Grüner werden auch ohne großes Budget
Tausende Jugendliche haben sich inzwischen der Bewegung „Fridays for Future“ angeschlossen und setzen sich weltweit für den Klimaschutz ein. Mit ihrem Protest schlägt Greta Thunberg ordentlich Wellen und regt viele Menschen zum Nachdenken an. Macht es denn wirklich einen Unterschied, mit dem Fahrrad oder mit dem Auto die Brötchen zu holen? Ja, absolut. Jeder einzelne muss verantwortungsvoll handeln und wir als Logistiker um so mehr. Jeder noch so kleine Beitrag zählt. Ein Transport- und Logistikunternehmen kann es sich heute nicht mehr leisten, nicht ökologisch zu denken. Während große und mittelständische Unternehmen sich mit dem Einsatz von alternativen Antrieben und nachhaltig anspruchsvollen Immobilienkonzepten beschäftigen, stehen kleinere Firmen jedoch oft zögerlich vor der Herausforderung, ihren Ressourceneinsatz zu optimieren. Wo anfangen? Und von welchem Geld? Bei grüner Logistik denken die meisten Menschen an den Transport mit Flugzeug, Schiff und LKW. Wie Fracht möglichst umweltverträglich von A nach B geschafft wird, ist bestimmt die vordergründige Herausforderung für den ökologischen Fußabdruck. Entlang der Supply Chain ranken sich jedoch viele kleine zu begrünende Felder, die anstatt hoher Investitionen vor allem zielgerichtetes Handeln und Willenskraft erfordern.
Batterie-Trucks wollen grüne Logistik-Geschichte schreiben
Die Ziele sind hochgesteckt. Seit Mitte Februar ist klar, dass auch die Hersteller schwerer LKW ab 16 Tonnen künftig mehr für den Klimaschutz tun müssen. EU-Parlament, EU-Kommission und Ministerrat einigten sich auf feste Einsparziele: Ausgehend vom Jahr 2019, müssen die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 30 Prozent gesenkt werden. Bereits 2025 sollen 15 Prozent geschafft sein. Die Automobilindustrie hinkt hinterher, schickte aber erste batteriebetriebene Trucks auf die Straße. Dieses Jahr folgen die Entwicklungen verschiedener Hersteller, zunächst als Kleinserien. Eine Entwicklung, die grüne Logistik-Geschichte schreiben könnte, wenn denn alles bezüglich Reichweite und bundesweitem Lade-Netzwerk funktioniert. Erst 2021 soll der Elektro-LKW in Serie gebaut werden. Bis dahin werden Alltagsnutzen, Energieverbrauch und Wirtschaftlichkeit getestet.
Auch kleine Veränderungen machen den Unterschied
Neben dieser großen LKW-Nummer gibt es eine Menge anderer Themen. Augen auf! Wer nicht in kraftstoffsparende Technologien investieren kann, muss nicht lange nach Optimierungsmöglichkeiten suchen. Egal welcher Bereich, welches Logistiksegment, welcher Prozess – überall lassen sich Stellschrauben noch ein Stück in die richtige Richtung drehen. Nachhaltigkeit wird wichtiger, betonen Firmen und Verbände. Aber immer wieder hapert es bei der Umsetzung, weil das Bewusstsein nicht klar ist. Die allererste Weichenstellung ist die Definition der eigenen Ziele und die daraus entstehende Motivation, wirklich etwas ändern zu wollen.
Grüne Logistik aus Überzeugung
Jedes Unternehmen kann sein eigenes Tempo vorgeben. Es müssen nicht immer die innovativsten Technologien sein. Wichtig ist, dass das Management die Mitarbeiter überzeugt und alle gemeinsam an einem Strang ziehen. Kleine Maßnahmen in der Büroorganisation wie Reduzierung des Papierverbrauchs und Abschaffung von Kaffeekapsel-Maschinen sind wunderbare Scharfsteller für Sensibilisierung auf Umweltthemen und Neuordnung von logistischen Zusammenhängen. Grüne Logistik ist kein Produkt, sondern eine Doktrin. Sie gehört mit jeder denkbaren Selbstverständlichkeit zu der Unternehmenskultur und ist der Antreiber für weiteres Handeln im Einklang mit der Natur.
Training für umweltbewusstes Fahren
Natürlich sind Photovoltaikanlagen, neueste Routenplanungssoftware, emissionsreduzierte Fahrzeuge und Öko-Gebäude fortschrittliche Maßnahmen und sehr wichtig für die Entwicklung der Branche. Aber auch die kleineren Handgriffe sind für den großen Wurf entscheidend. Um ökologischer zu handeln, muss ein Unternehmen nicht seine Transportflotte mit verbrauchsarmen Fahrzeugen ausstatten. Allein eine gut organisierte Kommunikation zwischen Fahrer und Zentrale kann helfen, Staus zu vermeiden und die jeweils optimale Route zu wählen. Auch Maßnahmen wie LED-Leuchten und Fahrertraining für umweltbewusstes Fahren sind bestimmt erschwinglicher und schlagen mit reduzierten Emissionen zu Buche.
Jeder nach seinen Möglichkeiten
Nur jede fünfte deutsche Spedition verfügt über ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem und Standards zur Berechnung von Treibhausgasemissionen. Die Anforderungen kommen zumeist von den Auftraggebern, die damit Ihre Supply Chain grün halten. Ein sofortiger Nutzen ist bei solchen Maßnahmen nicht zu erwarten. Denn im Idealfall sollte es um die langfristige Wirkung vieler grüner Maßnahmen gehen. Natürlich lauern bei der Umsetzung überall Unbequemlichkeiten, denn Gewohnheiten können in Unternehmen manchmal zu lähmenden Lasten werden. Aber wer grüner werden möchte, der durchbricht alte Gewohnheiten, arbeitet pragmatisch und der betreibt an allen Ecken seines Unternehmens Umweltschutz. Ob Büro, Lager, Straße oder Schiene, im Kleinen oder im Großen – der Mix macht`s. Eine ausgewogene Mischung an Umweltmaßnahmen ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Bilanz. „Fridays for Future“ ist heute in aller Munde. Unsere Parole lautet „Logistics for Future“. Wenn jeder Logistik-Dienstleister, ob Global Player, Mittelstand oder kleines Unternehmen, sich einem übergeordneten Ziel verschreibt und in seinen Möglichkeiten handelt, machen wir alles richtig auf dem Weg in eine umweltbewusste und erfolgreiche Logistikbranche.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
Leave a Reply