar Vollständigkeit.
1. KEP – Netzausbau und Fahrermangel
Zahlreiche Paketunternehmen haben bereits angekündigt, die Preise anzuheben (laut Berichten in der DVZ bspw. DHL Paket oder DHL Express sowie Hermes). Dies sind Reaktionen auf die Notwendigkeit des Netzausbaus und den Fahrermangel aufgrund der stark wachsenden Paketmengen, insbesondere in der Peak-Zeit vor Weihnachten. Dann liegen die Nerven der Kunden (Versender wie auch Empfänger) besonders blank und es ist entscheidend, dass die bestellte Ware auch pünktlich ankommt. Fahrer, Fahrzeuge und Sortierkapazitäten müssen ausreichend verfügbar sein. Die Dienstleister müssen mit großen Kapazitätssprüngen umgehen – und das kostet bekanntlich Geld. Wie die Paketunternehmen schlussendlich reagieren, wird sich zeigen. Eine weitere Herausforderung besteht in diesem Teilsegment des Straßengüterverkehrs darin, dass ein externer Player (Amazon) den Markt aufwirbelt.
2. Stückgutverkehre – hohe Personalkosten
Nach dem DSLV-Kostenindex für Stückgut, erstellt von FORLOGIC, sind die gesamten Abwicklungskosten einer Stückgutsendung in HJ1/2018 im Vergleich zu HJ1/2017 um 6,6 Prozent gestiegen. Der wesentliche Treiber sind die Personalkosten, die um 10,3 Prozent gestiegen sein sollen. Der Treibstoff hat nach den Untersuchungen noch einen relativ geringen Anstieg in Höhe von 2,5 Prozent erfahren. Hinzu kommen die Mautkosten, die demnach um 2,1 Prozent zugenommen haben. Im Stückgutsegment die Preise anzuheben, ist in 2018 wohl geglückt, wie die DVZ berichtet. Wie breit diese Preiserhöhungen aber durchgesetzt werden können, insbesondere bei Großkunden, ist naturgemäß unbekannt.
3. Ladungsverkehr – Maut und Koordinationsaufwand
Auch im Ladungsverkehrssegment, das in hohem Maße internationale Strecken bedient, spielen Personal, Treibstoff und Maut eine große Rolle – so groß sogar, dass Großflottenbetreiber zweistellige Preiserhöhungen in den Raum stellen, weil sie die Herausforderung durch Kostensteigerungen so deutlich spüren– das berichtet die Verkehrsrundschau. Hinzu kommen gesetzliche Auflagen wie bspw. der aktuell diskutierte Vorschlag, dass LKW-Fahrer ihre regelmäßigen wöchentlichen Ruhezeiten von mindestens 45 Stunden nicht mehr in der Fahrerkabine verbringen dürfen (siehe dazu auch einen interessanten Beitrag von Prof. Klaus in der DVZ). Diese Auflagen bedeuten nicht nur Koordinationsaufwand, sondern auch Kostenzuwachs.
4. Transporte mit Spezialequipment – besonders hohe Anforderungen
Dass sich die Unternehmen im Segment für Transporte mit Spezialequipment nicht zurückhalten können, ist nachvollziehbar (laut DVZ bspw. die Nagel Group). Das Personal ist noch schwieriger zu finden, da nicht selten Fachqualifikationen notwendig sind. Auch ist das Equipment schwerer zu disponieren, da das Gut oft bestimmte Eigenschaften hat bzw. haben muss.
Fazit
In allen Transportsegmenten ist entsprechend mit Preisanstiegen zu rechnen – offen bleibt die Höhe. Diese zu quantifizieren, könnte auf Basis der hier zitierten Berichterstattung möglich sein, da konkrete Zahlen angegeben sind. Ob diese aber auch immer erreicht werden, steht auf einem anderen Blatt. Höhere Auslastungen bringen Zusatzumsatz auf die Kapazität, der die Kosten wiederum kompensieren hilft (auch wenn dies wohl beim DSLV-Kostenindex schon eingeflossen ist). Zudem kann mit Hilfe von Digitalisierungswerkzeugen tendenziell noch „Luft aus dem LKW gelassen werden“ (dazu mehr in einem späteren Blog). Diese Argumente werden sich viele Logistikdienstleister anhören müssen, wenn sie höhere Preise bei ihren Kunden erreichen wollen. Ihre Position ist aktuell noch gut. Jedoch wird es interessant, wie 2019 verlaufen wird. Die aktuellen Diskussionen lassen dunkle Wolken am Konjunkturhorizont erahnen. Ob und in welchem Maße diese tatsächlich aufziehen, diskutieren die Logistikweisen auf ihrem Herbstgipfel Ende September. Die Ergebnisse werden auf dem Deutschen Logistik-Kongress in Berlin präsentiert und auch in einem späteren Beitrag hier auf dem BVL-Blog zusammengefasst.
Dies Thema wird in zwei Sequenzen auf dem 35. Deutschen Logistik-Kongress vertieft:
1.
Was sichert den Erfolg in der Transportlogistik von morgen? (E3)
Eine Diskussion mit Dr. Andreas Biesenbach, Bayer AG, Matthias Braun, Volkswagen Konzernlogistik, Hubertus Kobernuss, Kobernuss Logistik, Steffen Riedel, Eckes-Granini, Impulsvortrag von Professor Dirk Lohre, Hochschule Heilbronn, die Moderation übernimmt Kai Althoff von 4flow.
2 .
Neues aus den Logistik-Think-Tanks (E4)
Hier gibt es einen Vortrag von Dr. Andreas Backhaus, darin stellt er den aktuellen Bericht der Logistikweisen vor.
Weitere
Super geschriebener und informativer Artikel :-). Eine sehr gute Aufstellung. In diesen Blog werde ich mich noch richtig einlesen