Erfolgsfaktor Branchen-Know-how
Der Trend zum Outsourcing logistischer Leistungen ist ungebrochen. Je weiter diese Leistungen über Transport und Lagerung hinausgehen, umso mehr wird die Zusammenarbeit mit Logistikern für Unternehmen zum Gewinn. Dies ist immer dann der Fall, wenn der Logistiker nicht nur spezifisches Branchen-Know-how mitbringt, sondern sich perfekt in die Prozesse seiner Kunden integriert.
In dieser Rolle arbeitet der Kontraktlogistiker nicht an der verlängerten Werkbank, sondern Hand in Hand mit seinem Auftraggeber. Als Spezialist, der auf die damit verbundenen Anforderungen bestens vorbereitet ist. Weil er die spezifischen Vorschriften und Richtlinien der Branche erfüllt. Weil er alle erforderlichen Qualifikationen und Zertifikate mitbringt. Weil er das Qualitätsverständnis seines Kunden teilt und gemeinsam mit ihm an innovativen Lösungen arbeitet.
Hoch industrialisierte Branchen wie die Automobil-, Chemie- oder Pharmaindustrie legen Wert auf Logistikpartner, die solche Fähigkeiten besitzen und auch das Selbstverständnis für eine Dienstleistung, die über das Normalmaß der Auftragserfüllung hinausgeht. Denn so wird der Logistiker zum „Enabler“ und damit zu einem Partner, der Kunden dabei hilft, immer komplexere Marktanforderungen erfolgreich zu lösen. Wer als Industrie- oder Handelsunternehmen einen solchen Partner gefunden hat, geht nicht selten eine längerfristige Vertragsbeziehung mit ihm ein.
Unternehmen profitieren von externem Know-how
Zielte Outsourcing lange Zeit darauf ab, die Fertigungstiefe zu reduzieren und Einsparungen zu erzielen, wird externes Know-how heute zum Wachstumstreiber. Unternehmen nutzen das Wissen der Logistikdienstleister, das diese über ihre jahrelange Branchenexpertise gesammelt haben. Es intern aufzubauen, würde sehr viel Zeit und Geld kosten. Auch das Anwerben von Spezialisten, zum Beispiel mit speziellen Informatikkenntnissen, ist meist sehr teuer und in Zeiten des Fachkräftemangels immer aufwendiger.
Die Entwicklung zum Branchen-Experten ist für Logistiker eine Chance, aber zugleich eine Herausforderung. Denn was bedeutet dies für das eigene Produkt- und Dienstleistungsportfolio und auch für die Mitarbeiter? Know-how muss auf hohem Level aufgebaut werden. Es gibt kein Schema F. Jeder Auftraggeber schreibt seine eigenen Spielregeln und hat seine eigenen Fachthemen. Von Logistikern erwartet man, dass sie sich schnell hineindenken, sowohl globales Wissen rund um die Unternehmensabläufe aufbauen, als sich auch hochspezielle Umstände und Zusammenhänge erschließen. Sie müssen ihr Handwerk beherrschen und das des Kunden verstehen. Nur so können sie der steigenden Komplexität der Aufgaben gerecht werden und individuelle Lösungen entwickeln.
Die Kompetenz der Mitarbeiter entscheidet über die Qualität der Dienstleistung
Nur mit motivierten, bestens qualifizierten Mitarbeitern lassen sich die hoch anspruchsvollen Lösungen der Branchenlogistik erfüllen. Da kein Projekt dem anderen gleicht, müssen Mitarbeiter immer wieder von neuem produktspezifisch geschult und weiter qualifiziert werden. Denn je intensiver man sich in die Abläufe des Auftraggebers hineindenkt, desto erfolgreicher ist am Ende das Fulfillment.
GDP prüft Zuverlässigkeit, Qualität und Hygiene
Um das aufgebaute Wissen bestmöglich zu nutzen und in Prozessen zu kanalisieren, gibt es in vielen Branchen strenge Auflagen in Form von Zertifizierungen, Richtlinien, Pflichtschulungen sowie Vorgaben für Qualitätsmanagement nach EU-Vorgaben. Logistikdienstleister, die im Pharmabereich arbeiten, müssen unter anderem die EU-Vorgaben der Good-Distribution-Practice (GDP) erfüllen. Der Zertifizierungsprozess ist sehr anspruchsvoll, die Anforderungen an Logistikdienstleister sehr hoch. Die Bescheinigung der GDP-Practice belegt, dass die mit Lagerung und Transport von Pharmaprodukten verbundenen, von der EU vorgegebenen Standards erfüllt werden. Qualität, Sicherheit und Sauberkeit müssen in jeder Sekunde des Warenhandlings eingehalten werden. Im Fokus stehen temperaturgeführte Prozesse. Technische Einrichtungen wie Kühlzellen, Sensorik, Mapping und Monitoring, Prozesssicherheit, Temperaturdokumentation und Notfallkonzepte werden regelmäßig auf GDP überprüft.
Ein Zertifikat zu haben, ist ein Erfolg, aber letztendlich nur ein Etappensieg. Jetzt fängt die eigentliche Arbeit an. Die definierten Prozesse müssen gelebt werden. Regelmäßige Kontrollen gelten als Chance für nachhaltige Verbesserungen. Die kontinuierliche Dokumentation hilft, nicht stehen zu bleiben, sondern das System stetig weiterzuentwickeln.
In den vergangenen Jahren hat sich die Kontraktlogistik immer mehr dahin entwickelt, die gesamte Wertschöpfungs- und Lieferkette inklusive der vor- und nachgelagerten Prozesse neu zu gestalten. Ein Paradebeispiel ist die Automobilbranche. Hersteller holen Kontraktlogistiker immer näher an die Produktionslinie. Der Logistiker versorgt nicht nur, er integriert sich in den Herstellungsprozess. Er wird eins mit dem Produktionsteam. Er unterstützt die industrielle Fertigung. Er wird Teil des Qualitätsversprechens, das der Autobauer seinen Kunden liefert. Das setzt Branchen-Know-how voraus. Aber noch viel mehr die Bereitschaft, sich mit den Prozessen, den Zielen und der Kultur des Kundenunternehmens vertraut zu machen.
Gamebreaker Number One: Branchen-Know-how in Verbindung mit Vertrauen
Fazit: Nur Logistiker, die entsprechende Qualifikationen mitbringen, können den vielschichtigen Anforderungen in hoch industrialisieren Bereichen gerecht werden. Entscheidend ist, dass das spezifische Know-how in Theorie und Praxis vorhanden ist. Zahlreiche, regelmäßig wiederkehrende Vorgaben in Form von Zertifizierungen, ISO-Richtlinien und Audits helfen, das Level auf einem hohen Niveau zu halten. Die beste Auszeichnung und die besten Noten bringen jedoch nichts, wenn zwischen Auftraggeber und Dienstleister keine vertrauensvolle Verbindung besteht. Das prozessorientierte Know-how ist die Pflicht, aber dem Kunden auch das Gefühl zu geben, ihn in seinem Business-Szenario verstanden zu haben, die Kür. Auftraggeber und Auftragnehmer benötigen gleichermaßen Verlässlichkeit und den Gedanken des „Miteinander“.
Über Yeliz Kavak-Küstner
Yeliz Kavak-Küstner ist Leiterin Marketing, PR & New Business bei pfenning logistics, einem der führenden Kontrakt- und Handelslogistiker in Deutschland. Seit 2012 im Unternehmen hat die studierte Sprach- und Kulturwissenschaftlerin zahlreiche Maßnahmen zur Neuausrichtung des Logistikers realisiert, darunter eine Employer Branding-Kampagnen für Lkw-Fahrer und die Positionierung eines Logistikzentrums nach DGNB Platin-Standard. Erste Logistik-Station in ihrer Marketingkarriere war das Unternehmen GEODIS. Für GEODIS Deutschland hat sie die Marketingkommunikation als eigene Abteilung aufgebaut.
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