Philipp Liegl ist Managing Director von ecosio und wird auf dem Forum Ersatzteillogistik am 2. März in Nürnberg zu dem Thema „Quo vadis Ersatzteillogistik und elektronischer Datenaustausch“ sprechen. Im Vorfeld beantwortet er fünf Fragen zu ecosio und den aktuellen Herausforderungen im After Sales Markt.
BVL: Herr Liegl, können Sie uns kurz umreißen, was ecosio anbietet?
Liegl: ecosio ist ein EDI-(Engl.: Electronic Data Interchange) und E-Rechnungsdienstleister, der elektronischen Datenaustausch als Fully-Managed-Service anbietet. Kurz gesagt, wir realisieren Verbindungen zwischen Unternehmen, damit diese Unternehmen Daten strukturiert austauschen können.
BVL: Wie kann ein solches EDI-System im After-Sales-Market unterstützen?
Liegl: Die automatisierte Kommunikation zwischen den beteiligten Parteien, im After-Sales beispielsweise zwischen Herstellern und Kunden, verkürzt die Beschaffungswege, weil die Kommunikation ohne Störung abgehandelt wird. Die Information, dass z. B. ein Verschleißteil ersetzt werden muss, ist in Sekunden fehlerfrei von dem einen System an das andere übermittelt, das beschleunigt natürlich den Dispatch. Das spart Zeit und damit Geld – und das bei deutlich geringerem Risiko.
Gerade bei komplexen Maschinen, wie zum Beispiel einer Abfüllanlage bei Coca-Cola, spielt die Ersatzteilbeschaffung eine wichtige Rolle. Die Maschine kostet mehrere Millionen Euro – das ist eine Rechnung –, hat aber enorm viele Verschleißteile. Da ist ein EDI-System für den reibungslosen Ablauf unabdingbar.
Ein weiterer Vorteil ist das Trustbuilding. Im Ersatzteilmarkt sind gefälschte Ersatzteile ein zunehmendes Problem. Wird über ein EDI-System bestellt, ist sichergestellt, dass das Ersatzteil immer vom richtigen Hersteller kommt.
BVL: Was sind die großen Herausforderungen in der Ersatzteillogistik, gerade auch in Hinsicht auf die jetzige politische und wirtschaftliche Situation?
Liegl: Da gibt es zwei große Themen: in erster Linie natürlich die Verfügbarkeit. Ersatzteile müssen rechtzeitig verfügbar sein, damit der Ablauf im Unternehmen nicht gestört wird. Zum anderen ist da die Herausforderung, die Digitalisierung in die Prozesse der Unternehmen zu bringen. Da gibt es bei EDI-Umsetzungen immer Punkte, wo es kompliziert werden kann: Die Datenqualität muss stimmen, das ERP-System (Engl.: Enterprise Resource Planning, ERP) muss korrekt konfiguriert werden, Standards müssen definiert werden und gewisse Nachrichten-Typen müssen unterstützt werden. Außerdem ist ein laufendes Monitoring unerlässlich, sodass bei möglichen Störungen in der Zustellung von EDI-Nachrichten sofort proaktiv reagiert werden kann. Auf Lieferantenseite müssen die Voraussetzungen für eine EDI-Kommunikation ebenfalls gegeben sein – das ist gerade bei kleineren Unternehmen oft eine Herausforderung. Stelle ich das benötigte Ersatzteil nicht selber her, sondern muss ich auch noch einen lizenzierten Lieferanten integrieren, wird das Ganze natürlich noch komplexer.
BVL: Die Kollaboration aller Akteure der Supplychain ist also enorm wichtig?
Liegl: Korrekt. Der automatisierte Datenaustausch kann nur funktionieren, wenn alle beteiligten Unternehmen miteinander verbunden sind. Und zwar nicht nur auf der technischen Ebene (das ist der einfachere Teil), sondern auch auf der prozessualen Ebene. Da stoßen klassische Maschinenbauer oft an ihre Grenzen. Die Kundenbasis ist groß und sehr heterogen und da braucht es für ein funktionierendes EDI-System jede Menge Know-how und Manpower, die intern oft nicht vorhanden sind. Hier lohnt es sich, wenn sich alle auf ihre Stärken konzentrieren – die meisten Maschinenbauer bauen hervorragende Maschinen, sind aber eben nicht zwangsweise gute EDI-Dienstleister. Da kommen wir dann ins Spiel.
BVL: Was erwarteten Sie von Ihrer Teilnahme am Forum Ersatzteillogistik?
Liegl: Wir freuen uns auf den direkten Kontakt und die Resonanz aus erster Hand. Was sind aktuell die großen Herausforderungen und Schwerpunkt-Themen, die die Ersatzteillogistik beschäftigt, und die wir vielleicht noch nicht auf dem Schirm haben? Und wie können wir dann unterstützen und helfen, diese Probleme zu lösen?
BVL: Herr Liegl, vielen Dank für das Gespräch.
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