Nun gehen auch die vielen Veranstaltungen des ersten Halbjahres 2019 in die Sommerferien. Wie immer waren sie gespickt mit vielen wichtigen, interessanten, informativen Vorträgen – viele wie immer leider auch noch 2019 nur bedingt verständlich, vom Inhalt, von der Sprache, von unlesbaren Charts, wegen der Technik!
Wir fliegen zum Mond, technisch einwandfrei arbeitende Übertragungs-Einrichtungen bleiben Mangelware.
- Charts sind seit etwa 1950 – damals arbeitete man noch mit dem Bildwerfer oder Epidiaskop – unverändert oft zu eng beschrieben, statt kurzer klarer Aussagen – und wenn dann Vortragende sagen: „Wie Sie sehen“, möchte man ergänzen: “sehen Sie nichts“.
- Sprache und Aussprache bleiben vielfach verbesserungswürdig, um es milde ausdrücken: da fehlt die Betonung, die Aussprache ist Dialekt-gefärbt und fremdsprachliche Referenten (ich bleibe hier speziell „männlich“) setzen einfach voraus, dass die Zuhörer z. B. auf „amerikanisch“ getrimmt sind, oder dass diese ihr ungenügendes Englisch verstehen.
- Dem Fachjargon inhaltlich zu folgen ist oft harte und unnötige Arbeit.
Ich weiß, wie schwierig es oft ist, fachlich und sprachlich gute oder auch speziell geeignete Referentinnen und Referenten zu gewinnen. Aber ist es denn sinnvoll und bei heutigen Informations-Technologien erforderlich, Foren, Tagungen und Kongresse inhaltlich bzw. in den Programmen so „voll zu knallen“, dass die Teilnehmer gar keine Chance haben, die persönlich interessierenden Vorträge zu hören? Oder im Kauf nehmen müssen, beim „Hin- und Herspringen“ Wesentliches zu versäumen, was besonders bitter wird, wenn man Texte später nicht nachlesen kann?
Wie vielfach beim Deutschen Logistik-Kongress der BVL – oder auch nur bei einem Chemieforum im Frühjahr: ein aktiver 40er trug mit klarer Stimme, aber überladenen Charts ein Thema vor, bei dem ein mitleidender Nachbar mich plötzlich fragte: „Was meint er eigentlich?“. Die Krone war, dass der Professor, der die Untersuchung wissenschaftlich begleitete und sich in Lobhudeleien des Referenten sonnte, ein Chart mit einer Kalkulation zeigte, auf dem vor lauter Zahlen nichts zu erkennen war, mit den Worten kommentierte: „Damit Sie sehen, wie wir rechnen“.
`This kiss´ – ist eine alte englische Regel: “Think simple, keep it short and simple”. Nicht immer möglich, aber grundsätzlich zu beherzigen. Da gibt es die ganz positiven Beispiele: Vorträge von Prof. ten Hompel, Geschäftsführender Institutsleiter Fraunhofer Institut IML, oder von Prof. Wimmer, Geschäftsführer der BVL, um nur zwei zu nennen. Auf den Punkt, verständlich, klar – der Vortrag ist des Redners Glück! (Zitat früherer Gl Vors. Kühne & Nagel).
Ach, ja: bei der BVL-Mitgliederversammlung 2019 auf der transport logistic Messe in München, reichten die Charts von der Decke bis zum Boden. Die wichtigsten Zahlen waren daher ab Reihe Vier nicht mehr lesbar!
Recitatores – oh, Ihr Vortragenden: vergeudet nicht Eure Zeit und die Eurer Zuhörer. Wir kommen von weit, um Euch zu hören, Neues zu lernen, uns zu informieren, in den Themen zu bleiben. Bitte formuliert so, dass auch der Themenfremde neue Erkenntnisse mitnehmen kann, sprecht deutlich, besonders, wenn in Englisch vorgetragen wird, und zeigt Charts, die auch in den hinteren Reihen gut erkennbar sind!
Und Ihr Techniker: bietet Übertragungsanlagen, mit denen auch schlechter Hörende die Inhalte verstehen– und ggf. mit diskutieren können. In diesem Zusammenhang eine letzte Bitte: Ihr Veranstalter lasst, wie heute eigentlich selbstredend, die Inter-Kommunikation zu – im Anschluss an den jeweiligen Vortrag, nicht erst am Schluss der gesamten Sequenz. Sonst bleibt es kein Wunder, wenn Moderatoren auf die Aussage: “Sie haben sicher viele Fragen“, nur wenige Reaktionen erhalten – wenn überhaupt.
There is room for improvement – mit BVL wird alles gut – denn sie macht uns richtig Mut!
In diesem Sinne: Hört auf zu jammern, MACHT!
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